SG BBM siegt nach Quarantäne Gaugisch-Team überspielt Corona-Nachwirkungen gut

Von Andreas Eberle
Die vierfache Bietigheimer Torschützin Luisa Schulze (Mitte) versucht sich im Bodenkampf gegen die beiden Luchse-Spielerinnen Natalie Axmann  und Marleen Kadenbach (rechts) durchzusetzen. ⇥ Foto: Marco Wolf

Die SG BBM Bietigheim meldet sich mit einem 34:20-Heimsieg gegen die Luchse Buchholz 08-Rosengarten zurück. Einige Spielerinnen sind nach ihren Infektionen noch gehandicapt.

Uneingeweihte wären wohl nie auf die Idee gekommen, dass am Samstagabend eine Mannschaft zu einem Bundesliga-Spiel antrat, die gerade zwei Wochen in Quarantäne gewesen war, von vielen Corona-Infektionen gebeutelt wurde und zum Großteil keinen Sport treiben konnte. Trotz dieser schwierigen Ausgangslage trumpften die Frauen der SG BBM Bietigheim gegen die Handball-Luchse Buchholz-08 Rosengarten so auf, ob nichts gewesen wäre. Standesgemäß mit 34:20 fertigte der Tabellenzweite den Abstiegskandidaten aus Niedersachsen ab.

Unter den Bedingungen sei er absolut zufrieden, gab Markus Gaugisch nach dem erfolgreichen Bietigheimer Wettkampf-Comeback zu Protokoll. „Es ist nichts passiert, alle hatten ihren Puls einigermaßen im Griff, das ist das Wichtigste. Es wäre schlimm, wenn wir nach so einer Krankheitswelle jemanden kaputtmachen würden“, führte der SG-Trainer aus.

Allerdings waren Gäste aus der Lüneburger Heide auch der perfekte Gegner für den Wiederauftakt. Die Luchse erwiesen sich als recht zahm und waren nicht in der Lage, den coronageschwächten Bietigheimerinnen Paroli zu bieten. Zu groß ist nun mal der Qualitätsunterschied zwischen den beiden Teams, die am 15. und 16. Mai übrigens auch beim Olymp Final Four in der Stuttgarter Porsche-Arena um den DHB-Pokal antreten werden – die SG BBM als Turnierfavorit, die Niedersächsinnen als Underdog.

Bis zum 12:9 (26.) hielt Buchholz-08 Rosengarten das Geisterspiel in der Sporthalle am Viadukt einigermaßen offen. Mit vier Treffern am Stück warf der Favorit danach aber eine bereits deutliche 16:9-Halbzeitführung heraus. Nur an Kleinigkeiten war zu erkennen, dass die Bietigheimerinnen doch noch nicht ganz auf der Höhe waren und im Vorfeld nur zwei gemeinsame Übungseinheiten absolviert hatten. Gerade in den ersten 30 Minuten erlaubten sie sich mehr technische Fehler als üblich – so wie etwa Danick Snelder, der bei ihrer unfreiwilligen Slapstick-Einlage der Ball aus der Hand hüpfte. Wie viele ihrer SG-Mitstreiterinnen leidet die Niederländerin noch an den Folgen ihrer Virus-Infektion, auch wenn die Ergebnisse der durchgeführten Herzchecks, Belastungs-EKGs und Lungenfunktionstests die Einsatzfähigkeit bescheinigen. „Danick kam heute nach acht Minuten und machte das Zeichen für Wechseln. Das hast du von ihr wahrscheinlich in den letzten zehn Jahren nicht gesehen“, schilderte Gaugisch eine symptomatische Situation.

Junge Garde auf dem Feld

Mit Blick auf die Corona-Fälle im Kader – die meisten mit stärkeren Symptomen –, hatte der 47-jährige Coach in den vergangenen Tagen das Training gut dosiert und die Belastung angepasst. Dies setzte er auch im Spiel so fort und verteilte die Spielzeit auf alle seine 16 Akteurinnen, die im Aufgebot standen. In der Schlussphase stand sogar die komplette junge Garde mit Torhüterin Rena Keller (17), Magdalena Probst (17), Matilda Ehlert (17), Leonie Patorra (19), Amelie Berger (21) und Julia Maidhof (23) auf dem Feld – gemeinsam mit Kreisläuferin Luisa Schulze (30) als einziger „alten Häsin“. Die 1,90 Meter große Kreisläuferin steuerte wie Antje Lauenroth vier Tore zum Sieg bei. Häufiger trafen sonst nur Rechtsaußen Berger (6 Tore) – die künftige Dortmunderin legte am Samstag einen bärenstarken Auftritt hin –, und Kapitänin Kim Naidzinavicius (5/3). Dass die beiden Schiedsrichterinnen in der gesamten Begegnung keine Zeitstrafe aussprachen, zeigt, wie friedfertig die Luchse mit dem Bietigheimer Stars umgegangen waren. Und umgekehrt.

Da das ursprünglich für Mittwochabend terminierte Erstliga-Duell in Leverkusen aufgrund der behördlich angeordneten Quarantäne des Bayer-Teams ausfällt, ist die SG BBM nun erst wieder am Freitag (19.30 Uhr) beim Buxtehuder SV gefordert. Gaugisch denkt sogar schon ein bisschen weiter. „Bis zum Final Four muss jede in Topform sein“, so der Trainer. Auf dem Weg zum ersten Pokal-Triumph in der Bietigheimer Klubgeschichte wollen sich er und seine Frauen ganz offenkundig auch von Corona nicht aufhalten lassen.

Stimmen zum Spiel:

Luisa Schulze, Kreisläuferin der SG BBM Bietigheim: Wir freuen uns, dass wir es am Ende so erfolgreich und souverän runtergespielt haben. Im Großen und Ganzen haben wir eine gute Partie gemacht. Jetzt muss man von Spiel zu Spiel gucken, sodass wir Mitte Mai fürs Final Four topfit sind.

Karolina Kudlacz-Gloc, polnisches Rückraum-Ass: Für uns war es wichtig, wieder in Schwung zu kommen nach den vielen Sachen, die in der letzten Zeit bei uns passiert sind. Wir mussten uns nach den nur zwei gemeinsamen Trainingseinheiten erst wieder finden und vor allem dem Körper nach der Corona-Belastung wieder Intensität zumuten. Das ist uns gelungen. Wir sind sehr glücklich, dass wir die zwei Punkte sicher bei uns behalten haben.

Markus Gaugisch, SG-Trainer: Ich halte es für schwierig, die Saison zu verlängern, wie gerade diskutiert wird. Wenn man das vermeiden und durchspielen könnte, wäre ich froh. Wir hatten jetzt schon ein brutales Jahr. Jede zusätzliche Woche – dazu noch der Nationalmannschafts-Lehrgang – verkürzt die Regeneration im Sommer. Aber die Not ist derzeit groß.

 
 
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