Sirenensystem soll auch im Kreis Ludwigsburg auf Vordermann gebracht werden Neue alte Töne bei der Alarmierung

Von Redaktion
Eine Sirene in Bietigheim.⇥ Foto: Helmut Pangerl

Land und Bund unterstützen Kommunen, die Sirenen neu anschaffen oder ertüchtigen. Im Landkreis Ludwigsburg wird das Förderprogramm begrüßt, Kommunen bereiten Anträge vor.

Nach den Unwetterereignissen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen ist das Alarmierungssystem im Katastrophenfall in den Fokus der Politik gerückt. Das alte Sirenensystem soll auch in Baden-Württemberg wieder ausgebaut und ertüchtigt werden, damit Warnungen in Zukunft noch mehr Menschen erreichen. Das Land hat deshalb ein Sirenenförderprogramm aufgelegt, für das es vom Bund elf Millionen Euro erhält. Bis 12. November können Gemeinden sowie Stadt- und Landkreise, die elektronische Sirenenanlagen neu errichten oder Bestandssirenen durch den Einbau neuer Sirenensteuerungsempfänger ertüchtigen wollen, Anträge beim Regierungspräsidium stellen. Die BZ fragte nach, wie das Programm im Landkreis gesehen wird.

Die mögliche Antragstellung im Landkreis Ludwigsburg laufe direkt über die Kommunen, teilt Frank Wittmer, der Sprecher des Landratsamtes, dazu mit. „Wir haben die Kommunen darüber nochmal informiert.“

Genaue Zahlen, wie viele Sirenen im Kreis fehlen, lägen dem Kreishaus nicht vor, so Wittmer. Was die Ertüchtigung betrifft, so sollten die erwähnten digitalen Steuerungsempfänger zukünftig eine landes- oder bundesweite Auslösung ermöglichen. Die von Bund und Ländern geplanten Verbesserungen durch das modulare Warnsystem MoWaS seien „ein weiterer wichtiger Schritt zur Warnung und Information der Bevölkerung“. Über MoWaS können mit einer einzigen Eingabe verschiedenste Warnmedien und Multiplikatoren angesteuert werden, beispielsweise Radio- und Fernsehstationen, Onlinemedien der Tageszeitungen oder Warn-Apps wie die Notfall-Informations- und Nachrichten-App NINA. Wittmer: „Wünschenswert ist ein Warnmix aus Sirenen, Cell Broadcasting (Alarmierung per Textnachricht, Anm. d. Red.), NINA und den geplanten Verbesserungen durch MoWaS.“

Defizite beim Probealarm

Zu den Kommunen, die das Förderprogramm in Anspruch nehmen wollen, zählt die Stadt Sachsenheim. Sie will laut Pressesprecherin Nicole Raichle bereits in den nächsten Tagen Anträge stellen. In Sachsenheim sollen dann alle sieben Sirenen – in Hohenhaslach gibt es zwei – in den Ortsteilen ertüchtigt werden, zumal beim Probealarm vor zwei Jahren technische Defizite aufgetreten sind. Letztes Jahr habe sich zudem herausgestellt, dass die Alarmwege ebenfalls Defizite aufweisen. Man sieht in Sachsenheim nur zwei Möglichkeiten: Die Sirenen entweder abschalten oder wieder instandsetzen.

Die Ertüchtigung sei absolut sinnvoll, weil die Alarmierung der Bevölkerung unabhängig von vielen äußeren Faktoren erfolgen könne, sagt Nicole Raichle. Warn-Apps würden beispielsweise nachts nicht immer wahrgenommen. Auch wenn diese sinnvoll seien, sei ein mehrgleisiges System mit Sirenen und anderen Warnmöglichkeiten für die Bevölkerung am sichersten. Menschen reagierten auf Sirenen immer. Raichle: „Das sehen wir bei Übungen, wenn sofort nachgefragt wird, warum die Sirenen heulen.“

Beim bundesweiten Probealarm 2020 verweigerte auch die Sirene in Sersheim ihren Dienst. Technische Probleme führten dazu, dass das Gerät stumm blieb. Nach Auskunft von Bürgermeister Jürgen Scholz werde die Gemeinde auf jeden Fall das Förderprogramm in Anspruch nehmen. Scholz kritisiert, dass das Förderprogramm sehr kurzfristig aufgelegt wurde und die Zeit nun dränge, um zum Zug zu kommen. Nachbesserungsbedarf sieht er auf jeden Fall, zumal der Schalldruck der einen Sirene nicht ausreiche, alle Sersheimer im Notfall zu alarmieren. Wie in Sachsenheim sieht man auch in Sersheim das Förderprogramm als sinnvoll an.

Die Stadt Bietigheim-Bissingen will nach Auskunft von Sprecherin Anette Hochmuth im Rahmen des Sirenenförderprogramms ebenfalls einen Antrag stellen. „Genauere Details sind allerdings noch nicht ausgearbeitet. Daran wird noch gearbeitet“, so die Sprecherin. Wie schon berichtet, haben in Bietigheim-Bissingen die Ortsteile Bissingen und Untermberg keine Sirenen mehr.

Bönnigheim prüft noch

Die Stadt Bönnigheim prüft derzeit, ob sie das Förderprogramm annehmen soll, sagt Bürgermeister Albrecht Dautel. Im Stadtteil Hohenstein sei beispielsweise eine Sirene weggefallen. „Die anderen Sirenen funktionieren und können eingesetzt werden“, sagt der Schultes, der die traditionelle Warnung per Signal für nach wie vor modern hält: „Sicherlich ist es auch künftig sinnvoll, neben Warnwegen wie Warn-App oder Online-Warnungen auch Sirenen zur Warnung der Bevölkerung zu haben.“ Künftig müssten „vermehrt unterschiedliche Wege zur Bevölkerungswarnung gegangen und vorgehalten werden, ohne die bisherigen analogen wegfallen zu lassen“.

 
 
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