SG BBM Bietigheim Gänsehautmomente beim letzten Heimspiel der SG BBM

Von nac
Rückraumspielerin Julia Maidhof (mit der Meisterschale), die die SG BBM Bietigheim verlassen wird, feiert die Krönung zum Deutschen Meister mit ihren Mannschaftskameradinnen ausgelassen. Foto: /Marco Wolf

Bei der Verabschiedung der fünf Spielerinnen, die gehen, kullern tränen. Mit der Meisterschale feiern die Bietigheimerinnen bis weit in die Nacht.

Genau 53 Sekunden vor der Schlusssirene beim Bundesligaspiel der Handballerinnen der SG BBM Bietigheim gegen den Buxtehuder SV, das die Gastgeberinnen mit 37:18 (18:11) gewannen, kannten die Emotionen keine Grenzen mehr. SG-Trainer Markus Gaugisch hatte seine dritte Auszeit genommen – nicht aber, um seinen Spielerinnen noch mal Anweisungen zu geben, sondern um die langjährige Kapitänin Kim Naidzinavicius zu ehren, die das Viadukt-Team nach sieben Jahren in Richtung des Ligakonkurrenten HSG Bensheim/Auerbach verlässt. „Das war ein Gänsehautmoment, den sich Kim nach den Leistungen der letzten Jahre maximal verdient hat“, berichtet Sportdirektor Gerit Winnen.

Es kullern Tränen

Zum zweiten Mal an diesem Abend nach der Verabschiedung von Naidzinavicius, den Rückraumspielerinnen Julia Maidhof und Kerstin Kündig, Kreisläuferin Annika Meyer sowie Rechtsaußen Trine Østergaard, die die SG BBM verlassen werden, kullerten vor 2117 Zuschauern in der Ludwigsburger MHP-Arena Tränen. „Ich hatte vor dem Spiel gedacht, ich bekomme es hin, ohne groß Tränen zu vergießen. Aber es war ja zu erwarten, dass es emotional wird“, berichtet Naidzinavicius. „Außerdem bin ich nicht so der Mensch, der gerne in der Mitte steht und von allen angeschaut wird.“ Emotional mitgenommen wirkte auch Antje Döll – sie und die 32-Jährige sind eng befreundet. „Das war schwer heute. Und nächste Woche bei unserem letzten Saisonspiel wird es bestimmt noch schwerer. Ich kann mir gerade gar nicht vorstellen, dass die Vorbereitung startet und ,Kimmi‘ nicht dabei ist“, erklärt die Linksaußen der SG BBM.

Den ganzen Abend standen die fünf Spielerinnen, die Bietigheim verlassen im Mittelpunkt. Trainer Markus Gaugisch, der ebenfalls verabschiedet wurde, weil er sich nach der Saison auf seine Aufgabe als Bundestrainer der deutschen Nationalmannschaft konzentriert, ließ vier der fünf starten – nur Kündig musste zunächst von der Bank aus zusehen. Und auch die letzte Viertelstunde standen die scheidenden Spielerinnen wieder auf der Platte. „Das haben sie sich verdient. Es waren auch Leute dabei, die in anderen Teams viel mehr spielen würden. Dennoch hatte ich das Gefühl, dass sie immer im Training und in den Zusatzeinheiten Input mitgenommen haben, auch wenn sie aufgrund ihrer Einsatzzeiten frustriert waren“, lobt der Coach. „Mit allen, die gehen, habe ich unheimlich gerne zusammengearbeitet.“

Naidzinavicius erhält Schale

Naidzinavicius wurde nach dem 37:26 (18:11)-Sieg der SG BBM gegen Buxtehude auch die Ehre zuteil, die Meisterschale in Empfang zu nehmen. Danach kannte die Stimmung in der MHP-Arena keine Grenzen mehr. Bis weit in die Nacht feierten die SG-Handballerinnen zusammen mit ihren Fans bei Freibier die vierte nationale Meisterschaft der Vereinsgeschichte. „Es ist keine Selbstverständlichkeit, Deutscher Meister zu werden und den Pokal in Serie zu verteidigen. Die Mannschaft hat überragend gespielt und auch in dieser Saison geliefert“, lobt Sportdirektor Winnen.

Das letzte Heimspiel der Saison gegen Buxtehude war allerdings keine Glanzleistung. „Wir haben handballerisch schon besser gespielt“, analysiert Gaugisch. „Aber die Partie lief so durch.“ Obwohl die Norddeutschen nur mit acht Feldspielerinnen angereist waren, „spielten sie ein wahnsinniges Tempospiel mit. Das war super“, lobt der SG-Trainer den BSV und fügt hinzu: „Die Spielerinnen nehmen es an und wollen gegen die Topgegner lernen.“ Bereits nach sieben Minuten war die Partie aber praktisch entschieden, die Bietigheimerinnen führten mit 5:1. Diesen Vorsprung bauten sie peu à peu weiter aus. Beim 28:18 hatten sie sich auf zehn Tore abgesetzt (44.).

Stimmen zum Spiel SG BBM Bietigheim – Buxtehuder SV

Julia Maidhof, 
Linkshänderin der SG BBM Bietigheim: Ich kann mit einem guten Gefühl den Verein verlassen. Es ist unglaublich, was wir in den vergangenen drei Jahren geschafft haben – acht Titel. Das waren für mich meine ersten Titel national. Das werde ich immer in Erinnerung behalten. In der vollen Halle zu spielen war auch ein extrem schöner Abschluss. Auch dass Spielerinnen wie Kim Naidzinavicius in so einem Rahmen gebührend verabschiedet werden, das hat sie sich verdient. So eine letzte Auszeit – das ist einfach geil, da bekommt man Gänsehaut. Wir bedanken uns bei allen, die in die Halle gekommen sind und der hoffentlich beim nächsten Mal wieder kommt, damit es immer so voll ist. Und ich freue mich gerne darauf, wieder zu kommen – vielleicht zu einem Spiel.

Kerstin Kündig, Schweizer Nationalspielerin der SG BBM: Es war ein erlebnisreiches halbes Jahr. Wir haben sehr viele Partien in dieser Zeit gehabt. Ich musste mich sehr schnell anpassen an den Spielrhythmus, weil direkt zwei Tage nach meiner Ankunft das erste Spiel anstand. Es hat unheimlich Spaß gemacht mit all diesen tollen Spielerinnen. Ich bin stolz darauf, was wir als Mannschaft erreicht haben. Und ich kann ganz viel mitnehmen für meine weitere Karriere. Es ist einfach schön, hier mit so vielen Zuschauern zu spielen und so ein Abschlussspiel haben zu dürfen. Es hat alles für uns gepasst.

Trine Østergaard, Rechtsaußen der SG BBM: Ich bin sehr stolz auf unsere Saison. Die meisten Spiele waren sehr gut. Ich bin natürlich glücklich über noch eine deutsche Meisterschaft, aber auch etwas traurig, dass ich nach Bukarest gehe. Aber das ist leider so. Anfang Juni kommt eine Spedition und verschifft meine Möbel und meine Sachen nach Dänemark. Davor geht es aber erst einmal auf eine Meisterschaftsreise nach Mallorca – allerdings ohne unseren Trainer Markus Gaugisch.

 
 
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