Insgesamt 15 der 18 Teams in der Handball-Bundesliga der Männer haben in diesem Jahr das Jugendzertifikat der Liga ausgestellt bekommen. Neben der HSG Wetzlar und dem ThSV Eisenach ist auch die SG BBM Bietigheim eines dieser Teams, die das Zertifikat nicht erhalten haben. „Das Jugendzertifikat ist ein allgemeiner Qualitätsstandard. Die Liga hat allgemeine, sehr anspruchsvolle Kriterien festgelegt, nach denen die Vereine Jugendarbeit betreiben sollen“, erklärt SG-Geschäftsführer Bastian Spahlinger, für den das Verfehlen bei Weitem kein Weltuntergang ist: „Wenn die Standards allgemein formuliert werden, triffst du nicht die individuellen Aspekte aller Klubs und kannst nicht Allem gerecht werden.“
SG BBM Bietigheim Gute Jugendarbeit auch ohne Zertifikat
Die SG BBM Bietigheim erhält in diesem Jahr kein Jugendzertifikat der Handball-Bundesliga. Doch das ist für Geschäftsführer Bastian Spahlinger nicht von großer Relevanz, die Jugendarbeit ist trotzdem in vollem Gange.
Unterschiede zur Konkurrenz
Nach dem Aufstieg der Ellentäler im vergangenen Frühsommer wurden die Anforderungen deutlich erhöht – im Vorjahr in Liga Zwei wurde das Zertifikat noch ausgestellt. „Das hat auch mit Geld zu tun“, sagt Spahlinger offen und ergänzt: „Es müssen gewisse Personalstellen mit einem Mindestbetrag besetzt werden.“ Hierbei handle es sich zum Beispiel um hauptamtliche Nachwuchskoordinatoren, Jugendtrainer, Physiotherapeuten und ausgebautes Torwarttraining. Das Geld habe die SG nicht, was an unterschiedlichen Gründen – wie zum Beispiel der bewusst für den männlichen und weiblichen Bereich ausgerichteten Talentschmiede – liegt. Die Ligakonkurrenten fokussieren sich meist nur auf die männliche Jugend.
Der Geschäftsführer verdeutlicht aber auch: „Das heißt aber nicht, dass unsere Arbeit schlecht ist, ganz im Gegenteil. Das wichtigste Ziel der leistungsorientierten Jugendarbeit ist, eigenen Talenten den Weg in den Bundesliga-Kader zu ebnen.“ Und das ist bei der SG absolut gegeben. Eine wichtige Rolle für den Übergang vom Jugend- in den Aktivenbereich spielt dabei die A-Jugend-Mannschaft. Diese spielt bei der SG – im Gegensatz zum Beispiel zur Konkurrenz aus Stuttgart – in der Ersten Bundesliga.
Zwei Talente spielen groß auf
Jüngst hat sich vor allen Dingen ein Duo in den Vordergrund gespielt: Einer davon ist Alen Hadzimuhamedovic. Aktuell spielt er noch bei der A-Jugend in der Junioren-Bundesliga (JBLH) und hat schon in der Saison zuvor für Aufsehen gesorgt. Der frühere Weinsberger durfte dank seiner Leistung (46 Tore in acht Spielen) im Sommer 2024 auch bei der U18 Bosniens zum internationalen EHF-Championship-Turnier, wo er zum besten Mittelmann des Turniers gekürt wurde. Auch in der laufenden Spielzeit läuft es blendend, mit den viertmeisten Toren der JBLH (98 Treffer) führt er die Mannschaft an. Inzwischen wurde der 18-Jährige mit einem Profivertrag ausgestattet und will sich nach seinem erfolgreichen Abitur im Sommer voll auf die Profimannschaft konzentrieren – in der er bereits Stamm-Trainingsgast ist.
„Er ist ein Ausnahmetalent“, lobt Spahlinger den Youngster. „Ich bin super froh, dass er jetzt hier geblieben ist. Er hatte viele andere Möglichkeiten, in Deutschland und Europa waren Klubs dran.“ Mit ein ausschlaggebender Faktor für seinen Verbleib ist auch SG-Chefcoach Iker Romero: „Es ist ein wichtiges Thema, dass du im Bundesliga-Bereich einen Trainer hast, der mit den Jungen umgehen kann“, sagt der Geschäftsführer.
Deutscher Jugendnationalspieler
Zweiter im Bunde ist Paul Krügele. Auch er macht auf Linksaußen im Moment noch die Beletage der A-Jugend unsicher und durfte bereits Bundesligaluft schnuppern. Der 18-Jährige ist bereits fester Bestandteil des deutschen Junioren-Kaders, stand auch bei der Europameisterschaft im vergangenen August auf der Platte und wurde dort Fünfter. Auch ihn will Spahlinger langfristig binden.
Die eigene Jugendarbeit und das Setzen auf Talente aus der Region ist ein wichtiger Teil der Philosophie der SG. Rund die Hälfte des aktuellen Kaders stammt aus dem Umkreis, was für einen Bundesligisten nicht üblich ist. Neben den angesprochenen Youngstern ist mit Nikola Vlahovic ein Eigengewächs, das man aus der D-Jugend der GSV Hemmingen an die Enz holte, wichtiger Bestandteil und langjähriger Abwehrchef. Auch Außenspieler Jona Bader entspringt der Jugend der Ellentäler. Kapitän Paco Barthe fand seinerzeit über die U23 den Weg in den Profikader. Zudem kommen unter anderem Fynn Nicolaus, Daniel Rebmann, Fabian Wiederstein und Jonathan Fischer weitere Spieler aus der Region.