Jenny Dieterichs Traum vom eigenen Café ist geplatzt: Genau vor vier Jahren, am 1. November 2020, eröffnete sie in Löchgau beim Rathaus das Café „Kuchenglück“. Jetzt, am 31. Dezember, muss sie es schließen. „Es rechnet sich nicht, die Kunden kommen, aber die Kosten sind so hoch, dass am Ende des Monats nichts übrig bleibt“, sagt die Konditormeisterin. Gerade mal so könne sie die Gehälter der acht Teilzeitkräfte bezahlen, das nimmt sie dann von ihrem eigenen Gehalt, sagt sie.
Situation im Einzelhandel in der Region Der Kampf um jedes einzelne Geschäft
Die Versorgungslage in kleinen Gemeinden ist schwierig. Kleine Einzelhändler vor Ort gibt es nur noch wenige.
An den Kundenzahlen läge es nicht, dass sie aufgeben müsse. Ihre Kunden kämen nicht nur aus Löchgau, sondern aus der ganzen Umgebung, um die selbst gemachten Kuchen, Torten, Pralinen, Schokolade oder Brotaufstriche zu kaufen. Es seien die Kosten für den Laden, die Produkte, den Strom, die ständig steigen. „Wir mussten mehr als 2000 Euro für Strom nachzahlen, das ist eine Menge für uns“, sagt sie.
Löchgau hat ein Einzelhandelskonzept
Was mit dem Laden passiert, weiß auch Löchgaus Bürgermeister Robert Feil noch nicht, er sei aber in Kontakt mit dem Eigentümer der Immobilie, damit der Laden nicht zu lange leer stehe. „Wir sind sehr daran interessiert, dass es kleine Läden im Ortskern gibt, dazu hat der Gemeinderat schon 2014 ein Einzelhandelskonzept erarbeitet.“ Einige Geschäfte wurden auch in gemeindeeigenen Immobilien untergebracht, wie die Postfiliale. „Wir bauen ein Ärztehaus, damit auch die Apotheke weiter gut versorgt ist“, so Feil. „Wir wollen aktiv dazu beitragen, dass es kleine Geschäfte im Ortskern gibt, deshalb soll durch die Ortskernsanierung auch der Aufenthaltscharakter in Ortsmitte verbessert werden.“
Im Grunde sei er aber „noch“ zufrieden, was die Versorgung mit Läden in Löchgau betreffe. Löchgau habe Geschäfte wie einen Sportladen, ein Spielwarengeschäft, einen Blumenladen und Gastronomie. Zusätzlich zwei Supermärkte. „Die Ortsmitte steht bei unseren Überlegungen immer im Fokus“, so Feil. Er sagt aber auch, dass die Entwicklung im Einzelhandel immer herausfordernder werde und die Kommunen dazu beitragen müssten, Menschen in den Ort und die Läden zu bekommen. „Wir müssen um jeden Laden für unseren Ort kämpfen“, so Feil.
Kleine Läden in kleinen Kommunen haben es schwer. Das ist auch der Grund, weswegen die Bürgermeister dieser Orte versuchen, Discounter anzusiedeln. Mit einem Laden ist dort die Versorgung mit Lebensmitteln und anderen Produkten gedeckt. „Durch die Eröffnung des Penny-Marktes im September 2022 hat sich die Einkaufssituation in Freudental deutlich verbessert“, sagt Freudentals Bürgermeister Alexander Fleig.
Der Mehrwert für den Ort durch die Ansiedlung des Lebensmittelmarkts sei groß. Aber er sei auch zufrieden, dass es im Ort noch drei Bäckereien sowie den „Obst-Gemüse-Laden“ mit Feinkost der Familie Schneider im Gewerbegebiet gebe. Und es gebe eine Postfiliale im Freudentaler Reisebüro sowie die Tankstelle mit kleinem Laden und Lotto-Annahmestelle. „Für einen Ort unserer Größe sind wir damit gut aufgestellt“, so Fleig.
Er gibt aber auch zu, dass es „schmerzhafte Verluste“ gab: Das Blumenlädle hat geschlossen – wird aber als Blumenwerkstatt mit Auftragsbestellung weitergeführt – und der Freudentaler Kinderladen. „Ich wünsche mir, dass die Freudentaler wie bisher diese Angebote annehmen und somit den Erhalt der Läden sichern“, sagt er.
Die Energie- und sonstige Kosten sind es auch – wie im Café Kuchenglück –, die die Existenz des Kirchheimer Dorfladens, den die Gemeinde initiierte, bedroht, wie Bürgermeister Uwe Seibold sagt (die BZ berichtete). Deswegen setzte er vor einiger Zeit ein „Alarmzeichen“, dass es mehr Kunden brauche, damit sich der Dorfladen amortisiert. „Das ist nicht eingetreten“, so Seibold. Dennoch soll der Laden, der den Ortskern versorgt, noch geöffnet bleiben, ein neues Kassensystem wird derzeit installiert.
Kirchheim hat viele Fachgeschäfte
Ansonsten ist der Bürgermeister mit der Anzahl und der Auswahl an Läden im Ort zufrieden. „Wir haben eine Apotheke, einen Optiker, zwei Elektrogeschäfte, ein Sanitätsgeschäft, zwei Schuhgeschäfte. einen türkischen Supermarkt, zwei Bäckereien und zwei Discounter, da kann man schon zufrieden sein“, so Seibold.
Auch Erligheims Bürgermeister Rainer Schäuffele ist mit dem Status quo der Läden in seinem Ort weitestgehend zufrieden: „Die Laden- und Einkaufssituation ist für die Größe unserer Gemeinde mit 3000 Einwohnern gut“. Der Netto werde derzeit neu gebaut und ein Einkaufszelt diene als Übergangslösung (die BZ berichtete). Zudem gibt es die Bäckerei und das Café Kutterer, den Talhof als Direkterzeuger mit Hofladen sowie donnerstags einen kleinen Markt.
Dennoch fehle eine Apotheke. „Diese war vor einigen Jahren in dem Gebäude Löchgauer Straße 8 bereits genehmigt. Wir haben jedoch keinen Betreiber gefunden, sind aber weiter auf der Suche“, so Schäuffele. Für Erligheim sei auf Grund der Nähe zu Bönnigheim und Löchgau realistisch gesehen nicht möglich, mehr Läden anzusiedeln, so der Schultes.