So haben sich die neun Bietigheimer EM-Teilnehmerinnen geschlagen Abschlusszeugnis fällt gemischt aus

Von Andreas Eberle
Torhüterin Emily Sando wurde mit Norwegen Europameister. Sie kam allerdings nur in den ersten zwei Gruppenspielen gegen Polen und Deutschland zum Einsatz. Foto: PETTER ARVIDSON via www.imago-images.de

Die neun Teilnehmerinnen der SG BBM Bietigheim haben bei der EM Licht und Schatten gezeigt. Der BZ-Check verrät, wer Weltklasse war – und wer hinter den Erwartungen geblieben ist.

Weltklasse, Mittelmaß, Enttäuschungen – für die Handballerinnen der SG BBM ist die am Sonntag zu Ende gegangene Europameisterschaft in Dänemark sehr unterschiedlich verlaufen. Die BZ beleuchtet die Leistungen der neun Bietigheimer EM-Teilnehmerinnen.

Emily Sando

Die 31-jährige Torfrau holte mit Norwegen den EM-Titel. Allerdings durfte Sando lediglich in den ersten beiden Gruppenspielen ran – und konnte da nicht wirklich überzeugen. In der Summe parierte sie nur drei der 29 Würfe, die auf ihr Tor kamen, und somit magere zehn Prozent. Im Auftaktduell gegen Polen (35:22) wehrte Sando einen der 13 Würfe ab, ehe Rikke Granlund sie zwischen den Pfosten ablöste. Beim 42:23-Kantersieg gegen Deutschland entschärfte die Keeperin bis zu ihrer Auswechslung zwei von 16 Bällen. Danach verlor sie ihren Platz im norwegischen Kader an Routinier Katrine Lunde (40), die zu Beginn noch geschont worden war. Sando verfolgte den Rest des Turniers auf der Tribüne. Bei der Siegerehrung am Sonntag, nach dem 22:20-Finaltriumph über Frankreich, wurde sie aber genannt und erhielt ihre Goldmedaille, so dass sich die SG BBM nun über eine frischgebackene Europameisterin freuen kann.

Unser Urteil: Unter ihren Möglichkeiten geblieben

Trine Östergaard

Die 1,66 Meter große Rechtsaußen absolvierte in ihrem Heimatland mit Dänemark eine bärenstarke EM. Mit ihren Topleistungen wurde sie auf ihrer Position sogar als heiße Kandidatin für das All-Star-Team gehandelt. Dort musste Östergaard letztlich aber der Montenegrinerin Jovanka Radicevic den Vortritt lassen. Mit 397 Minuten sammelte sie so viele Einsatzminuten wie keine andere dänische Handballerin. Im Schnitt verbrachte sie pro Begegnung knapp 50 Minuten auf dem Feld. Mit einer Trefferquote von 71 Prozent und den 22 Toren war sie in beiden Statistiken die Viertbeste ihrer Mannschaft. Östergaards persönliches Highlight waren die fünf Treffer in der Hauptrundenpartie gegen Spanien, bei der sie jeden ihrer Würfe im Netz versenkte. Gegen Ende der EM geriet die 29-Jährige etwas aus dem Schwung. Im Duell um Platz drei gegen Kroatien (19:25) ging sie sogar zum einzigen Mal während des zweieinhalbwöchigen Turniers leer aus.

Unser Urteil: Weltklasse

Danick Snelder

Dass der amtierende Weltmeister aus den Niederlanden das Halbfinale verpasste und am Ende nur Sechster wurde, hatte noch am wenigsten mit seiner Kapitänin zu tun. Snelder war die abschlussstärkste Handballerin im Oranje-Trikot und verwandelte 18 ihrer 23 Würfe (78 Prozent). Auch in der Abwehr ging sie ordentlich zur Sache, wie ihre fünf Zeitstrafen dokumentieren. Mit durchschnittlich 53 Spielminuten führte der Bietigheimer Neuzugang bei den Niederländerinnen obendrein die Einsatzstatistik an – knapp vor Torfrau Tess Wester.

