SG BBM Bietigheim Gaugisch: „Wir haben immer an uns geglaubt“

Von Michael Nachreiner
Die SG BBM Bietigheim hat in einem packenden Spiel den Champions-League-Sieger der Jahre 2022 und 2021, die Vipers Kristiansand, geschlagen. Nach dem 32:30-Erfolg in der MHP-Arena kannte die Freude bei den SG-Handballerinnen keine Grenzen. Foto: /Marco Wolf

Obwohl die SG BBM in der Champions League gegen Kristiansand Mitte der zweiten Halbzeit schon mit vier Toren in Rückstand liegt, kämpfen die Bietigheimerinnen den Titelverteidiger mit 32:30 (16:17) nieder.

Champions-League-Sieger-Besieger – das können sich die Handballerinnen der SG BBM Bietigheim seit Sonntag nennen. Die Mannschaft von Trainer Markus Gaugisch hat vor 1803 Zuschauern in der Ludwigsburger MHP-Arena den Titelträger der Jahre 2022 und 2021, die Vipers Kristiansand, mit 32:30 (16:17) geschlagen. „In der sogenannten Crunchtime, also in der entscheidenden Schlussphase, hatten wir in der Vergangenheit oft Ballverluste oder haben zu häufig aus dem Rückraum geworfen. Das wäre bei Vipers-Torfrau Katrine Lunde tödlich gewesen. Dieses Mal sind wir auf die Durchbrüche gegangen“, analysiert Gaugisch.

Bis der Erfolg in trockenen Tüchern war, war aber ein hartes Stück Arbeit. Die Bietigheimerinnen mussten immer wieder schwierige Phasen überstehen, in denen sie nicht wirklich Zugriff in der Abwehr bekamen oder einige Fehler in ihr Spiel einbauten und dadurch in Rückstand gerieten. So zum Beispiel direkt zu Spielbeginn. Melinda Szikora entschärfte zwar direkt nach 50 Sekunden einen Siebenmeter von Marketa Jerabkova – es war die erste von insgesamt 17 Paraden der SG-Torhüterin, 13 allein in der ersten Halbzeit.

Doch in der Folge spielten die Norwegerinnen mit der Bietigheimer Abwehr fast ein bisschen Katz und Maus und setzten sich erst einmal auf 5:1 ab (7. Minute). Oder auch nach dem Seitenwechsel, als die Vipers nach drei Bietigheimer Fehlpässen in Folge auf 23:19 (40.) und 27:24 (45.) entschwanden.

Doch in beiden Fällen kämpften sich die Gastgeberinnen wieder in die Partie. „Es gab zwei Phasen im Spiel, in denen wir einige Bälle weggeworfen haben. Dadurch sind wir in Rückstand geraten. Aber wir haben immer an uns geglaubt“, berichtet Gaugisch. Und Karolina Kudlacz-Gloc ergänzt: „Wenn wir in Rückstand geraten, müssen wir uns auf unsere Aufgaben konzentrieren. Denn wir wissen, dass wir mit Willen und Herz immer wieder zurückkommen können.“

Beim 27:27 in der 47. Minute hatten die Gastgeberinnen wieder ausgeglichen. Und bei einer Zwei-Minuten-Strafe gegen Kristiansands Silje Katrine Waade brachte Kudlacz-Gloc die SG erstmals seit dem 16:15 (29.) wieder in Führung – 28:27 (53.).

Angeführt von Xenia Smits, der Gaugisch ein „Bombenspiel“ attestierte, aber gleich nachlegte, dass „es alle Spielerinnen gut gemacht haben, sodass ich viele Möglichkeiten zum Wechseln hatte“, bauten die Bietigheimerinnen ihren Vorsprung sogar auf 32:29 genau 99 Sekunden vor dem Ende aus – und ließen sich diesen auch nicht mehr nehmen. „Am Ende waren wir clever genug, das Spiel nach Hause zu bringen“, zieht Gaugisch als Fazit. Lediglich Valle Dahl gelang noch der Anschlusstreffer zum 30:32 (59.).

Und als Vipers-Kreisläuferin Ana Debelic 16 Sekunden vor der Schlusssirene den letzten Angriff der Norwegerinnen über das Tor setzte, kannte die Halle kein Halten mehr. „Nicht nur mein Team war heute on fire, sondern die ganze Arena“, freut sich Gaugisch über die Atmosphäre.

„Das war eine Sensation“, erklärt Julia Maidhof. Und Kudlacz-Gloc ergänzt: „Spiele in der Champions League sind immer wie Endspiele um die Meisterschaft. Doch wir glauben an uns, und wir kämpfen füreinander. Ich bin so stolz auf jede einzelne.“

Gaugisch holt sein Team aber direkt zurück auf den Boden der Tatsachen: „Das nächste Spiel gegen den RK Krim Mercator Ljubljana wird ganz anders. Da müssen wir gewinnen. Doch in der Champions League kann man nicht mit 90 Prozent aufs Parkett gehen. Dann verliert man.“

Vorher wartet allerdings noch das Bundesligaduell mit der HSG Blomberg-Lippe am Mittwoch (19 Uhr) in der Sporthalle am Viadukt.

 
 
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