SG BBM Bietigheim Favorit erleidet Schiffbruch an der Ostsee

Von Andreas Eberle
So wie in dieser Szene hatte Fredrik Genz am Samstagabend auch in Rostock oft das Nachsehen. Dennoch war der Torhüter am Samstag einer der wenigen Lichtblicke im Bietigheimer Team. Foto: /Marco Wolf

Die Zweitliga-Handballer der SG BBM Bietigheim spielen beim Kellerkind HC Empor Rostock den Aufbaugegner und verlieren nach einer enttäuschenden Leistung mit 29:33 (9:11). Der Trend zeigt nach unten.

Der raue Wind an der Ostsee scheint den Handballern der SG BBM Bietigheim in dieser Zweitliga-Saison nicht zu bekommen. Zehn Tage nach dem 28:29 beim VfL Lübeck-Schwartau verlor die Mannschaft von Trainer Iker Romero am Samstagabend auch beim Abstiegskandidaten HC Empor Rostock mit 29:33. „Wir durchleben gerade keine angenehme Phase. Jetzt müssen wir zusammenrücken und analysierten, warum es bei uns gerade nicht mehr so rund läuft“, sagt der Sportliche Leiter Jochen Zürn.

Das Fiasko an der Ostsee gibt aus zweierlei Gründen zu denken. Erstens waren die ersatzgeschwächten Hanseaten in dieser Runde bisher meist nur ein Opfer: Von den zehn Partien zuvor hatte Empor nur eine gewonnen und war bei fünf Heimauftritten sogar völlig leer ausgegangen. Und zweitens war die Pleite für die SG nach einer schwachen und unkonzentrierten Vorstellung auch in der Höhe völlig verdient.

Fehler und Fehlwürfe en masse

Zwölf technische Fehler, 20 Fehlwürfe und ein halbes Dutzend Offensivfouls verhinderten, dass die Gäste in ihren üblichen Flow gerieten. Es schien so, als ob das Team nach zehn Stunden Busfahrt mit müden Beinen sofort auf die Platte hätte gehen müssen. Dabei war die Vorbereitung auf das Duell im hohen Norden optimal gewesen: Bereits am Freitag war der Bietigheimer Tross nach Berlin gereist und hatte dort übernachtet, ehe es am Samstagmorgen nach Rostock weiterging. Außer Spesen nichts gewesen, lautet nach dem Ostsee-Trip die Erkenntnis. Dass die Spieler den kriselnden Gegner auf die leichte Schulter genommen haben, glaubt Zürn nicht: „Der Trainer sorgt dafür, dass in jedem Spiel die Spannung stimmt und niemand eine Mannschaft unterschätzt.“

Fakt aber ist: Der Trend der Spielgemeinschaft zeigt momentan eher nach unten als nach oben. Nimmt man die 37:25-Gala gegen HC Motor Zaporizhzhia heraus – die Begegnung ist für die Auf- und Abstiegstabelle ohne Belang, da der ukrainische Meister in der Liga außer Konkurrenz antritt –, hat die SG nun dreimal am Stück verloren. Die Spitzenplätze, um die sie eigentlich mitmischen wollte, sind in weite Ferne gerückt. Rang zehn, 10:10 Punkte, Mittelmaß – so lautet die Bilanz nach dem ersten zehn (gewerteten) Saisonspielen. „Die Niederlage gegen Dormagen hat uns aus dem Tritt gebracht. In drei Wochen haben wir unsere gute Ausgangsposition deutlich verschlechtert“, klagt Zürn.

Vor den 1908 Zuschauern in Stadthalle Rostock lief nur in der Anfangsphase alles nach Plan. Nach elf Minuten führte der Favorit noch mit 5:3. Dann biss sich der HC Empor, bei dem kurzfristig auch noch Top-Torschütze Janos Steidtmann mit einer Erkältung ausgefallen war, ins Spiel und zermürbte die SG BBM mit einer starken Abwehr. Fortan war nicht mehr zu sehen, dass hier ein Kellerkind gegen eine vermeintliche Topmannschaft spielte.

Bis zur Pause hielten sich beide Teams mit dem Torewerfen noch vornehm zurück: 11:9 für Rostock lautete das Halbzeitresultat. In Durchgang zwei gelang Christian Schäfer per Siebenmeter und Tempogegenstoß innerhalb von 28 Sekunden zwar noch der Bietigheimer 14:14-Ausgleich (36.). Danach waren aber wieder die von Interimstrainer Tristan Staat gecoachten Hausherren am Zug. Vor allem Jonas Ottsen (8 Tore), Marc Pechstein (7/2), Jonas Thümmler und Richard Lössner (beide 5) waren kaum zu bremsen. Obendrein erwischte Rostocks Keeper Robert Wetzel einen Sahnetag und glänzte mit 15 Paraden. In der Schlussphase lag der HCE viermal sogar schon mit sechs Treffern vorne.

Romeros Rostock-Serie reißt

Romeros Auszeiten verpufften, auch die Umstellung auf eine offensive 3:2:1-Abwehr brachte nichts mehr. Die einzigen Lichtblicke bei den Schwaben waren Torhüter Fredrik Genz sowie Rechtsaußen Schäfer (8/3) und Juan de la Peña (6), die fast die Hälfte der Bietigheimer Tore erzielten. Mit der Niederlage war auch Romeros schöne Rostock-Serie dahin. Der spanische Weltmeister hatte mit Bietigheim bisher alle drei Duelle gegen die Nordlichter gewonnen. Für ihn und die SG bleibt nur ein schwacher Trost: dass für sie nun im weiteren Saisonverlauf kein Gastspiel an der Ostsee mehr ansteht.

 
 
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