SG BBM Bietigheim Viadukt-Team steht unter Dormagen-Fluch

Von Andreas Eberle
Neuzugang Tom Wolf (links) war am Freitagabend mit acht Treffern Bietigheims Topwerfer. Dennoch setzte sich der Angstgegner Bayer Dormagen am Ende mit einem Tor Vorsprung durch. Foto: Marco Wolf

Die „Wiesel“ des TSV Bayer bleiben ein Bietigheimer Angstgegner: Das 27:28 ist die achte Niederlage gegen die Rheinländer hintereinander. Die furiose Aufholjagd der Romero-Sieben nach der Pause bleibt unbelohnt.

Mit Angst- und Lieblingsgegnern ist das so eine Sache. Bei einer positiven Serie glauben Sportler gern an die Wirkung höherer Mächte. Bei einem negativen Lauf wollen die Betroffenen von einer selbsterfüllenden Prophezeiung aber oft nichts wissen. So wie Jochen Zürn vor dem Zweitliga-Heimspiel der SG BBM Bietigheim gegen den TSV Bayer Dormagen. „Das ist Vergangenheit, wir haben eine neue Saison – und die Mannschaften sind nicht mehr vergleichbar“, sagte der Sportliche Leiter des Viadukt-Teams kurz vor dem Anwurf, angesprochen auf die jahrelange Pleitenserie gegen Bayer.

2012 letztmals gewonnen

Doch irgendwie scheint es wie verhext, wenn Bietigheim und Dormagen aufeinandertreffen. Zum achten Mal hintereinander behielten die „Wiesel“, so der Spitzname der TSV-Handballer, die Oberhand, diesmal hauchdünn mit 29:28. Der letzte Bietigheimer Erfolg datiert aus dem Jahr 2012. Gegen keine andere Mannschaft der Liga hat die SG eine miesere Bilanz. „Vielleicht spielt es eine kleine Rolle, wenn man sich einredet, dass es gegen die immer besonders schwer ist. Mir ging es heute aber nicht so, weil ich gegen Dormagen in den letzten Jahren nicht so die Probleme hatte“, sagte Neuzugang Tom Wolf, mit acht Toren Bietigheims Topwerfer.

Am Freitagabend brach den Schwaben eine desolate erste Hälfte das Genick. Vor den 969 Zuschauern in der Viadukthalle knüpfte die Sieben von Trainer Iker Romero zunächst nicht an die starken Auftritte aus den vergangenen vier siegreichen Partien an, weder in der Abwehr noch im Angriff. Auch die Torhüter Konstantin Poltrum und Fredrik Genz bekamen kaum einen Ball zu fassen. Während sich die SG jeden Treffer mühsam erarbeiten musste, fielen die der Gäste locker-flockig. Speziell Mislav Grgic war nicht zu bremsen – das bosnische Rückraum-Ass schlug allein bis zur Pause sechsmal zu und hatte am Ende neun Tore auf dem Konto. Mit 17:12 lag Dormagen nach den ersten 30 Minuten vorne. Selbst Kapitän Paco Barthe, der in der 18. Minute beim Stand von 7:9 aufs Feld gekommen war und so nach sechsmonatiger Verletzungspause sein Comeback feierte, konnte die angriffslustigen „Wiesel“ nicht zähmen.

Mit der Einwechslung von Max Öhler, der Jan Asmuth ablöste, kippte das Duell. Der zum Linksaußen umfunktionierte 21-Jährige fügte sich gleich mit zwei Treffern zum 14:17 ein. Sehenswert war sein zweites Tor, das er nach einem weiten Pass von Genz in den Kreis hineinfliegend erzielte – ein Kempa-Trick mal anders. Die komplette Mannschaft steigerte sich enorm, allen voran Schlussmann Genz, der sogar zwei Siebenmeter parierte.

Wolf gleicht kurz vor Schluss aus

Wolf brachte Bietigheim in der 50. Minute auf 22:23 heran. Spätestens jetzt stand die Halle Kopf. Immer wieder pirschte sich die SG BBM in der Endphase auf einen Treffer heran. Mit seinem achten Tor gelang Wolf 37 Sekunden vor Spielende der Ausgleich zum 28:28. Doch die furiose Aufholjagd blieb letztlich unbelohnt – weil sich Ian Hüter vier Sekunden vor Schluss bei TSV-Überzahl mit viel Dynamik am Kreis gegen Nikola Vlahovic durchsetzte und zum 29:28 vollstreckte. Dormagen war auf den letzten Drücker seinem Ruf als Bietigheimer Angstgegner gerecht geworden.

„In der zweiten Halbzeit haben wir sehr gut gespielt. Mit der Intensität von Anfang an hätten wir heute nicht verloren“, haderte Wolf und bekannte, nun keine Energie mehr zu haben: „Eine Aufholjagd ist immer anstrengender als vornewegzugehen.“

 
 
- Anzeige -