SG BBM Bietigheim/HB Ludwigsburg Mammutprojekt steht vor Abschluss

Von Michael Nachreiner
Die MHP-Arena wird die neue permanente Heimspielstätte der Frauen-Bundesliga-Mannschaft der HB Ludwigsburg, ehemals SG BBM Bietigheim. Foto: /Marco Wolf

Am 1. Juli ist die Frauen-Bundesliga-Mannschaft der SG BBM Bietigheim Geschichte. Es gibt nur noch die HB Ludwigsburg. Der Umzug ist dann abgeschlossen. Eine Bestandsaufnahme.

Die Handballerinnen der SG BBM Bietigheim schreiben mit ihrer Ankündigung Geschichte, in der neuen Saison als Teil der HB Ludwigsburg am nationalen und internationalen Spielbetrieb teilzunehmen. Dass Sportmannschaften sowohl den Namen als auch den Standort wechseln, ist in Deutschland immer noch eine Ausnahme. 1999 passierte das ein Mal in der Basketball-Bundesliga, als die Skyliners Frankfurt das Startrecht vom TV Rhöndorf übernahmen. Drei Jahre später, 2002, kündigte der HSV Lübeck die Spielgemeinschaft mit dem VfL Lübeck-Schwartau in der Handball-Bundesliga und zog nach Hamburg um.

„Wir haben das Projekt im Spätsommer 2022 gestartet. Damals hatten der Aufsichtsratsvorsitzende der SG BBM, Eberhard Bezner, SG-Sportdirektor Gerit Winnen und ich die ersten Gespräche. An Weihnachten dieses Jahres haben wir den Entschluss gefasst, das Projekt konkret anzugehen“, berichtet Christian Köhle, der den Umzug verantwortete.

Übertrag der Lizenz als Problem

Die ersten Schritte waren, abzuklären, welche Möglichkeiten es gibt, das Startrecht der SG BBM an den nationalen und internationalen Wettbewerben von Bietigheim nach Ludwigsburg zu bekommen. „Das war das größte Problem. Früher konnte man die Lizenz weitergeben oder verkaufen – das geht heutzutage nicht mehr“, berichtet Köhle.

Im Anschluss ging es darum, auf beiden Seiten die Spielgemeinschaften mit ins Boot zu nehmen und die Vereinsmitglieder peu à peu mit einzubeziehen. „Gespräche waren immer auf Augenhöhe, und es war immer vertrauensvoll. Der Umgang war fair und nachhaltig gut“, erklärt Köhle. Um die Stammvereine der HB Ludwigsburg nicht in Gefahr zu bringen, wurde als nächster Meilenstein der HB Ludwigsburg e.V. gegründet, dem die Spvgg Bissingen als bisheriger Lizenznehmer nach einer Übergangsphase von einem Jahr das Spielrecht übergeben wird.

In dieser Übergangsphase bleibt die Lizenz noch bei der Spvgg, die sich der HBL angeschlossen hat. Zum Vorsitzenden des HBL e.V. wurde Köhle gewählt, wodurch der Inhaber und Geschäftsführer des Restaurants und Hotels Goldener Pflug in Pflugfelden auch Gesellschafter des Bundesligisten wurde.

Neue Geschäftsstelle

Als letzter Schritt ging es um die praktische Umsetzung des Umzugs. Ab 1. Juli ist die Frauen-Bundesliga-Mannschaft der SG BBM Bietigheim Geschichte, ab dann gibt es nur noch die HB Ludwigsburg. Es werden auch alle Brücken abgebrochen. „Für uns war klar, wenn wir nach Ludwigsburg mit dem Namen gehen, muss auch die Geschäftsstelle in der Barockstadt sein“, erzählt Köhle.

Das sei ein intensives Projekt, weil die Verantwortlichen bestimmte Vorstellungen hatten. „Von Anfang an haben wir mit Räumlichkeiten direkt neben der MHP-Arena geliebäugelt – einfach auch aus logistischer Sicht mit der Drehscheibe Bahnhof und Busbahnhof“, erklärt der HBL-Vorsitzende.

Als Trainingshalle steht den Profis die Halle in Pflugfelden zur Verfügung. „Mir war es wichtig, dass die Mädels nur eine Trainingsstätte haben“, berichtet Köhle. „Die Halle ist schön hell, hat ringsum Fenster und hat einen anständigen Boden.“ Es wird aber auch noch in die Sportstätte investiert. „Sie wird etwas ertüchtigt – vor allem der Physioraum, damit das Equipment nicht von einer Halle zur anderen geschleppt werden muss“, erklärt der HBL-Vorsitzende.

Trainingshalle in Pflugfelden

Die Trainingszeiten werden vor denen der HBL in der Zeit, in der die Grundschule eigentlich das Nutzungsrecht haben, abgewickelt. Da sind wir sehr froh, dass wir mit der Rektorin der Grundschule, Barbara Schüßler, einen guten Draht haben. Allerdings war auch das Trainerteam um Jakob Vestergaard sehr flexibel“, erzählt Köhle. Die Spiele finden aber in der MHP-Arena statt. Erster offizieller Auftritt der Handballerinnen unter ihrem neuen Namen in ihrer neuen permanenten Heimspielstätte ist am 4. September der Bundesliga-Auftakt gegen Frisch Auf Göppingen.

Die MHP-Arena muss ein schweres Erbe antreten. In der bisherigen Heimhalle, der Halle am Viadukt, haben die Handballerinnen national seit 2018 kein Punktspiel verloren.

Was nicht mit umziehen wird, sind die Sterne für die deutschen Meisterschaften auf dem Trikot und die bisher gewonnenen Trophäen. „Eigentlich stehen sie der Mannschaft zu. Aber sie bleiben in Bietigheim“, berichtet Köhle. „Wir starten allerdings mit einem Stern mit fünf Zacken über dem HBL-Logo als Erinnerung an die fünf errungenen Meisterschaften. Und dann werden wir hoffentlich alle fünf Jahre einen weiteren Stern hinzubekommen.“

 
 
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