Xenia Smits steht fast Woche für Woche gegen die besten Handballerinnen der Welt auf der Platte – entweder bei der SG BBM Bietigheim, deren Kader gespickt ist mit Spielerinnen der Extraklasse, in der Champions League oder mit der deutschen Nationalmannschaft, für die sie in der EM-Qualifikation gegen die Ukraine vor Kurzem erst ihr 100. Länderspiel absolvierte. Dennoch ist das Duell der SG BBM mit Györi Audi ETO KC aus Ungarn in der Champions League an diesem Samstag (20 Uhr) in der Ludwigsburger MHP-Arena etwas Besonderes für die 29-jährige Rückraumspielerin.
SG BBM Bietigheim „Ich weiß, dass alles möglich ist“
Xenia Smits geht mit Zuversicht ins Champions-League-Duell mit dem fünfmaligen Titelträger Györ aus Ungarn, der die Königsklasse in den vergangenen 15 Jahren dominiert hat.
Fünf Champions-League-Titel
Györ stand in den 15 Spielzeiten seit der Saison 2008/09 neunmal im Endspiel der Königsklasse und holte sich fünfmal den Titel – 2013, 2014, 2017, 2018 und 2019. Dazu kommen noch zwei dritte Plätze. „Ich merke in der Vorbereitung auf die Partie, dass ich Bewunderung für die Spielerinnen aus Györ hege“, berichtet die gebürtige Belgierin. Aber „Angst“ wie früher, „dass etwas schiefläuft“, hat sie nicht mehr. „Jetzt ist nur noch Respekt vorhanden – auch weil wir soweit sind, dass wir solchen Mannschaften mit Bietigheim Paroli bieten können“, berichtet Xenia Smits.
Und das möchte die SG-Kapitänin mit den Bietigheimerinnen auch in dieser Saison. „Die Rolle, wir können gewinnen, müssen aber nicht, liegt uns sehr gut“, sagt die 29-Jährige. Dabei baut Xenia Smits auch wieder auf die Atmosphäre in Ludwigsburg. „Die letzten Spiele in der MHP-Arena liefen für uns sehr gut. Und wenn wir diese Leistung wieder abrufen können, können wir auch Györ ärgern“, erklärt die 29-Jährige und fügt mit Bestimmtheit hinzu: „Ich weiß, dass alles möglich ist.“
Der 17-malige ungarische Meister und 15-malige Landespokalsieger aus Györ spielt aber vor allem auch finanziell in einer eigenen Liga. Das merkt man auch an der Spielstärke der Mannschaft. „Der Kader ist unheimlich stark besetzt. Sie haben praktisch jede Position doppelt besetzt mit Spielerinnen mit Weltklasseformat“, weiß auch Xenia Smits. „Und sie sind schnell sowie spielclever. Außerdem haben sie mit Ana Gros eine Shooterin im rechten Rückraum.“ Aus dem starken Kollektiv ragen die dänische Torhüterin Sandra Toft als Welthandballerin 2021 sowie die norwegische Spielmacherin Stine Bredal Oftedal als Welthandballerin 2019 heraus.
Duell Gruppenzweiter gegen Erster
Die SG-Kapitänin hat allerdings bereits einen Plan, wie die Bietigheimerinnen das ungarische Starensemble ärgern kann. „Wir müssen ihr Spiel unterbinden, das sie vorhaben. Wenn wir die Györ-Spielerinnen aus ihrer Routine bringen, haben wir einen Vorteil“, erklärt Xenia Smits. Sie weiß aber auch: „Wir müssen 100 Prozent abrufen, wenn wir was reißen wollen.“ Ins gleiche Horn bläst auch SG-Trainer Jakob Vestergaard: „Györ hat eine tolle Mannschaft und seine Favoritenrolle in der Champions League bisher bestätigt. Wir wollen aber zeigen, dass wir zu Recht auf dem zweiten Tabellenplatz in unserer Gruppe stehen, und müssen deshalb eine Topleistung abliefern.“
Dass das Champions-League-Spiel gegen Györ nur 72 Stunden nach der Partie in der Bundesliga beim BSV Sachsen Zwickau angepfiffen wird, sieht Xenia Smits nicht als zu großes Problem. „Hätten wir ein schweres Spiel gehabt, hätten wir am Tag darauf nur Athletiktraining gemacht – und zwar jede nur so viel, wie sie will. Da wir in dieser Woche schon am Samstag wieder spielen, stand neben dem Krafttraining auch noch eine Taktikeinheit auf dem Programm“, berichtet die Rückraumspielerin. „Und jede von uns ist alt genug, um einzuschätzen, was sie braucht.“
Puzzleteilchen fehlen
Anders verhält es sich mit der Tatsache, dass mit Torhüterin Melinda Szikora (Kreuzbandriss) und Rückraumspielerin Klara Birtic (ausgekugelter Finger) zwei Spielerinnen nicht zur Verfügung stehen. „Es ist ein blödes Gefühl, wenn man merkt, dass das eine oder andere Puzzleteilchen des Teams fehlt“, erklärt Xenia Smits und fordert: „Jede muss nun eine Schippe drauflegen und das ausgleichen.“ Zumindest wurde Inger Smits rechtzeitig zum Kracher gegen Györ wieder fit. Die niederländische Regisseurin lief in Zwickau nach ihrer Knieverletzung erstmals wieder auf.