SG BBM Bietigheim Zieht Kudlacz-Gloc mit Schweinsteiger gleich?

Von bzh
Karolina Kudlacz-Gloc (links) gilt als Vorzeige-Profi. Im Team der SG BBM Bietigheim ist sie im rechten Rückraum trotz ihres Alters von 38 Jahren nicht wegzudenken. Foto: /Marco Wolf

Polens Rekordnationalspielerin greift mit der SG BBM Bietigheim nach ihrem siebten Pokaltriumph – und hätte damit so viele wie der ehemalige Fußballer von Bayern München. 

Am Wochenende macht sie das Dutzend voll: Karolina Kudlacz-Gloc spielt zum zwölften Mal im Final-Four-Turnier des DHB-Pokals. In Stuttgart will die Polin in Diensten des Titelverteidigers und Deutschen Handball-Meisters SG BBM Bietigheim ihren siebten Pokalsieg feiern.

Holt das Viadukt-Team wie schon 2021 und 2022 den Cup, würde Kudlacz-Gloc mit Bastian Schweinsteiger gleichziehen. Der ist mit sieben Titeln Deutschlands Pokal-Rekordspieler im Fußball. Nicht die einzige Parallele: Beide sind 38 Jahre alt, beide bestritten 2004 ihre ersten Länderspiele. Schweinsteiger, der nicht mehr aktiv ist, hat der 2016 von Leipzig an die Enz gekommenen Dauerbrennerin auf Vereinsebene aber einen Champions-League-Sieg voraus und mit acht nationalen Titeln drei mehr als Kudlacz-Gloc, die viermal in Deutschland und einmal in ihrer polnischen Heimat Meister wurde.

„Ob ich das aufholen kann, ist im Moment keine Frage“, stellt die 197-malige Nationalspielerin klar. „Ich bin ein Mensch im Jetzt und Hier und konzentriere mich total auf die nächste Aufgabe. Ich will jedes Spiel gewinnen – und das nächste im Halbfinale am Samstag gegen Metzingen wird enorm schwer.“

Elf Final-Four-Teilnahmen

Sechsmal bejubelte die Rückraumspielerin den DHB-Pokalsieg, fünfmal ging sie aber im Final Four leer aus. „Es gibt negative Erinnerungen wie an 2018, als wir gegen Oldenburg das Endspiel überraschend verloren haben, aber auch super schöne. Zum Beispiel an 2016, als ich noch mit Leipzig ein tolles Turnier spielte, und wir die Favoriten geschlagen haben. Pokal ist für mich ‚Wow‘ oder ‚Uih‘ – Jubel oder Trauer. Man muss mit allem rechnen und sich deswegen noch mehr konzentrieren. Denn meistens ist es so, dass die Favoriten im Pokal nicht den Titel holen. Das wollen wir besser machen“, erklärt Kudlacz-Gloc.

Im vergangenen Jahr wurde Polens Rekordnationalspielerin vor der EM ausgebootet, war enorm enttäuscht. „Heute bin ich froh darüber“, blickt die studierte Psychologin zurück. „Die Generationsunterschiede zu den aktuellen polnischen Nationalspielerinnen sind so krass, dass ich da nicht hingehört hätte. Ich bin anders ausgebildet, ich denke anders, glaube, dass ich viel professioneller bin als die Leute dort, und würde mich unter denen nicht wohlfühlen.“

Zur nächsten Saison steht bei der SG BBM Bietigheim ein Trainerwechsel an. Für Markus Gaugisch, der sich auf die deutsche Nationalmannschaft konzentrieren wird, kommt der Däne Jakob Vestergaard ins Ellental. Kontakt mit ihm hatte Kudlacz-Gloc schon, große Änderungen erwartet sie nicht. „Wenn man in Bietigheim spielt, dann sind die Ziele unabhängig vom Trainer ganz klar: Wir alle wollen alle Spiele und Titel gewinnen!“

Eigenblut-Therapie schlägt an

Ihre kürzliche Knieverletzung hat die Spielerin mit der Rückennummer 14 der SG auskuriert. „In Absprache mit dem Arzt und Verein habe ich mir etwas mehr Zeit genommen, als vielleicht nötig gewesen wäre, und eine Eigenblut-Therapie durchgeführt. Die hat angeschlagen, alles ist wieder okay“, berichtet die 38-Jährige.

Bei der Ernährung hört die Vollblut-Handballerin auf ihren Körper. „Ich bin nicht ganz so streng mit mir, weiß natürlich, was für mich als Sportlerin wichtig ist, aber auch, was für meinen mentalen Zustand als Mensch eine Rolle spielt. Wenn ich super Lust auf ein Stück Kuchen habe, dann gönne ich mir das.“

Gern genießt die als Vorzeige-Profi geltende Rechtshänderin in den Bietigheimer Weinbergen bei Spaziergängen mit Ehemann Jacek und Sohn Jakub die Aussicht aufs Enztal. „Das ist für mich einer von mehreren Kraftorten hier. Ich liebe die Natur und nehme alle ihre Kräfte auf – Vogelgezwitscher genau wie Sonne und Regen. Man muss dafür nicht bezahlen, und wir haben um uns herum alles, was wir brauchen, um das Leben zu genießen. Sachen, die viel Geld kosten, brauchen wir nicht“, sagt Kudlacz-Gloc.  bzh

 
 
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