SG BBM Bietigheim Klassenerhalt verpasst, Abstieg besiegelt

Von Niklas Braiger
Pure Leere: Alexander Pfeifer, Maximilian Hejny, Fynn-Luca Nicolaus und Fredrik Genz (von links) sitzen nach dem besiegelten Abstieg aufgelöst an der Bank. Genz und Hejny treffen in der nächsten Saison in Liga zwei auf die SG, sie wechseln zu Ligakonkurrenten. Foto: Marco Wolf

Der SC Magdeburg stürzt die SG BBM Bietigheim ins Tal der Tränen. Die Ellentäler steigen in Liga zwei ab. Zum dritten Mal in der Vereinsgeschichte verpassen sie den Klassenerhalt. 

Fabian Wiederstein sitzt weinend an der LED-Bande in der Ege-Trans-Arena, Kreisläuferkollege Jonathan Fischer vergräbt seinen Kopf im Trikot, Maximilian Hejny blickt leer in die Weite der Halle. Die SG BBM Bietigheim ist am Sonntagnachmittag aus der Handball-Bundesliga abgestiegen, es ist eine seltsame Gefühlswelt. Denn einerseits überwiegt nach dem 25:35 gegen den SC Magdeburg der Frust und die Enttäuschung, andererseits sind sowohl Trainer Iker Romero wie auch Geschäftsführer Bastian Spahlinger stolz auf die zurückliegende Saison.

Denn erst am letzten Spieltag entscheidet sich der Abstieg der Ellentäler. Da der TVB Stuttgart parallel mit 29:28 gegen den SC DHfK Leipzig gewinnt und auch der HC Erlangen in Wetzlar mit 25:21 besteht, ist der es besiegelt. „Wir haben unser Bestes gegeben, Erlangen hat sein Bestes gegeben, Stuttgart hat sein Bestes gegeben“, sagt Romero nach der Niederlage am Mikrofon bei DYN. „Ich bin stolz auf diese Mannschaft, die gezeigt hat, dass sie in die erste Liga gehört, die sich behauptet hat und ihr Herz auf dem Feld gelassen hat“, lobt auch Spahlinger nach Abpfiff das Team.

Romero lässt Dampf ab

Der Frust des Duos – sowie zahlreicher Bietigheimer – geht in Richtung Mannheim. Denn die Rhein-Neckar Löwen, die vor wenigen Wochen während der Saison nach Mallorca zum Party-Urlaub geflogen sind, verloren direkt danach gegen den TVB. Diese zwei Punkte machen nun den Unterschied, ansonsten wäre die SG in Liga Eins geblieben und die Männer aus der Landeshauptstadt hätten den Gang in das Unterhaus antreten müssen.

„Wenn eine Mannschaft nach Malle geht vor dem Stuttgart-Spiel, ist das nicht fair“, macht Romero deutlich und ergänzt: „Das kommt immer zurück. Sebastian Hinze und Uwe Gensheimer werde ich das niemals vergessen. Nicht wegen mir, sondern wegen diesen 17 Spielern. Null Respekt!“

Magdeburg ebenfalls enttäuscht

Tatsächlich blickt auch der SCM am Sonntag in Richtung Mannheim, die Löwen spielen parallel gegen Berlin, führen dort lange und geben den Sieg aber noch aus der Hand. So holen die Füchse stattdessen nicht nur den 38:33-Erfolg, sondern auch die Meisterschaft mit einem Punkt vor den Sachsen-Anhaltern. Auch die Magdeburger Spieler, die zur Verabschiedung einiger Ellentäler (siehe Fußkasten) mit in der Arena bleiben und großen Sportsgeist zeigen, wirken daher geknickt.

Denn spielerisch dominieren sie die SG 50 Minuten lang nach Strich und Faden. In der Anfangsphase halten die Hausherren noch gut mit, 5:5 steht es hier (zu diesem Zeitpunkt hätte man in Bietigheim noch die Klasse gehalten), dann dreht der Vorjahresmeister aber auf und zieht davon. In die Kabine geht es mit 10:18, Stuttgart wechselt beim 15:15 die Seiten und Erlangen führt sogar in Wetzlar mit 13:12. Bereits hier wäre die SG aufgrund des schlechteren Torverhältnisses bei Punktgleichheit mit Stuttgart weg vom Fenster.

Alle starren auf die Handys

Der Blick in der Ege-Trans-Arena richtet sich nach dem Seitenwechsel weniger und weniger auf das eigentliche geschehen auf der Platte. Denn die SG kann an der deutlichen Niederlage nichts mehr rütteln. Stattdessen gehen die Blicke auf die digitalen Endgeräte, Smartphones, Tablets und Laptops. Der verletzte Dominik Claus hinter der Bank richtet – wie seine Nebensitzer auch – den Blick auf das Handy. Auch die spielunfähigen Magdeburger wie Gisli Kristjansson oder Matthias Musche schauen gespannt über die Bildschirme nach Mannheim.

So rückt es in den Hintergrund, dass die Hausherren zum Beginn von Durchgang zwei defensiv stabil stehen, über sieben Minuten kein Gegentor kassieren und sich deutlich besser präsentieren, als noch in der Schlussphase von Halbzeit eins. Magdeburg verwaltet den Vorsprung jedoch, lässt die SG nicht mehr herankommen und geht als klarer und verdienter Sieger vom Platz – und schickt die Gastgeber damit ins Tal der Tränen.

Den meisten Spielern wird die Lage in den anderen Arenen erst nach der Schlusssirene klar: „Ich habe versucht so gut es ging mich nur auf das Spiel zu konzentrieren, alles andere hatten wir sowieso nicht in der Hand“, erklärt Maximilian Hejny nach der Partie, der den Klub verlassen wird. Keeper Daniel Rebmann hingegen hat immer wieder einen Zwischenstand erfahren, nämlich von seiner Frau Jasmina auf der Tribüne. „Ich wollte alle Viertelstunde wissen, wie es steht. Wir haben ein paar kleine Zeichen ausgemacht“, erklärt der Torhüter nach der Partie.

Zwiespalt bei Rebmann

Denn er geht mit gemischter Gefühlswelt aus der Partie: Der 31-Jährige wechselt ausgerechnet zum TVB Stuttgart. „Es war sehr schwierig. Heute war das schlimmste Spiel von allen. Einerseits bin ich froh, dass Stuttgart dringeblieben ist, andererseits wäre es auch für Bietigheim mehr als verdient gewesen drin zu bleiben“, sagt er und ergänzt: „Es war das emotional schwierigste Spiel für mich in meiner Karriere. Mir ging es wirklich echt schlecht.“

 
 
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