SG BBM geht in Gummersbach unter Im vermeintlichen Topspiel von der Rolle

Von Andreas Eberle
Das Gummersbacher Rückraum-Ass Janko Bozovic (rechts) hat Paco Barthe in dieser Szene fest im Griff. ⇥ Foto: Mathias M. Lehmann

Die SG BBM Bietigheim geht beim Zweitliga-Spitzenreiter VfL Gummersbach nach einer desolaten Vorstellung mit 17:31 unter. Hinten und vorne läuft nichts zusammen – und Torhüter Aron Edvardsson sieht kurz vor Schluss die Rote Karte.

Als „Topspiel“ hatte die SG BBM Bietigheim das Duell beim Spitzenreiter VfL Gummersbach im Vorfeld noch kess bezeichnet, obwohl sie in der noch krummen Tabelle bis dato selbst nur Rang 15 belegte. Ein Topspiel kündigten auch die Kommentatoren bei der Streaming-Plattform sportdeutschland.tv vor der Live-Übertragung an. Das Prädikat „top“ hatte am Samstagabend in der Partie zwischen den beiden Last-Minute-Absteigern aus der Erstliga-Saison 2018/19 aber nur eine Mannschaft verdient: Gummersbach. Mit 31:17 fegte der VfL das Bietigheimer Team von der Platte. „Bei uns hat gar nichts funktioniert. Wir machen 17 Tore und haben 30 Fehlwürfe, das ist wahrscheinlich Negativrekord“, sagte SG-Trainer Hannes Jon Jonsson nach dem Debakel.

Dass beim heimstarken Altmeister aus dem Oberbergischen Kreis die Trauben hoch hängen würden, war klar. Die Art und Weise, wie die Niederlage zustande kam, und deren Deutlichkeit geben aber zu denken. Nach den souveränen Heimsiegen gegen Wilhelmshaven und Lübeck- Schwartau hätte man eigentlich eine selbstbewusste und gut aufgelegte Bietigheimer Truppe erwarten können. Doch die war in allen Belangen und auf allen Positionen unterlegen – und ergab sich am Ende ihrem Schicksal.

„Wir hatten am Anfang keinen Zugriff auf Alex Hermann, waren vorne total unbeweglich und haben uns zu viele Notwürfe genommen“, monierte Jonsson. Sein Gummersbacher Kollege Gudjon Valur Sigurdsson schwärmte dagegen vom Auftritt der VfL-Profis und speziell von deren Defensivleistung: „Wie die Abwehr gespielt hat, wie die Torhüter gehalten haben, war hervorragend und mit das Beste, was wir in dieser Saison gezeigt haben.“

Zu Beginn warf sich der von Jonsson angesprochene Alexander Hermann mit seinen Geschossen aus dem Rückraum ins Rampenlicht. Zur Gummersbacher 8:4-Führung trug der designierte österreichische WM-Teilnehmer allein fünf Treffer bei. Erst als Mario Urban ihn in Manndeckung und damit aus der Partie nahm, kamen die Gäste besser zurecht. Nach einem 5:11-Rückstand (20.) verkürzte die SG BBM noch zweimal auf drei Tore. Doch wirklich Zugriff auf das Spiel und den Gegner fand sie nie.

Nach einem 10:15-Pausenstand wurde der Bietigheimer Rückstand in der zweiten Hälfte immer größer. Mit dem Mut der Verzweiflung verordnete Trainer Jonsson eine Manndeckung für die Gummersbacher Aktivposten auf den Halbpositionen und ließ bei eigenem Ballbesitz mit einem zusätzlichen Feldspieler attackieren. Doch auch dieses Wagnis wurde nicht belohnt, sondern ging nach hinten los. Speziell aus dem Rückraum kam viel wenig. Jonas Link und Dominik Claus wirkten seltsam gehemmt, und Spielmacher Juan de la Pena tauchte gar völlig ab und strahlte so viel Gefahr aus wie ein frisch geborenes Kälbchen.

Schmerzlich vermisst wurde Top-Torjäger Christian Schäfer, der zu Hause geblieben war – der Rechtsaußen wurde am Wochenende zum zweiten Mal Vater. Von dessen 78 Prozent Trefferquote war Ersatzmann Mario Urban weit entfernt: Das Eigengewächs verwandelte nur zwei seiner sieben Würfe. Während bei den Schwaben im Angriff die Entschlossenheit fehlte, gaben auf der Gegenseite Hermann, Janko Bozovic und Timm Schneider Anschauungsunterricht in puncto Konsequenz und erzielten viele einfache Tore.

Die zuletzt so stabile SG-Deckung stand am Samstag ebenfalls neben sich. Selbst Torhüter Aron Edvardsson konnte das Ruder nicht herumreißen. Seine beiden Gegenüber Matthias Puhle und Diogo Valerio stachen ihn um Längen aus. Symptomatisch fürs Spiel war die letzte Aktion: Fünf Sekunden vor Schluss traf der aus dem Kasten geeilte Edvardsson den Gummersbacher Youngster Mathis Häseler mit dem Fuß unglücklich voll im Gesicht und sah die Rote Karte. „Wir hätten heute sechs Stunden spielen können und trotzdem keine Chance gehabt. Jetzt müssen wir das schnell abhaken“, sagte Jonsson. Bereits am Mittwoch (19.30 Uhr) geht es für die SG BBM in der Sporthalle am Viadukt mit einem Heimspiel gegen Rimpar weiter.

 
 
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