SGV Freiberg: Barini ist glücklich über Rückkehr „Viele unterschätzen mich“

Von Andreas Eberle
Ouadie Barini, hier bei der Freiberger Regionalliga-Premiere gegen den VfR Aalen, hat Maß genommen. Der 1,73 Meter große Offensivspieler zählt im SGV-Team zu den Edeltechnikern. Foto: /Avanti/Ralf Poller

Ouadie Barini zählt trotz des Freiberger Fehlstarts bisher zu den Gewinnern beim Regionalliga-Neuling. Nach zwei turbulenten Profi-Jahren freut er sich über seine Rückkehr in die Heimat und zum SGV.

Die ersten beiden Regionalliga-Spiele seiner Klubgeschichte hat der SGV Freiberg verloren. Im Heimduell an diesem Samstag (14 Uhr) gegen den Spitzenreiter FC 08 Homburg droht dem Neuling die nächste Niederlage. Zu den Wasen-Kickern, die sich trotz des Fehlstarts bisher als Gewinner fühlen können, zählt Ouadie Barini. Der 31-jährige Deutsch-Marokkaner hat gegen Aalen (1:2) und Balingen (2:3) jeweils getroffen und gilt als Topverstärkung unter den vielen Neuzugängen. Im hochkarätig besetzten SGV-Ensemble hat er sich nach seiner Rückkehr prompt wieder einen Stammplatz erkämpft.

Obwohl der Aufsteiger zu Saisonbeginn noch Lehrgeld bezahlt hat, ist sich Barini sicher, dass Freiberg in der Liga bestehen kann. „Die fußballerische Qualität der Mannschaft ist super. Wir brauchen uns nicht zu verstecken. Homburg oder wie sie alle heißen sollen erst mal herkommen. Wir werden den Ball schon laufen lassen“, sagt der Offensivmann im Gespräch mit der BZ.

Zum dritten Mal beim SGV

Bereits in den Oberliga-Spielzeiten 2013/14 und 2019/20 lief Barini für die Wasen-Elf auf. Sein Trainer damals wie heute: Ramon Gehrmann. Die Eingewöhnungsphase fiel dem gebürtigen Heilbronner leicht. Schließlich traf er in Freiberg auf viele bekannte Gesichter. Dennoch hat er große Veränderungen im Verein registriert. „Alles ist viel professioneller geworden. Das gefällt mir. Es macht Spaß, tagtäglich hier aufzutauchen und zu trainieren“, sagt Barini, dessen Rufname teamintern „Hadji“ ist – nach dem einstigen marokkanischen Ausnahmekönner Mustapha Hadji.

Mit seinen 31 Jahren zählt Barini zu den erfahrensten Akteuren im SGV-Aufgebot. „Im Fußball zähle ich jetzt als Opa“, flachst der Rechtsfuß. „Aber ich fühle mich noch gar nicht so. Ich bin noch immer in der Lage, mich weiterzuentwickeln. Mein Ziel ist es, jeden Tag besser zu werden.“

Dem historischen ersten Freiberger Regionalliga-Treffer vor zwei Wochen gegen Aalen ließ er am zweiten Spieltag in Balingen mit dem zwischenzeitlichen 2:2-Ausgleich gleich ein weiteres Tor folgen. Eine fixe Trefferzahl als Saison-Zielmarke hat Barini aber nach eigenem Bekunden nicht im Kopf. „Ich will einfach nur spielen – viel spielen und gut spielen. Mir geht es darum, ein Ausrufezeichen zu setzen und zu zeigen, dass ich ein richtig guter Regionalliga-Spieler bin. Ich denke, viele unterschätzen mich.“

Barini hat zwei turbulente Jahre als Berufsfußballer hinter sich. Im Sommer 2020 wechselte er vom SGV zum Regionalligisten VfR Aalen – seine erste Profistation. Dort habe er sich erst daran gewöhnen müssen, dass in jedem Training Vollgas verlangt wurde. Und dass es nach jeder vergebenen Chance gleich Kritik hagelte. Gerade zum Ende der Runde kam der Angreifer aber immer besser in Schwung. In 21 Pflichtspielen war er siebenmal für die Ostalb-Elf erfolgreich.

