In der 79. Minute wechselt Roland Seitz Simon Klostermann ein. Da weiß der Trainer des SGV Freiberg noch nicht, dass er den Sieg im WFV-Pokal-Kracher mit den Stuttgarter Kickers eben aus Feld gebracht hat. Der Stürmer erzielt nämlich in der Verlängerung der Partie einen Doppelpack. Erst setzt er sich nach einem Freistoß von Niklas Tarnat gegen zwei Gegenspieler durch und schädelt den Ball zum 2:1 ein (103.). „Das hat Simon überragend gemacht“, lobt der Vorlagengeber den Abnehmer.
SGV Freiberg Simon Klostermann entscheidet den Pokal-Thriller in der Verlängerung
Die Stuttgarter Kickers und der SGV Freiberg schenken sich lange nichts. Das Duell im Achtelfinale findet erst nach 120 Minuten seinen Sieger.
Neun Minuten vor Schluss macht er dann den Deckel drauf, als der ebenfalls eingewechselte Zeki Koca über den Flügel geschickt wird, der Wasen-Goalgetter im Zentrum frei zum 3:1-Entstand einschieben darf und die rund 2500 Fans der Hausherren zum Verstummen bringt. „Das war eine Teamleistung. Wir haben brutal gefightet und uns endlich mal belohnt“, resümiert Klostermann. Trainer Seitz lobt: „Ich muss vor der Mannschaft den Hut ziehen. Wenn man unsere Situation sieht, ist das nicht Selbstverständlich.“
Rotation bei den Gastgebern
Kickers-Coach Marco Wildersinn wechselt im Vergleich zum vergangenen Regionalliga-Spiel auf fünf Positionen durch, bringt neben Leon Neaime im Tor noch Flamur Berisha, David Tomic, Meris Skenderovic und Nevio Schembri. „Im Nachhinein ist man immer schlauer. Aber das sind richtig gute Spieler. Wir wollten Offensiv frische Beine bringen und haben auch adäquaten Ersatz“, erklärt er. Seitz auf der Gegenseite muss verletzungsbedingt auf Armend Qenaj verzichten und lässt Tino Bradara auf der Bank, dafür starten Domenico Alberico und Frederik Rahn.
Anfangs will sich kein Team einen Fehler erlauben, weshalb beide Seiten die Partie sehr verhalten beginnen. Spannung kommt lediglich auf, als Kickers-Keeper Neaime einen Ball im eigenen Strafraum annimmt und gewieft Hilal El-Helwe aussteigen lässt. Die erste richtige Chance des Spiels gibt es in der 17. Minute – und prompt klingelt es. Per Lockl führt eine Ecke kurz aus, dann ist es eine Kombination zweier Ex-Freiberger: Tomic (von 2022 bis 2023 am Wasen) bringt eine Hereingabe flach durch den gesamten Strafraum an Freund und Feind vorbei, bis am zweiten Pfosten Berisha, der zwischen 2020 und 2022 beim SGV aktiv war, einschussbereit steht und zur Führung einschiebt.
Alberico als Motor
In der Folge erwacht die Partie aus dem Schönheitsschlaf und beide Mannschaften trauen sich mehr. Den ersten vorsichtigen SGV-Abschluss aus 18 Metern setzt Domenico Alberico aus der Drehung einige Meter links daneben. Wirklich ernsthaft gefährlich wird es nicht, auch, weil die Gäste nicht in einen sauberen Spielaufbau kommen. Meist sind es ungenaue Pässe von Torhüter Michael Gelt, die sein Team aus dem Pressing befreien, gleichzeitig aber auch gefundenes Fressen für die Kickers sind.
Auch im Anschluss geht viel bei den Gästen über den linken Flügel, so etwa, als Alberico von Kapitän Mario Kehl-Gomez an der Sechzehnerkante bedient wird, den Schlenzer allerdings zu zentral auf den Kasten bringt und Neaime ihn per Flugeinlage entschärfen kann (38.). Doch bis zur Pause bleiben die Männer vom Wasen zu ungefährlich, als dass es wirklich ernsthaft im Kickers-Strafraum brennen würde. „Wir sind mit drei Niederlagen hier her gekommen, da ist es klar, dass man verunsichert ist“, sagt Tarnat im Nachgang über den mäßigen Start und ergänzt: „Was wir dann nach der Halbzeit gemacht haben war aller Ehren wert.“
Ausgleich durch Bogenlampe
Der SGV verteidigt hinten souverän und sucht vorne nach der Antwort, die dann auch erneut nach einem Standard kommt. Bei einer Ecke an den kurzen Pfosten kommt der eingewechselte Tino Bradara zehn Meter vor dem Tor frei zum Kopfball, sein Versuch wird länger und länger, ehe er sich über Neaime hinweg ins lange Eck senkt (66.). Den Gästen verleiht die Führung Aufwind, die in schwarz gekleideten Freiberger drücken auf die Führung.
In der Schlussphase wird es hitziger. Sowohl auf den Rängen, als auch auf dem Feld kochen die Emotionen höher. Doch Schiedsrichter Marc Philip Eckermann leitet die Partie beinahe makellos, bis auf ein paar wenige Kleinigkeiten. Der SGV hat Momente vor dem Schlusspfiff die große Gelegenheit auf den Lucky Punch, der Abschluss von Zeki Koca aus der Distanz wird von David Kammerbauer auf der Linie geklärt. In der Verlängerung hat Klostermann dann das letzte Wort.