SGV Freiberg triumphiert beim FSV 08 Bietigheim-Bissingen Ein Doppelpatzer und Grüttners Geniestreich entscheiden Derby

Von Andreas Eberle
08-Stratege Yannick Toth (rechts) attackiert Christian Mistl und bekommt dabei die linke Hand des Freibergers ins Gesicht. Im Hintergrund verfolgt Konstantinos Markopoulos das Duell. ⇥ Foto: Avanti/Ralf Poller

Der FSV 08 Bietigheim-Bissingen verliert das Oberliga-Prestigeduell gegen den SGV Freiberg mit 0:2 – und damit auch den Anschluss an die Tabellenspitze.

So ausgelassen sieht man die erfolgsverwöhnten Fußballer des SGV Freiberg selten. „Derbysieger“ brüllten sie nach dem 2:0 beim FSV 08 Bietigheim-Bissingen voller Inbrunst und stimmten „Humba Täterä“ an. Ein paar Meter weiter lobte Markus Lang die Bruchwald-Kicker im Kreis für ihre Topleistung in der zweiten Hälfte. Doch die aufmunternden Worte des Trainers verfehlten diesmal ihre Wirkung, wie die traurigen und enttäuschten Gesichter der Nullachter verrieten.

Nach der zweiten Zu-null-Niederlage in Folge haben die Bissinger den Anschluss an die Tabellenspitze fürs Erste verloren. Dagegen haben sich Freiberg und der zweite Topfavorit Stuttgarter Kickers vom übrigen Feld schon etwas abgesetzt. Es deutet sich der vor Saisonbeginn erwartete Zweikampf um den Titel an.

„Wir haben einen brutal guten Gegner und Mitfavoriten auf zehn Punkte distanziert. Das war der Auftrag an die Mannschaft – und die Jungs haben das hervorragend umgesetzt“, frohlockte SGV-Trainer Evangelos Sbonias. Sein Gegenüber Lang konnte sich einen Seitenhieb auf den euphorisierten Lokalrivalen nicht verkneifen. „Das sollte auch ihr Anspruch sein. Die trainieren achtmal die Woche, da schafft keiner was. Wenn die mit ihrer Qualität nicht vorneweg marschieren, machen sie grundsätzlich etwas falsch“, sagte der 08-Übungsleiter und konstatierte: „Freiberg ist für uns auf Dauer nicht der Maßstab.“

Bereit für den Kunstrasen

Da der ramponierte Naturrasen gesperrt war, fand das Derby auf dem Kunstrasen statt. Unter der Woche hatten beide Teams in weiser Voraussicht auf dem entsprechenden Geläuf trainiert. Die rund 700 Zuschauer sahen ein unterhaltsames Derby mit vielen gelungenen Spielzügen, hochkarätigen Torchancen und packenden Zweikämpfen. Nach ihrer starken Anfangsphase wurden die Bissinger in der 20. Minute kalt erwischt. Das 0:1 resultierte aus einer Verkettung unglücklicher Umstände: Der bedrängte Innenverteidiger Niklas Mahler spielte den Ball etwas unsauber zu Henning Bortel zurück. Prompt rutschte dem Keeper am Strafraum beim Klärungsversuch die Kugel über den Schuh. Der Rest war eine Demonstration Freiberger Effektivität und Klasse: Die fehlgeleitete Bogenlampe köpfte Marco Grüttner in den Lauf von Christian Mauersberger, und der überwand den zurückgeeilten Bortel, der mit den Händen noch am Ball war, mit einem 16-Meter-Schuss.

Die Nullachter waren bis zur Pause nur noch ein Punchingball für den Favoriten. Die Wasen-Elf spielte dagegen wie aus einem Guss und ging deutlich aggressiver zur Sache. Bei einem Grüttner-Kopfball und Söklers Schuss aus spitzem Winkel machte Bortel seinen Patzer wieder gut.

Nach der Pause dominierte dann Bissingen. Die größte Ausgleichschance vergab Konstantinos Markopoulos, der nach einem Fehlschuss von Filimon Gerezgiher das leere Freiberger Tor vor sich hatte, die Kugel aber am langen Eck vorbeischob (53.). Glück hatte der SGV, dass ein Foul des bereits verwarnten Kevin Ikpide im Mittelfeld an Marius Kunde ungeahndet blieb – Gelb-Rot wäre hier eigentlich fällig gewesen (73.). Ein Geniestreich von Grüttner brachte die Entscheidung: Der Kapitän setzte den Ball nach Vorarbeit des eingewechselten Dominik Salz mit dem Außenrist zum 2:0 ins lange Eck (82.).

Emotionale Schlussphase

Hektik kam in der Endphase auf, als der Ex-Freiberger und 08-Joker Pascal Hemmerich gleich zweimal rustikal gegen Lukas Hoffmann einstieg. Hitzige Diskussionen und eine Rudelbildung waren die Folge, auch wenn Sbonias später beteuerte: „Es hat niemand über die Stränge geschlagen, es war nichts Wildes dabei.“ Seinem Bissinger Kollegen Lang missfielen hingegen die Emotionen von der SGV-Bank: „Mir fehlt das Verständnis, wenn ich sehe, wie die Freiberger von außen immer Hektik reinbringen und wo ihr Trainer auf dem Platz rumrennt. Sie haben es mit ihrer Qualität gar nicht nötig, sich wie Stehaufmännchen zu benehmen.“

Stimmen zum Spiel

Markus Lang, Trainer des FSV 08 Bietigheim-Bissingen: Der SGV hat in der ersten Hälfte einen super Ball gespielt und uns den Schneid abgekauft. Nach der Pause haben wir mehr dagegengehalten und das Spiel übernommen. Da hatten wir gute Möglichkeiten, aber abermals ist es uns nicht gelungen, den Ball über die Linie zu drücken. Die Freiberger Stürmer mit ihren über 400 Spielen im Profi- oder höheren Amateurbereich sind da abgeklärter.

Evangelos Sbonias, Trainer des SGV Freiberg: Wir haben uns auf den Kunstrasen eingestellt und darum auch von Montag an jeden Tag auf unserem trainiert. Es ist uns egal, wo wir spielen. Wir hätten heute früher den Sack zumachen müssen, wenn ich an die Chancenhäufung in der ersten Halbzeit und an die Konterchancen in der zweiten Halbzeit denke.

Marius Kunde, 08-Kapitän: Wir haben uns gut geschlagen und gehen erhobenen Hauptes vom Feld. Dass wir uns mit den Freibergern nicht vergleichen können, ist klar. Die haben brutal gute Einzelspieler, einen ganz anderen Etat und ganz andere Bedingungen. Ich bin trotzdem stolz auf meine Mannschaft. In der zweiten Halbzeit haben wir ein super Spiel gemacht und waren überlegen. Nur haben wir uns mal wieder nicht belohnt. Das fehlt uns in letzter Zeit.

Christian Mauersberger, Freiberger 1:0-Torschütze: So ein Derbysieg fühlt sich gut an. Das sind immer spezielle Spiele. Wenn man auf die Tabellensituation guckt, war es doppelt spannend. Wir wussten, dass es ein harter Fight wird und sind jetzt hoch zufrieden mit dem Sieg. Aufgrund der ersten Hälfte haben wir verdient gewonnen. Das 2:0 war der Lucky Punch.

 
 
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