SG BBM tritt beim Final Four als Favorit an Der Kampf gegen den Pokalfluch

Von Andreas Eberle
Die Bietigheimer Kapitänin Kim Naidzinavicius will am Wochenende beim Olymp Final Four in Stuttgart nicht nur den Ball in der Hand halten, sondern am Ende auch den DHB-Pokal. ⇥ Foto: Marco Wolf

Nach drei erfolglosen Final-Four-Teilnahmen will das Bietigheimer Star-Ensemble diesmal seiner Favoritenrolle gerecht werden. Im Halbfinale wartet die TuS Metzingen auf die SG BBM.

Gesucht wird Verein Nummer 15. Bisher haben 14 verschiedene Klubs den DHB-Pokal gewonnen. Doch keiner der früheren Sieger ist am Wochenende beim Final Four in der Stuttgarter Porsche-Arena vertreten. Als neuer Titelträger kommen die vier Erstligisten HSG Blomberg-Lippe, Handball-Luchse Buchholz 08-Rosengarten, SG BBM Bietigheim und TuS Metzingen in Betracht. Die schwäbischen Erzrivalen treffen am Samstag (14.30 Uhr/Live auf Sport 1) im zweiten Halbfinale direkt aufeinander.

„Geschenkt bekommt den Pokal niemand“, sagte SG-Trainer Markus Gaugisch am Montag bei der virtuellen Pressekonferenz zum Turnier und gab die Marschroute vor: „Es geht für uns um die richtige Mischung aus Zielgerichtetheit und Lockerheit.“

Die Bietigheimerinnen sind in dem Wettbewerb ein gebranntes Kind. Dreimal erreichten sie in den vergangenen Jahren das Final Four, dreimal guckten sie in die Röhre. In der Meistersaison 2016/17 war bereits im Halbfinale nach einem 22:30 gegen den Underdog aus Buxtehude Endstation, was damals möglicherweise auch mit einem vorangegangenen Ibiza-Kurztrip zusammenhing. 2018 und 2019 verlor die SG BBM das Endspiel gegen den VfL Oldenburg und den Thüringer HC mit jeweils einem Tor. 2020 fiel das Turnier der Coronavirus-Pandemie zum Opfer. „Die Erfahrungen im Pokal waren für uns bisher leider durchweg negativ“, sagt Kapitänin Kim Naidzinavicius, die jedes Mal dabei war und darum auch jedes Mal dem Gegner beim Jubeln zuschauen musste. „Es ist Zeit, das zu ändern.“

Teams belegen Platz zwei bis vier

Mit Bietigheim, Blomberg-Lippe und Metzingen haben sich drei Teams für den Saisonhöhepunkt qualifiziert, die in der Bundesliga-Tabelle aktuell die Plätze zwei, drei und vier belegen. Als krasser Außenseiter geht der Abstiegskandidat aus Buchholz und Rosengarten aufs Feld. Die Niedersächsischen hatten im Viertelfinale sensationell Bayer Leverkusen mit einem 24:23-Auswärtscoup eliminiert – und am Samstag in der Bundesliga die Werkselfen nun gleich noch mal geschlagen, diesmal mit 31:25.

In der Fachwelt wird der Champions-League-Teilnehmer aus Bietigheim-Bissingen als heißester Titelanwärter gehandelt. Bereits während der Punkterunde haben sich die Enztälerinnen gegen Metzingen mit 27:25 und 34:29 durchgesetzt. Ein gutes Omen fürs Halbfinale? „Wir wollen das Final Four einfach genießen. Es ist zunächst einmal ein Spiel, in dem vieles passieren kann“, sagt TuS-Trainerin Edina Rott. „Es ist ein Alles- oder nichts-Spiel. Wir freuen uns alle total auf das Turnier und werden alles dafür tun, um eine Überraschung zu schaffen“, ergänzt Rückraum-Ass Maren Weigel. Für den Klub aus dem Ermstal ist es bereits die fünfte Teilnahme an einem Final Four. Und wie im Fall der SG BBM ist die Trophäe auch an den TusSies bisher stets vorbeigegangen.

Hohe Erwartungshaltung

Bietigheims Coach Gaugisch weiß um die hohe Erwartungshaltung im Umfeld und den Druck, der auf seinen Stars lastet. „Die Favoritenrolle hat sich der Verein in den letzten Jahren erarbeitet und ist für uns nichts Neues. Sie soll kein Hemmschuh sein, sondern eher dazu führen, dass man überzeugt von seiner eigenen Qualität ist“, sagt der 47-Jährige. „Natürlich nehmen wir das an.“

Wird Schulze rechtzeitig fit?

Die schon zuletzt fehlenden Emily Sando, Stine Jørgensen und Kim Braun sind in Stuttgart nicht mit von der Partie. Ein Fragezeichen steht noch hinter dem Namen Luisa Schulze. Die 30-jährige Kreisläuferin hat sich in der vorletzten Übungseinheit vor dem Gastspiel in Mainz das Knie verdreht und stand darum auch am Samstag nicht im Kader. „Da müssen wir sehen, wie sich das bei ihr unter der Woche entwickelt“, so Gaugisch.

Titel zum Abschied

Der Pokal-Triumph wäre für seine Mannschaft nicht nur ein Trostpflaster für die verpasste Meisterschaft, die sie Borussia Dortmund überlassen musste, sondern auch das perfekte Abschiedsgeschenk für eine verdiente Akteurin: Anna Loerper, zweifache Handballerin des Jahres und langjährige Nationalspielerin, beendet nach dieser Saison mit 36 Jahren ihre Laufbahn. „Jede Spielerin würde sich riesig über den Titel freuen, aber für Anna würden wir uns alle noch mal extra mitfreuen. Kaum jemand hätte es mehr verdient, eine so grandiose Karriere positiv zu beenden“, sagt Naidzinavicius.

Sport 1 überträgt alle Pokalspiele live im Free-TV

Eine Premiere im Frauenhandball: Der Spartensender Sport 1 überträgt am Wochenende alle drei Partien beim Olymp Final Four live im Hauptprogramm. „Das ist ein großer Erfolg und gab es in der Historie der HBF noch nie“, stellte Christoph Wendt, Geschäftsführer der Handball-Bundesliga Frauen (HBF), am Montag bei einer virtuellen Pressekonferenz zufrieden fest. Im ersten Halbfinale stehen sich am Samstag ab 12 Uhr zunächst die HSG Blomberg-Lippe und Außenseiter Handball-Luchse Buchholz 08-Rosengarten in der Stuttgarter Porsche- Arena gegenüber. Um 14.30 Uhr folgt das Schwabenduell zwischen der SG BBM Bietigheim und der TuS Metzingen. Das Endspiel um den DHB-Pokal wird am Sonntag um 17.15 Uhr angepfiffen.

 

 
 
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