Knifflige Vereinssuche

Eine vom VfR angebotene Vertragsverlängerung lehnte Barini aber aus privaten Gründen ab. Denn er hatte seiner aus Dortmund stammenden Frau versprochen, endlich mit ihr zusammenzuziehen – und zwar in deren Heimat Nordrhein-Westfalen. Die Wahl des Wohnorts fiel auf Köln. Zum Problem wurde dort allerdings die Suche nach einem Verein. Barini: „Die gewünschten Optionen, zum Beispiel Alemannia Aachen, waren nicht möglich. Es reicht halt nicht, in der Regionalliga Südwest ein paar Tore zu machen, um ein gewisses Standing in der Regionalliga West zu haben.“

Also wurde es im Sommer 2021 der finanziell angeschlagene KFC Uerdingen – ein Traditionsklub, der innerhalb von gut einem Jahr von der Dritten Liga in die Oberliga durchgereicht wurde und in die Insolvenz musste. Barini führte das völlig neu zusammengestellte Regionalliga-Team der Krefelder zunächst sogar als Kapitän an. Zehn Partien bestritt er für Uerdingen, ehe er im Oktober wegen interner Querelen suspendiert wurde – „zum ersten Mal in meinem Leben“, wie Barini betont. Laut einem Bericht der Sportzeitschrift „RevierSport“ hatte er nach der 0:11-Pleite gegen Rot-Weiß Essen eine Trainer-Umfrage in der Kabine initiiert.

Rauswurf, fremde Umgebung, Transfer in der Winterpause – unter diesen Voraussetzungen war es für Barini und seinen Berater schwer, im Rheinland einen neuen Profiverein zu finden. Darum folgte der Rückschritt in die Mittelrheinliga, wo er beim Siegburger SV 04 anheuerte und groß auftrumpfte. Sieben Tore und sechs Vorlagen waren seine stolze Ausbeute bei zwölf Einsätzen. „Das war eine tolle Zeit. Ich habe super Leute kennengelernt, mit denen ich heute noch in Kontakt bin“, berichtet Barini.

Sehnsucht nach zu Hause

Doch die Sehnsucht nach zu Hause war größer, und so kehrte er zurück – privat in seine Geburtsstadt Heilbronn, sportlich zum SGV, bei dem er einen Einjahresvertrag unterschrieb. „Ich habe einiges gesehen und erlebt und bin jetzt froh, wieder in der Heimat zu sein – bei meiner Familie und meinen Freunden“, sagt Barini. Und bei einem Klub, der ihn wertschätzt. Mit seinem furiosen Re-Start in Freiberg hat der 1,73 Meter große Stürmer sich auf Anhieb wieder in die Herzen der Fans gespielt. Gleichwohl weiß er um die Schnelllebigkeit des Profigeschäfts und die hohe Erwartungshaltung am Wasen: „Wenn ich die nächsten Wochen schlecht spiele und nichts mehr treffe, sagen die Leute auch wieder: Der Barini kann nichts.“

FC Homburg gibt beim SGV Freiberg seine Visitenkarte ab

Der Aufstiegskandidat und frühere Bundesligist FC Homburg tritt an diesem Samstag (14 Uhr) als hoher Favorit beim SGV Freiberg an. Die Saarländer haben in der Regionalliga Südwest einen Traumstart hingelegt und führen nach den beiden Siegen gegen Rot-Weiß Koblenz (3:1) und den FSV Frankfurt (7:0) die Tabelle vor Ulm und Aalen an. Auch in der Torschützenliste liegen zwei Homburger vorne: Der beim VfB Stuttgart ausgebildete Fabian Eisele hat schon viermal getroffen, sein österreichischer Stürmer-Kollege Thomas Gösweiner dreimal. Zu einem Wiedersehen kommt es mit Innenverteidiger Lukas Hoffmann, der in der Vorsaison noch für Freiberg gespielt hat.

 
 
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