Bereits vor dem Hauptkampf war klar, dass eine Serie an diesem Abend reisen wird. Beim Duell zwischen Ardian Krasniqi und Saul Ivan Male um den WBO-Intercontinental-Titel trafen zwei Gegensätze aufeinander. Krasniqi hatte in seinen bisherigen neun Profikämpfen jeden einzelnen gewonnen – und jeden einzelnen per K.o.. Male hingegen wurde noch nie auf die Matte geschickt, musste ein Duell allerdings vorzeitig beenden. Die Antwort auf die Frage, wessen Serie zu Ende ist, hatten die rund 2800 Zuschauer in der Ludwigsburger MHP-Arena bereits nach 2:50 Minuten in der ersten Runde.
„Showdown for Legacy“ Krasniqi macht kurzen Prozess und krönt sich zum Champion
Der neue WBO-Intercontinental-Champion heißt Ardian Krasniqi. Der 28-Jährige schlägt Saul Ivan Male schon in der ersten Runde.
Rechter Haken und vorbei
Denn nachdem sich beide Kämpfer in den ersten Sekunden erst mal etwas abtasteten, war der Kampf schneller vorbei, als die meisten wohl erwartet hatten. Zehn Sekunden vor Ende der ersten Runde – Krasniqi hatte bis dahin den ein oder anderen sauberen Treffer gelandet – bringt der Kämpfer aus Rottweil erst einen gezielten linken Jab gerade auf die Deckung des Uganders ins Ziel und schickte dann mit einem harten rechten Haken um die geschlossene Deckung herum den 30-Jährigen zu Boden.
Die Krasniqi-Anhänger in der Arena explodierten im Jubel, nachdem die beiden anderen Titelkämpfe zuvor über die volle Distanz gegangen waren und kein Knock-out gesehen hatten. Schon zuvor schallten laute Anfeuerungsrufe für den „Gentleman“ Krasniqi, wie sein Spitzname im Ring ist, durch die Arena.
Entschuldigung an die Fans
„Es tut mit Leid für das schnelle Ende. Aber so ist das, wenn man gegen mich boxt“, sagt der 28-jährige Schwabe im Nachgang und ergänzt: „Ich bin einer der schlagstärksten Halbschwergewichtler in Deutschland. Wenn die Rechte sitzt, gehen halt die Lichter aus. Das war heute das beste Beispiel.“ Male sah tatsächlich nach dem Wirkungstreffer mächtig gezeichnet aus und brauchte lange, bis er auf eigenen Beinen den Ring wieder verlassen konnte. Krasniqi feierte indes ausgelassen im Ring.
Dabei war am Tag zuvor sogar noch nicht einmal sicher, ob es überhaupt zum Kampf kommen würde, wie er angekündigt war. Denn Male kam mit 83,5 Kilogramm in Deutschland an, satte vier zu viel. Tatsächlich wirkte der deutlich kleinere und dickere Afrikaner im Ring auch langsam und behäbig, Krasniqi hatte hier seine Vorteile. Hätte der Ugander gewonnen, wäre er trotz eines Sieges nicht der Titelträger geworden – die Klasse der Halbschwergewichtler geht nur bis 79,9 Kilogramm. In dem Rahmen bewegte sich Krasniqi klar, er wog 79,3 Kilogramm.
Kreis schließt sich
Mit dem Intercontinental-Titel, der der bedeutendste Titel unterhalb der Weltmeisterschaft ist, schließt sich ein kleines Box-Märchen. Denn exakt 19 Jahre zuvor unterlag Ardians Onkel Luan Krasniqi im Kampf um die WBO-Weltmeisterschaft Lamon Brewster. Zudem markiert der 28. September den Geburtstag des großen Max Schmeling. Die deutsche Box-Legende wurde vor 119 Jahren geboren, wurde Weltmeister im Schwergewicht in den 1930er Jahren und verstarb 2005.
Der neue Champion, der auch Deutscher Meister ist, richtet den Blick nach vorne. „Ich kann es gar nicht fassen, dass es wahr ist. Jetzt geht es weiter, ich will stärkere Leute boxen. Das ist für mich nur eine Zwischenstation bis ganz nach oben“, sagt Krasniqi.