Auch Ferencváros Budapest konnte die Siegesserie der Bietigheimer Handballerinnen nicht stoppen. Die SG-Ladies feierten ihren zweiten Erfolg in der Champions League, schickten die Gäste mit einer sensationellen 40:20-Packung nach Hause. Eine Ungarin war die überragende Akteurin in der MHP-Arena. Sie spielte aber bei Bietigheim: Was Melinda Szikora bei ihrem 46-minütigen Einsatz hielt, war Weltklasse. Bitter, dass die zum „Player oft the Match“ gekürte 33-Jährige sich bei ihrer 16. Parade am Finger verletzte und raus musste.
SG BBM Bietigheim „So ein Tag ist nicht normal“
Die SG BBM Bietigheim fügt Ferencváros Budapest mit dem sensationellen 40:20 die höchste Niederlage in der Champions League zu. Torhüterin Szikora ragt heraus.
Da hatte die SG BBM den Ungarinnen längst den Zahn gezogen und führte 30:14. Nur bis zum 4:3 in bewegten sich beide Teams auf Augenhöhe. Dann fand Budapest in der beweglichen, aggressiven SG-Abwehr kein Durchkommen mehr. Zwei Siebenmeter von Julia Maidhof und Treffer von Karolina Kudlacz-Gloc sowie Inger Smits sorgten für einen 8:3-Vorsprung nach 15 Minuten.
Malá sticht Malestein aus
Emily Bölk, Katrin Klujber, Angela Malestein und Szandra Szöllosi-Zácsik versuchten den Ferencváros Torna Club heranzubringen. Ihre Würfe blieben aber zumeist im Bietigheimer Block hängen oder landeten bei Szikora. In der Schlussphase der ersten Hälfte baute das Viadukt-Team den Vorsprung von 12:7 auf 18:9 aus. Mit drei Treffern maßgeblich daran beteiligt war Veroniká Malá, die das direkte Duell mit der früheren Bietigheimerin Angela Malestein klar für sich entschied.
82 Prozent Trefferquote
Beim Seitenwechsel führte der deutsche Meister 18:9, und die Fans rieben sich ob der Galavorstellung der Ellentälerinnen verwundert die Augen. Katrin Klujber, Budapests Beste staunte: „Es war von der ersten Minute an ein Riesenunterschied.“ Der drückte sich auch in den statistischen Werten aus. Bietigheim glänzte mit einer Trefferquote von 82 Prozent, schloss 67 Prozent aller Angriffe mit einem Tor ab. Davon war „Fradi“, wie die Ungarn ihren Kult-Klub nennen, mit 45 und 34 Prozent weit entfernt.
FTC-Trainer Gabor Elek schickte sein Team in der Pause schon nach wenigen Minuten zurück aufs Parkett. Das nochmalige Aufwärmen änderte nichts. Bis zum 22:13, Malesteins einzigem Treffer, hielt Ferencváros den Rückstand in Grenzen, dann kam es für den Favoriten knüppeldick. Bietigheim war nicht mehr aufzuhalten. „Alle hatten einen Riesenspaß an diesem Spiel. Wir kamen in einen Flow“, freute sich Trainer Markus Gaugisch. Nach 53 Minuten verwandelte Maidhof ihren bereits achten Siebenmeter zum 35:15. Die 20-Tore-Differenz blieb bis zum 40:20-Endstand. Bölk, die deutsche Nationalmannschaftskapitänin in FTC-Diensten, war von der Niederlage – „Fradis“ höchste in der Champions League – geschockt. „Wir waren in jeder Hinsicht schlechter als Bietigheim. Wir haben uns nicht an die Absprachen gehalten, waren zu langsam, nicht clever genug.“
Trainer Gaugisch relativiert
Gaugisch relativierte den Sensationssieg. „So ein Tag ist nicht normal. Wir sind glücklich über den Sieg, aber es war nur ein Spiel. Wir haben noch schwere Aufgaben vor uns.“ Die überragende Szikora wurde von allen Seiten gefeiert. Zu den ersten Gratulantinnen gehörte Laura Steinbach, die Frau von SG-Männertrainer Iker Romero. Für Szikora ein freudiges Wiedersehen. „Schön, dass sie da war. Wir haben zusammen einige Zeit bei Ferencváros gespielt und verstehen uns sehr gut.“ bzh
Niederländischer Nationalcoach traut SG BBM das Final Four zu
Genauso begeistert wie die Fans in der MHP-Arena war Per Johansson vom Auftritt der SG BBM. „Es hat sich gelohnt, hierherzukommen“, freute sich der Schwede, der seit Februar die niederländische Nationalmannschaft trainiert und seine Schützlinge Kelly Dulfer, Inger Smits und Angela Malestein beobachtete. „Das war eine beeindruckende, enorm disziplinierte Leistung von Bietigheim. Kelly und Inger haben extrem stark gespielt, die Torhüterin war unglaublich.“ Die Frage, ob er der SG den Sprung ins Final Four zutraut, beantwortete Johansson mit einem klaren „Ja!“ und ergänzte: „Wenn Bietigheim so spielt, hat es jede Mannschaft der Welt schwer gegen sie.“