SG BBM verliert gegen HC Elbflorenz Furiose Aufholjagd wird nicht belohnt

Von Andreas Eberle
Jonas Link, hier beim Wurf, war am Freitag gegen den HC Elbflorenz der beste Akteur im blauen Bietigheimer Trikot. Das 28-jährige Rückraum-Ass mit fränkischen Wurzeln erzielte sieben Tore. ⇥ Foto: Marco Wolf

Die SG BBM Bietigheim holt gegen den  HC Elbflorenz einen Sechs-Tore-Rückstand auf und verliert doch noch unglücklich mit 28:29. Eigengewächs Mario Urban avanciert zur tragischen Figur.

Wie reagiert die Mannschaft der SG BBM Bietigheim auf den unter der Woche bekanntgegebenen Trainerwechsel im Sommer von Hannes Jon Jonsson zu Iker Romero? Extra motiviert, gelähmt – oder so, als ob nichts geschehen wäre? Das war die spannende Frage vor dem Zweitliga-Heimspiel am Freitagabend gegen den HC Elbflorenz.  Die Antwort war letztlich ein Mittelding aus allen drei Optionen.

„Wir werden zusammen mit Hannes das Maximale aus der Saison rausholen“, hatte Kapitän Jan Asmuth im Vorfeld angekündigt. Doch die Wahrheit liegt bekanntlich auf dem Feld – und da kassierten die Bietigheimer Ballwerfer nach vier Siegen in Serie einen Dämpfer bei ihrer Aufholjagd gen Spitzengruppe: Hauchdünn mit 29:28 (17:14) behielten die vor allem im ersten Durchgang stark aufspielenden Gäste aus Dresden die Oberhand und verdrängten die SG von Platz sechs. Ein Siebenmeter, den Nils Holger Kretschmer acht Sekunden vor Schluss verwandelte, brach dem ehemaligen Erstligisten letztlich das Genick. Dabei hatten die Bietigheimer im zweiten Durchgang viel Moral bewiesen, einen Sechs-Tore-Rückstand wettgemacht – und kurz vor Spielende sogar wieder mit zwei Toren geführt. „Es ist sehr bitter, dass wir nichts mitnehmen konnten“, haderte Jonsson mit dem Resultat.

Seine Schützlinge legten in der Viadukthalle einen explosiven Auftakt hin und warfen  sofort eine 4:1-Führung heraus (4.). Doch kurz darauf riss der Faden. Die Gästeabwehr hatte sich schnell akklimatisiert, machte die Räume eng und gestattete den Schwaben kaum noch ein Durchkommen. Die Folge: Ins Bietigheimer Angriffsspiel schlich sich immer mehr kopflose Hektik ein. Und hinten lag ebenfalls einiges im Argen. Zu oft hatte der Rückraum der Sachsen mit den überragenden Shootern Sebastian Greß, Ivar Stavast und Mindaugas Dumcius leichtes Spiel, was sich in den 17 Gegentreffern bis zur Pause niederschlug. Auch Torhüter Aron Edvardsson agierte glücklos und wurde bereits in der 25. Minute von Nick Lehmann abgelöst. Die Bietigheimer Schwächephase nutzte der HC Elbflorenz  zu einem 7:1-Lauf und einer 8:5-Führung (15.).   Diesem Rückstand rannten die Hausherren fortan hinterher. Nur weil Lukas Wucherpfennigs Wurf erst kurz nach der Pausensirene ins Netz gesprungen war, betrug ihr Rückstand zur Halbzeit „nur“ drei statt der möglichen vier Tore.

 Der selbst auferlegte Druck, es jetzt besonders gut machen zu wollen, schien auf den Schultern der SG-Handballer wie Blei zu lasten. Zu Beginn der zweiten Hälfte zog der HC Elbflorenz sogar auf 21:15 (37.) davon, für Bietigheim schien bereits alles verloren.  „Es gab Phasen, in denen uns etwas die Aggressivität gefehlt hat und wir vorne und hinten zu statisch waren“, rügte Jonsson später.

Nach seiner Rückkehr in den Kasten fügte sich Edvardsson auf Anhieb mit einer Doppelparade ein. Das war für die SG BBM das Signal für ein Comeback – und was für eines. Der Isländer hielt jetzt wie ein Weltmeister, auch vorne geriet das Jonsson-Team wieder in seinen Flow. Dem bärenstarken Jonas Link, mit sieben Treffern Bietigheims Topwerfer, gelang der Ausgleich zum 25:25 (53.). Nach dem vierten Tor von Tim Dahlhaus lag Bietigheim gar mit 28:26 (57.) vorne, und das Häuflein Trommler in der Halle wurde immer lauter. Doch die Dresdner schlugen in der dramatischen Endphase mit zwei Toren zurück – 28:28.

Kritik an den Schiedsrichtern

Zur tragischen Figur avancierte Mario Urban, der für den am Knie verletzten Christian Schäfer auf den letzten Drücker noch randurfte respektive -musste. Das 22-jährige Eigengewächs setzte in der letzten Minute den entscheidenden Wurf am langen Eck vorbei. Im Gegenzug gab es nach einer Auszeit von Gästecoach Rico Göde einen strittigen Siebenmeter für den HC. Der Rest ist bekannt. „Mario macht da niemand einen Vorwurf. Er ist noch jung. Da muss jeder Mal durch“, stärkte Rückraumspieler Dominik Claus dem jungen Teamkollegen den Rücken. Jonsson zeigte sich derweil stolz auf seine Truppe und die Aufholjagd.  „Die Mannschaft Charakter, Moral und auch Qualität gezeigt. Es war geil anzuschauen, wie sie sich zurückgekämpft hat“, sagte der Trainer. Dafür übte er Kritik am Schiedsrichtergespann Lucas Hellbusch und Darnel Jansen: „Eigentlich halte ich viel von ihnen, aber heute hatten sie keinen guten Tag. Mir hat eine Linie gefehlt. Es gab zu viele Entscheidungen, die ich nicht verstanden habe.“

 
 
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