SG BBM Bietigheim Traum von der dritten perfekten Erstliga-Runde platzt

Von Andreas Eberle
Antje Döll, hier gegen Bensheim/Auerbach beim Wurf, erzielte am Sonntag in Oldenburg sieben Tore – alle in Hälfte eins. Foto: /Martin Kalb

Nach 70 Siegen in Serie auf nationaler Ebene spielt der Meister SG BBM Bietigheim beim VfL Oldenburg nur remis. Trainer Markus Gaugisch moniert die vielen Gegentore beim 38:38.

Vielleicht steckte den Handballerinnen der SG BBM Bietigheim die feucht-fröhliche Meistersause am Wochenende zuvor noch in den Knochen. Vielleicht fehlte ihnen nach dem vorzeitigen Titelgewinn die hundertprozentige Konzentration. Vielleicht hatte die deutsche Übermannschaft der vergangenen beiden Spielzeiten auch einfach nur einen schlechten Tag. Das Ergebnis war letztlich dasselbe: Nach saison- und wettbewerbsübergreifend 70 Siegen in Serie mussten die Bietigheimerinnen beim VfL Oldenburg mal wieder einen Punktverlust auf nationaler Ebene hinnehmen. 38:38 endete das Kräftemessen mit dem Tabellenfünften aus Niedersachsen. Damit platzte zugleich der Traum von der dritten perfekten Runde nach 2018/19 und 2021/22. Mit immer noch beeindruckenden 47:1 Zählern führt das Viadukt-Team nun zwei Spieltage vor dem Saisonende das Klassement an.

Dass die bisher so blütenreine Weste am Sonntag einen Klecks abbekam, lag an einer schwachen SG-Deckung. 38 Treffer schenkten die Oldenburgerinnen dem alten und neuen Deutschen Meister ein – so oft hat in dieser Runde noch keine Mannschaft gegen die Enztälerinnen getroffen, nicht mal in der Champions League. Bisher waren die 35 Gegentore am 8. Januar im Gruppenspiel bei Sloweniens Rekordmeister Krim Mercator Ljubljana Bietigheims Negativwert gewesen.

Gaugisch unzufrieden mit Abwehr

„Das Ergebnis zeigt, was heute nicht funktioniert hat“, legte Trainer Markus Gaugisch nach der Punkteteilung den Finger in die Wunde. „Mit der 5-1-Formation hatten wir Phasen, die gut waren. Aber immer wieder kam dann die Wucht von Oldenburger Seite zum Tragen. 38 Tore in der Defensive sind zu viel.“

Letztlich konnte Gaugisch sogar froh über das Unentschieden am drittletzten Spieltag sein. In der ersten Hälfte führte der VfL vor der Oldenburger Rekordkulisse von 1093 Zuschauern beim 16:9, 17:10 und 18:11 jeweils schon mit sieben Toren. Mit dem 18:22-Rückstand nach 30 Minuten waren die Bietigheimerinnen noch gut bedient. Die sonst kompakte und aufmerksame 6-0-Abwehr funktionierte diesmal gar nicht. Ungenauigkeiten und Deckungsfehler prägten den Auftritt der Gaugisch-Sieben. Der einzige Lichtblick bis zur Pause war Linksaußen Antje Döll. Die 34-jährige Nationalspielerin kam auf eine hundertprozentige Trefferquote und hielt den Favoriten mit ihren sieben Toren im Spiel.

Das junge Oldenburger Team spielte nach zuletzt sieben Siegen am Stück selbstbewusst auf. Dem VfL gelang in Durchgang eins nahezu alles, was er auch anpackte. Beim Torewerfen taten sich dabei Marie Steffen und Merle Carstensen hervor – sie hatten am Ende jeweils acht Treffer auf dem Konto. Da konnte neben Döll nur noch die ebenfalls siebenmal erfolgreiche Xenia Smits mithalten. Nach dem Wechsel gelang es der Spielgemeinschaft, Oldenburgs Offensivelan zu brechen – Gaugischs Taktikwechsel in der Abwehr fruchtete. Mit einem 6:1-Lauf zum 24:23 (35.) ging Bietigheim erstmals in Führung. Nachdem Karolina Kudlacz-Gloc zehn Minuten später auf 31:27 erhöht hatte, deutete alles schon auf den 24. Bietigheimer Sieg im 24. Saisonduell hin. Doch der VfL gab nicht auf und bekam tatsächlich noch mal die Kurve. In der Schlussphase lag der Außenseiter sogar dreimal wieder mit einem Treffer vorne. Xenia Smits mit zwei Toren und Trine Østergaard glichen aber postwendend aus. Letztlich blieb’s beim gerechten Remis – auch weil die SG gleich vier Siebenmeter verwarf: Julia Maidhof und Kim Naidzinavicius scheiterten jeweils doppelt.

Weiße Rosen zur Meisterschaft

Mehr als über den nur einen Punkt werden sich die Bietigheimerinnen über die weißen Rosen gefreut haben, die VfL-Geschäftsführer Andreas Lampe ihnen vor der Partie überreicht hatte – ein passendes Geschenk zur deutschen Meisterschaft und, im Falle von Kudlacz-Gloc, auch zum Muttertag.   Andreas Eberle

 
 
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