Wegen lediglich zwei Punkten ist die SG BBM Bietigheim am letzten Spieltag der Handball-Bundesliga abgestiegen. Am vergangenen Wochenende machte sich eine Mischung aus Entsetzen, Enttäuschung und Frust bei den Ellentälern breit – letzteres allen voran in Richtung der Rhein-Neckar Löwen. Denn die Mannheimer bekleckerten sich im Mai nicht unbedingt mit Ruhm, als sie sich während der Saison auf einen spontanen Kurztrip nach Mallorca verabschiedeten.
SG BBM Bietigheim Malle-Eskapaden schlagen Wellen
Nachdem die Rhein-Neckar Löwen während der Saison nach Mallorca geflogen sind und anschließend gegen den TVB Stuttgart verloren haben, ist die Meinung der SG-Anhänger klar.
Was dort passierte, weiß keiner so Recht, doch klar ist, dass die spanische Balearen-Insel der Hotspot für Saufgelage ist. Unmittelbar danach ging es für die Mannschaft von Sebastian Hinze gegen den TVB Stuttgart. Der direkte Abstiegs-Konkurrent der SG zerpflückte die Löwen mit 33:26, die über 60 Minuten träge, lustlos und mit dem Kopf wohl noch am Strand und bei Bier wirkten.
Seitenhieb von Spahlinger
Ohne diese zwei Zähler wären nun die Männer aus der Landeshauptstadt abgestiegen, Bietigheim hätte die Klasse gehalten und niemand würde über diesen Ausflug reden. So ist die Ausgangslage anders. Das gab Anlass für Bietigheims Coach Iker Romero und Geschäftsführer Bastian Spahlinger nach dem besiegelten Abstieg den Emotionen freien Lauf zu lassen. In der Saisonabschlussrede auf dem Parkett gibt Spahlinger den Kurpfälzern einen kleinen aber deutlichen Seitenhieb mit. „Wir können morgen in den Spiegel gucken und sagen, wir haben das Beste gegeben. Ich weiß nicht, ob das jeder in der Liga kann.“
Am Mikrofon bei DYN nach dem Spiel sagt Romero derweil: „Wenn eine Mannschaft nach Malle geht vor dem Stuttgart-Spiel, ist das nicht fair“, und ergänzt: „Das kommt immer zurück. Sebastian Hinze und Uwe Gensheimer werde ich das niemals vergessen. Nicht wegen mir, sondern wegen diesen 17 Spielern. Null Respekt!“
Gemeint sind damit der Trainer und der Geschäftsführer der Löwen. Coach Hinze äußerte sich öffentlich bereits zu den Vorfällen. „Was die Jungs in ihrer Freizeit machen, ist ihr Ding. Aber du darfst dann nicht so auftreten.“ Gensheimer hingegen reagierte gegenüber der Sport Bild nur wenig aussagekräftig: „Ich habe davon gehört, ja. Ich hatte mit Iker schon Kontakt. Mehr gibt’s dazu gerade nicht zu sagen.“ Inzwischen heißt es auf Nachfrage der BZ von den Löwen: „Wir werden uns vereinsseitig dazu nicht öffentlich äußern, sondern wenn, dann auf bilateraler Ebene zwischen den Klubs beziehungsweise den handelnden Personen um eventuell bestehenden Gesprächsbedarf auszuräumen.“ Das schreibt Pressesprecher Rüdiger Ofenloch auf Anfrage.
Kraus stärkt Romero den Rücken
Auch Ex-SG-Spieler und Weltmeister von 2007 Michael „Mimi“ Kraus steht im Handball-Podcast „Harzblut“ aufseiten seines früheren Vereins: „Ich muss ganz ehrlich sagen, das war scheiße. Wenn du so den Abstiegskampf beeinflussen kannst, gehört sich das nicht. Da bin ich zu 100 Prozent Team Iker, das finde ich unter aller Sau.“ Wohlgemerkt ist es nicht das erste Mal, dass eine Mannschaft unter der Saison einen Kurzurlaub unternimmt: Auch Kraus war vor einigen Jahren Teil eines solchen Ausflugs, damals noch beim HSV Hamburg. „Allerdings mit dem Unterschied, dass wir dann zurückkommen und die Liga nicht beeinflussen und gegen einen Gegner spielen, der im Nirgendwo steht, wo es völlig egal ist, wie es ausgeht“, sagt Kraus zu den Kollegen Stefan Kretzschmar, Florian Schmidt-Sommerfeld und Pascal Hens.
Statement des Liga-Chefs
Selbst Liga-Chef Frank Bohman äußert sich gegenüber dem Handball-Portal handballworld-news Pro Bietigheim: „Ich kann den Unmut von Bietigheim sehr verstehen.“ Der HBL-CEO ergänzt zudem: „Man sollte das Ganze aber auch etwas einordnen: Die Rhein-Neckar Löwen hatten in der letzten Saison immer mal wieder instabile Phasen, vielleicht hätten sie auch ohne die Reise verloren. Trotzdem sollte so etwas nicht passieren, weil es mit unseren Grundsätzen nicht vereinbar ist.“
Auch in dieser Saison ist der Ausflug der Löwen nicht der Einzige: Erneut mit Hamburg im Fokus, die ebenfalls Ende Mai nach Ibiza flogen, danach allerdings im Kampf um die goldene Ananas gegen Eisenach spielten (beide Teams standen im Niemandsland der Tabelle) und gewannen dieses Spiel sogar. Im Gegensatz zu den Löwen.