Fußball-Europameisterschaft hin und Schlagerfestival unterm Bietigheimer Viadukt her: Für zahlreiche Gäste war es am Samstagabend Ehrensache, das Ehrenfest zum 150-jährigen Bestehen der Singgemeinschaft Ingersheim in der SKV-Halle mitzufeiern. Und sie bereuten die Teilnahme an dem unterhaltsamen Vier-Chöre-Event trotz Hitze ganz offenkundig nicht.
Singgemeinschaft Ingersheim Mit Wohlklang das Jubiläum gefeiert
Das Konzert zum 150-jährigen Geburtstag der Singgemeinschaft Ingersheim begeisterte das Publikum. Der lebendige Gesangverein wurde mit der Conradin-Kreutzer-Tafel ausgezeichnet.
Verein bereits 1874 gegründet
1874. Auf Reichskanzler Otto von Bismarck wird ein Attentat verübt, Preußen führt das Ehe-Scheidungsrecht ein, „Boris Godunow“ und die „Fledermaus“ werden uraufgeführt und die Geburtsstunde des Fußballs in Deutschland schlägt, als auch im Königreich Württemberg Nachhaltiges geschieht: In Ingersheim wird der „Liederkranz“, der Urvater der heutigen Singgemeinschaft, gegründet.
Für die engagierte, rund 80-köpfige Gesangsfamilie, die laut Schriftführerin Elke Hitzker stets in der Fischerwörth-Halle übt und auch durch ein facettenreiches Jahresprogramm erfreut, Anlass genug, das Jubiläum mit Wohlklang würdig zu feiern. Dazu passte die Überreichung der Conradin-Kreutzer-Tafel des Landes durch Bürgermeisterin Simone Lehnert ebenso gut wie ihre Ehrung der Vereinschefin Barbara Wagner und von Manfred Nill für 60 Jahre aktiven Chorgesang.
Barbara Wagner hatte in ihrem Grüß Gott geradezu ein Loblied auf die vielen guten Attribute des Gesangs gesungen und wurde darin von Bürgermeisterin Lehnert bekräftigt: Musik verbinde Generationen, fördere Gemeinsamkeit und Zusammenhalt. Das sei in heutigen Zeiten wichtiger denn je. Zu dem verbalen Lob für den „ältesten und immer ansprechbaren, helfenden Ingersheimer Verein“ gab es zum Beifall der Anwesenden auch einen 1500-Euro-Scheck.
Das musikalische Zweieinhalb-Stunden-Programm mit der Singgemeinschaft Ingersheim, dem Männergesangsverein Liederkranz Ochsenbach, dem Männerchor-Sängerbund Eintracht Altenmünster/Ingersheim (Crailsheim) und dem A-Capella-Ladies-Frauenchor Kornwestheim-Pattonville war nach dem Geschmack des Publikums wohl dosiert und reflektierte Können.
Reiches Repertoire an Hits
So erfreuten sich die Anwesenden über ein Repertoire, das garniert war mit „Ohrwürmern“ wie „Kein schöner Land“ und Gute-Laune-Hits wie „Jetzt kommen die lustigen Tage“ oder beispielsweise Volksliedern wie „Muss i denn“ bis hin zu Welthits wie „Conquest of Paradise“ und Armstrongs legendäre und wunderschön zart vorgetragene Ballade „What a wonderful World“ sowie einem „Abba“-Medley. Nicht zu vergessen unter den vielen Weisen das „Ingersheim Lied“ – mitgesungen vom Publikum.
Finaler musikalischer Höhepunkt war die gemeinsam von allen Chören und somit rund hundert Personen intonierte Schillers/Beethovens Ode an ein klassisch gleichberechtigtes Europa „Freude schöner Götterfunken“, bei der die Faszination Beethovens geradezu in die Kehlen der Sängerinnen und Sänger einzufließen schien. Bei so viel Eufonie und Stimmgewalt bebte die SKV-Halle fast schon ein wenig.
Relevanten Anteil an dem Gelingen der Veranstaltung hatte die aus Bulgarien beziehungsweise Stuttgart stammende, erfolgreiche und bei ihren Tasten-Anschlägen feinfühlige Pianistin Sirma Velichkova. Erst recht applaudierte das Publikum dem leitenden Dirigenten des Konzerts Ulrich Egerer aus Besigheim. Er verstand es, die Emotionen und die Ausdrucksstärke der Ensembles charmant und gekonnt zu lenken – ohne große Gestik oder ausladende Bewegungen.