SG BBM Bietigheim Dem Aufsteiger versagen wieder die Nerven

Von Niklas Braiger
Im letzten und entscheidenden Angriff kommt Nikola Vlahovic (am Ball) nicht an der Hamburger Defensive vorbei. Foto: /Mettken/PIX-Sportfotos

Nach einer bockstarken ersten Halbzeit mit 22 Toren bricht Bietigheim Mitte der zweiten Halbzeit ein. So verliert das Team von Iker Romero in Hamburg mit 36:37.

Es ist das alte Lied bei der SG BBM Bietigheim. Wie so oft in dieser Saison spielt der Aufsteiger in der Handball-Bundesliga lange auf Augenhöhe, bricht in Durchgang zwei und gegen Ende dann aber ein. So auch gegen den HSV Hamburg am Donnerstagabend: In Durchgang eins allein erzielt die SG 22 Tore, führt zwischenzeitlich mit 18:12 und ist klar besser. Auch zu Beginn der zweiten Hälfte sind sie mit 25:21 vorne, verzweifeln dann aber an Torwart Robin Haug und verlieren so mit 36:37.

In den Schlussminuten wird es dabei hochdramatisch: Beim 35:31 durch Andreas Magaard scheint die Partie bereits vorentschieden (53.). Doch die Gäste kommen dank zwei schneller Ballgewinne noch einmal ran, Gonzalo Perez gleicht eineinhalb Minuten vor Schluss zum 36:36 aus, der Spanier ist sowohl von Außen, wie auch vom Siebenmeterstrich sicher wie das Amen in der Kirche.

Schiedsrichter im Mittelpunkt

Hamburg bekommt noch einen Angriff, da die Schiedsrichter erst spät den Arm zum Zeitspiel hochnehmen, können sie auch viel Zeit von der Uhr nehmen. Magaard erzielt das 37:36 mit noch 15 Sekunden auf der Uhr, so hat die SG die Chance auf den späten Ausgleich. Erneut stehen die Unparteiischen im Mittelpunkt, die den Ellentälern einen großen Vorteil abpfeifen.

So kommt es, wie es kommen musste. Nach einem Freiwurf nimmt sich Nikola Vlahovic völlig überhastet einen Hüftwurf aus zwölf Metern, da ist noch genug Zeit für einen Spielzug auf der Uhr. Der Ball wird geblockt, Coach Iker Romero ist verständlicherweise fuchsteufelswild mit der Entscheidung seines Abwehrspezialisten. „Kämpferisch kann man uns glaube ich keinen Vorwurf machen“, sagt Dominik Claus nach der Partie und ergänzt enttäuscht: „Am Ende ist es wie so oft in der Saison, dass wir das Glück nicht auf unserer Seite haben.“

Kaum Abwehr, viel Tempo

Die Begegnung startet bereits mit dem Hochgeschwindigkeitshandball und viel Tempo. Beide Seiten spielen mit offenem Visier, die Abwehrreihen haben nichts zu melden. 8:9 steht es nach zehneinhalb Minuten aus Sicht der SG, dann bringt Bietigheims Coach Iker Romero im Tor Fredrik Genz, der für die Wende und bereits angesprochene klare Führung mit verantwortlich ist.

Doch wie gewonnen, so zerronnen. Zwar gleitet das Aufsteiger-Messer durch die HSV-Abwehr wie durch Butter, doch leistet man sich wie so oft den ein oder anderen technischen Fehler. So ist Romero beim Stand von nur noch 19:17 gezwungen, eine Auszeit zu nehmen (27.). Bis zur Pause hält sein Team den Vorsprung auf 22:19 aufrecht, Till Herrmann verwertet einen Abpraller drei Sekunden vor der Sirene.

„Der Glaube an die Mannschaft ist Wahnsinn“, lobt Genz in der Halbzeitpause am Mikrofon von Dyn seine Vorderleute und ergänzt: „Heute zählt purer Kampf. Wir haben noch etwas gut zu machen.“ Beim Gang in die Kabine hat der 27-Jährige bereits sieben Paraden und damit 41 Prozent gesammelt, El-Tayar, der seit Beginn im Kasten der Hausherren stand, kommt auf die gleiche Anzahl an Saves.

Akrobatisch von Perez

Auch nach dem Seitenwechsel behält die SG erst einmal die Oberhand, jedoch wird Haug, der für El-Tayar zwischen den Pfosten steht, immer mehr zum Faktor. Der kann in der 34. Minute dann aber auch nichts gegen den artistischen Treffer von Perez machen: Der Spanier bekommt mal wieder einen Abpraller und verwertet den hinter dem Rücken.

Doch den Gästen flattern zwanzig Minuten vor Schluss wieder die Nerven, vorne fehlt die Kaltschnäuzigkeit, hinten die Kompaktheit – Dinge, die man in Halbzeit eins noch an den Tag legte. So gleicht der HSV durch Niklas Weller erstmals seit dem 9:9 beim 25:25 wieder aus. Romero reagiert mit einer Auszeit. Doch der Angriff will weiterhin nicht funktionieren, wie noch zu Beginn, da Haug die Schützen zum Verzweifeln bringt. So gleitet der SG die Partie aus der Hand und die Niederlage ist in den Schlusssekunden besiegelt.

 
 
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