Das letzte Mal, als sich der ASV Hamm-Westfalen vor der Nationalmannschaftspause einen Ausrutscher erlaubte, haben die Handballer der SG BBM Bietigheim kein Kapital daraus geschlagen. Anders an diesem Wochenende: Während der Erstliga-Absteiger aus Westfalen am Mittwoch sein vorgezogenes Spiel bei den Eulen Ludwigshafen mit 31:32 verlor, gewann die Mannschaft von Trainer Iker Romero bei GWD Minden mit 33:30 (16:12) und ist damit mit zwei Punkten Vorsprung alleiniger Spitzenreiter der Zweiten Bundesliga. „Von oben spielt es sich immer etwas leichter – vor allem, wenn man weiß, dass man bisher gut performt hat. Doch wenn wir uns jetzt ausruhen, sind wir ganz schnell wieder Dritter, Vierter oder Fünfter. Es gibt keine leichten Spiele in der Zweiten Liga“, erklärt Dominik Claus am Mikrofon des Streamingdiensts Dyn.
SG BBM Bietigheim Claus: „So dreckige Spiele muss man auch gewinnen“
Die SG hat beim 33:30 bei GWD Minden bis in die Schlussphase alles im Griff, bringt den Erstliga-Absteiger durch Fehler bei Überzahl aber wieder ins Spiel.
Mindens Darmoul verletzt sich
Ein leichtes Spiel war es auch nicht beim Erstliga-Absteiger GWD Minden, obwohl die Bietigheimer die Partie bis in die Schlussphase hinein im Griff zu haben schienen. Nachdem sich Mindens Spielmacher Mohamed Amine Darmoul fast genau nach 17 Minuten eine Sprunggelenkverletzung zugezogen hatte, kam es zum Bruch im Spiel der Gastgeber. Die SG BBM zog von 9:9 auf 13:9 davon (23.).
Diesen Vorsprung verteidigten die Bietigheimer bis zum 24:20 (43.). Mit zwei Treffern in Folge von Kreisläufer Jonathan Fischer und Regisseur Juan de la Peña erhöhten die Gäste vor den 1409 Zuschauern in der Merkur-Arena in Lübbecke dann sogar auf 26:20. GWD-Trainer Adalsteinn Eyjolfsson zog die grüne Karte und nahm sich seine Spieler in einer Auszeit zur Brust. „Es geht um die Mentalität. Wir müssen endlich aufwachen“, sagte er eindringlich.
Seine Worte zeigten Wirkung. Zwar kassierten die Mindener direkt im Anschluss noch das 20:27 durch De la Peña. Doch in der Folge verkürzten sie trotz zweimaliger Unterzahl – erst saß Bjarni Ofeigur Valdimarsson, dann Mathias Bitsch eine Zeitstrafe ab – auf 25:28 (52.). Und beinahe wäre der Rückstand sogar um einen weiteren Treffer geschmolzen. Doch Kreisläufer Timo Stoyke scheiterte am Pfosten.
Nun hatte Romero genug. In seiner Auszeit ermahnte er seine Spieler, sie mögen bis zum Ende konzentriert bleiben (52.). Knapp fünf Minuten später war es llerdings doch passiert. GWD hatte durch einen Treffer von Rechtsaußen Max Staar auf 28:30 verkürzt (57.). Näher kamen die Mindener den Bietigheimern aber nicht mehr. Denn in der Folge legten die Gäste jeweils vor, GWD zog nur nach. Und Claus machte dann 17 Sekunden vor der Schlusssirene mit dem 33:30 endgültig den Deckel drauf.
SG bringt Vorsprung über die Zeit
„Wir sind gut reingekommen – auch gut in die zweite Halbzeit, waren echt gut vorne, haben dann aber gerade in der Überzahl Fehler eingebaut, was Minden wieder ins Spiel kommen ließ. Das war nicht gut von uns. Am Ende haben wir es aber zum Glück über die Zeit geschafft“, berichtet SG-Rückraumspieler Claus. „Es war nicht alles Gold, was glänzt. Aber so dreckige Spiele muss man auch gewinnen.“ Und Mindens Linksaußen Florian Kranzmann ergänzt: „Wir haben die SG in der ersten Halbzeit ein paar Tore zu weit wegziehen lassen und haben es dann nicht mehr geschafft, den Rückstand ganz aufzuholen. Wir haben zwar richtig gut gefightet und uns wieder rangekämpft, aber Bietigheim hat es sehr schlau gemacht und immer noch eine Lösung gefunden.“