SG BBM Bietigheim Emotionaler Abschied von Christian Schäfer

Von Michael Nachreiner
Auf dieses Bild werden die Fans der SG BBM Bietigheim in Zukunft verzichten müssen: Rechtsaußen Christian Schäfer (Mitte) lässt DRHV-Torwart Janik Patzwaldt keine Chance. Foto: Ralf Poller/Avanti

Der Rechtsaußen der SG BBM bestreitet beim 35:35 gegen den Dessau-Roßlauer HV zum Saisonabschluss der Zweiten Liga sein letztes Spiel im Bietigheimer Trikot.

Christian Schäfer versagt mehrmals die Stimme, als der Rechtsaußen nach dem 35:35-Unentschieden der SG BBM Bietigheim gegen den Dessau-Roßlauer HV bei seiner Verabschiedung das Mikrofon in der Ege-Trans-Arena ergreift, während sein Trikot unter das Hallendach gezogen wurde. „Zum Ende meiner Karriere ist es Zeit, Danke zu sagen“, erklärt der 35-Jährige – an aktuelle und ehemalige Mitspieler und Trainer, an die medizinische Abteilung, an die Sponsoren sowie an die Fans. „Ein besonderer Dank geht an meine Familie, dass ihr mir immer den Rücken freigehalten habt, ohne das wäre es nicht möglich gewesen, solche Leistungen zu bringen. Und auch Danke, dass ihr immer Verständnis hattet, wenn ich beim Handball war oder wenn ich zu Hause wegen des Sports schlechte Laune hatte.“

Der Routinier hat gegen den DRHV sein letztes Spiel im Trikot der SG BBM bestritten und tritt als Rekordspieler des Klubs mit mehr als 540 Partien in der Ersten und Zweiten Bundesliga sowie als Rekordtorschütze des Vereins mit mehr als 2500 Treffern, darunter mehr als 1000 verwandelten Siebenmetern, ab. „Die letzten zwei, drei Tage war es schon sehr emotional. Im Spiel war es dann Handball“, berichtet Schäfer.

Kein Rhythmus in Halbzeit eins

Die Bietigheimer kamen aber schwer in die Partie. Nach knapp zehn Minuten lagen sie mit 2:5 zurück. Gut zwölf Minuten später war der Rückstand sogar auf 8:14 angewachsen (22.). Mit einem Flipper-Tor von Tom Wolf zum 9:14 – der Ball sprang vom Pfosten an den Rücken von Gäste-Torwart Janik Patzwaldt und von dort ins Netz – startete die SG eine kleine Aufholjagd. Auf mehr als auf 14:16 kam sie aber nicht heran (28.). Die Seiten wurden bei 14:18-Rückstand der Gastgeber gewechselt.

„Ich war nicht zufrieden, wie wir das gemacht haben. In der ersten Halbzeit waren wir unkonzentriert“, ärgert sich Iker Romero. Dennoch blieb der SG-Trainer relativ ruhig. „Er war in der Pause in der Kabine deutlich weniger emotional, als er schon war. Aber er hat uns klar gemacht, dass es so nicht geht und wir so nicht auftreten können“, ergänzt Routinier Schäfer.

Nach dem Seitenwechsel stemmte sich vor allem Alexander Velz, der alle seine acht Tore in den zweiten 30 Minuten erzielte, gegen die drohende Niederlage und brachte die Bietigheimer in der 43. Minute auch mit 23:22 in Führung. Doch mit einem 7:1-Lauf zogen die Dessau-Roßlauer wieder auf 29:24 davon (49.). Die Gastgeber kämpften sich aber wieder auf 34:34 31 Sekunden vor dem Ende heran. Als Timo Löser mit seinem 14. Treffer des Tages fünf Sekunden vor der Sirene bei einer Sieben-zu-sechs-Überzahl den DRHV wieder mit 35:34 in Führung brachte, schien die Partie entschieden. Patzwaldt schaffte es aber nicht rechtzeitig zurück in seinen Kasten, sodass Fabian Wiederstein vom Anspiel weg den 35:35-Endstand zu erzielen.

Neun Personen verabschiedet

„Es war wichtig, dass wir nicht mit zwei Niederlagen aus der Saison rausgehen. Das hätte nicht das widergespiegelt, was wir in dieser Saison gespielt haben“, berichtet Schäfer. „Und mir war es besonders wichtig, dass ich nicht mit einer Niederlage vom Feld gehe. Da war ich froh, dass Fabian den noch reingemacht hat.“ Neben Routinier Schäfer, der seine Handballschuhe nach 17 Jahren bei der SG BBM an den Nagel hängt, wurden auch Velz, Max Öhler, Tim Kaulitz, Niklas Michalski, Mohamed Aly, Vincent Brenner, Jan Kanters und Co-Trainer Sebastià Salvat verabschiedet.

Für die Bietigheimer ging es bereits am Sonntag mit dem ersten Flieger um 5.50 Uhr für einen Kurztrip nach Mallorca. „Nach der Partie gibt es Schlafverbot. Dann müssen wir schauen, wie wir den Sonntag überleben. Und am Montag geben wir wieder Vollgas“, erklärt Velz, der zusammen mit Kreisläufer Jonathan Fischer ein farbliches Akzent setzte. Er hatte seine Wettschulden nach dem Aufstieg eingelöst und seine Haare blond gefärbt.

 
 
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