So funktioniert die Talentförderung in Marbach DFB-Stützpunkt als Sprungbrett

Von Simon David
Ali Cetin ist einer von fünf Trainern, die sich am DFB-Stützpunkt in Marbach um die Talente aus der Umgebung kümmern. ⇥ Foto: Martin Kalb

In Marbach erhalten ambitionierte Nachwuchsspieler aus der Region ein zusätzliches Training. Zum 20-jährigen Bestehen der DFB-Talentförderung gibt es eine unorthodoxe Bolzplatz-Einheit.

Anlässlich des 20-Jahre-Jubiläums der DFB-Talentförderung fand am Montagabend an den 363 DFB-Stützpunkten in Deutschland der erste Trainingsdialog statt. So auch am Standort in Marbach, einem der beiden Stützpunkte im Fußballbezirk Enz/Murr. Unter dem Motto „Vom Bolzplatz ins Training“ erhielten Nachwuchstrainer vor Ort Einblicke in die Arbeit an dem Stützpunkt.

Spaß steht im Vordergrund

Anders als in den normalen Trainingseinheiten, in denen je ein bestimmtes Thema im Mittelpunkt steht, kickten die gut 20 Nachwuchsfußballer der Jahrgänge 2010 und 2011 auf zwei Spielfeldern einfach drauflos. Wie auf dem Bolzplatz eben. „Die Jungs haben die Mannschaften selbst zusammengestellt und spielen nicht unter Anleitung, sondern klären alles untereinander. Der Spaß und das Spiel aufs Tor stehen im Vordergrund“, erklärt Ali Cetin. Der 35-jährige Stuttgarter ist einer der fünf Trainer, die am DFB-Stützpunkt in Marbach arbeiten. Der Trainingsdialog bietet, neben Talentiaden und Turnieren, eine weitere Möglichkeit, neue Talente zu sichten. Gerade aus dem Jahrgang 2011 waren am Montag einige Nachwuchsspieler dabei, die noch nicht am Stützpunkt trainieren.

Ein Trainer pro Jahrgang

Normalerweise trainieren 50 bis 55 Spieler der Jahrgänge 2008 bis 2011 jeden Montag auf dem Kunstrasen in Marbach. Jeder Jahrgang wird dabei von einem der fünf Trainer betreut. „Jede Woche gibt es ein festes Thema wie Ballgewinn in der Defensive, Ballgewinn in der Offensive oder Angriff über die zentrale Spitze“, so Cetin, der seit zwei Jahren am Stützpunkt in Marbach arbeitet. Der Fußball sei seine Leidenschaft, erklärt er. Seine Karriere begann er in der Jugend des VfB Stuttgart. Später spielte er unter anderem beim SGV Freiberg und Normannia Gmünd in der Oberliga. Trainer wie Marcus Wenninger, Willi Entenmann oder Alexander Zorniger prägten ihn.

Mit seiner Arbeit beim Stützpunkt prägt Cetin nun gemeinsam mit seinen Trainerkollegen die aktuellen Talente. In der Vergangenheit haben bereits mehrere Spieler den Sprung zu großen Vereinen wie dem VfB Stuttgart, 1899 Hoffenheim oder dem SSV Ulm geschafft. Neben der Arbeit im Team erhalten die Talente auch noch eine individuelle Förderung. Der fünfte Trainer, der keinen Jahrgang fest betreut, kümmert sich in Einzeltrainings darum, die Stärken der einzelnen Spieler weiter herauszuarbeiten und eventuell noch vorhandene Defizite zu beheben.

Coaching für Torhüter

Auch für die Torhüter gibt es alle 14 Tage ein eigenes Trainingsprogramm. Zweimal pro Jahr finden außerdem sportmotorische Tests statt, bei denen die technischen Fähigkeiten des Nachwuchses geprüft werden. So zum Beispiel beim Passen, bei der Ballannahme oder im Sprint.

Die Trainingseinheiten im Stützpunkt bietet den jungen Fußballern zusätzlich zum Vereinstraining die Chance zur Weiterentwicklung. Mehr als die Hälfte der Talente, die regelmäßig am Training teilnehmen, kommen übrigens vom SGV Freiberg, dem FSV 08 Bietigheim-Bissingen und dem FV Löchgau. Die Stützpunktarbeit soll jedoch auch Jugendspieler aus Vereinen fördern, die kein Nachwuchsleistungszentrum haben. In welchem Stützpunkt ein Kicker trainiert hängt im Übrigen nicht von seiner Vereinszugehörigkeit, sondern seinem Wohnort ab. So sollen die Wege zum Training möglichst kurz gehalten werden.

Der Kontakt mit den Vereinstrainern und den Eltern wird gepflegt. Neben Elternabenden gibt es auch Whatsappgruppen, in denen Informationen ausgetauscht und Fragen beantwortet werden. Für Cetin und seine Trainerkollegen steht neben den Trainingseinheiten am Montag noch die Sichtung bei Spielen und Turnieren an. Mindestens ein Spiel pro Woche schauen sie sich vor Ort an, um die Entwicklung „ihrer“ Spieler zu verfolgen und neue Talente zu finden.

Info Der DFB-Stützpunkt war von 2002 bis 2008 in Marbach, dann bis 2016 in Ludwigsburg und ist seitdem wieder in Marbach. Der zweite Stützpunkt für den Bezirk Enz/Murr befindet sich im Ditzinger Stadtteil Hirschlanden.

 
 
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