Unser Urteil: Solider Auftritt

Kim Naidzinavicius

Für die Kapitänin der DHB-Auswahl und der SG BBM verlief die EM enttäuschend. Naidzinavicius fehlte auf der Spielmacher-Position oft die letzte Entschlossenheit, ihre gefürchteten fulminanten Treffer aus dem Rückraum waren Mangelware. Die 29-Jährige musste sich in den sechs deutschen Partien mit neun Toren begnügen. Gleich dreimal blieb sie ohne eigenen Treffer. Am Ende kam sie auf eine schwache Erfolgsquote von 38 Prozent. Sogar zwei ihrer drei Siebenmeter vergab Naidzinavicius. Der Mittelblock mit Julia Behnke funktionierte ebenfalls nicht optimal. Nur zum Auftakt gegen Rumänien und bei der knappen Niederlage gegen die Niederlande wusste die Kapitänin zu gefallen. In den weiteren Begegnungen war sie kein großer Faktor und auch nicht die erhoffte Impulsgeberin.

Unser Urteil: Unter ihren Möglichkeiten geblieben

Julia Maidhof

Die 22-jährige EM-Debütantin war im rechten Rückraum einer der wenigen Lichtblicke im DHB-Team. Bei ihrem ersten internationalen Turnier avancierte Maidhof mit 24 Treffern auf Anhieb zur deutschen Top-Torschützin. Beim 20:23 im Hauptrundenduell gegen Kroatien war die Linkshänderin gleich neunmal erfolgreich. Im Turnierverlauf brachte sie 52 Prozent ihrer Würfe im Tor unter. Im Schnitt kam sie pro Spiel rund 31 Minuten zum Einsatz. Henk Groener lobte Maidhof bei der Abschlusskonferenz in den höchsten Tönen. „Jeder wünscht sich, dass wir so spielen, wie Julia es in diesem Turnier gezeigt hat“, sagte der Bundestrainer. „Für uns war das keine Überraschung, sie hat im Training und bei Trainingsspielen gezeigt, was sie drauf hat. Es ist sehr erfreulich, dass sie das in ihrem ersten Turnier auch so schafft. Gleichwohl ist ein Grund dafür, dass niemand sie kannte und Julia unbedarft an das Turnier herangegangen ist. Das ist eine Qualität von ihr.“

Unser Urteil: Starke Leistung beim ersten Turnier

Antje Lauenroth

Die 32-jährige Linksaußen erfüllte die Erwartungen und bot konstant ansprechende Leistungen. Mit 278 Spielminuten (im Schnitt 46) hatte sie die meiste Einsatzzeit aller deutschen Akteurinnen, mit 15 Treffern war sie drittbeste Torschützin im Aufgebot. Längst zählt Lauenroth zu den etablierten Kräften in der Nationalmannschaft. Etwas überraschend war darum, dass Bundestrainer Groener sie ausgerechnet im Schlüsselspiel gegen Kroatien nur knapp 30 Minuten brachte – Lauenroth musste sich die Spielzeit auf dem linken Flügel mit Ina Großmann vom Thüringer HC teilen. In dieser Begegnung gelang ihr letztlich bei zwei Würfen auch nur ein Tor, während Großmann bei drei Versuchen dreimal erfolgreich war. Die vier Treffer beim 32:25-Sieg in der Hauptrunde gegen Ungarn waren Lauenroths EM-Bestwert. In den Gruppenspielen gegen Rumänien und die Niederlande erzielte sie jeweils drei Tore.

Unser Urteil: Solider Auftritt

Xenia Smits

Die 26-Jährige stand im linken Rückraum und in der Abwehr ihre Frau und kann auf eine ordentliche EM zurückblicken. Im deutschen Angriff übernahm Smits eine tragende Rolle, während sie bei der SG BBM seit ihrem Wechsel ins Schwabenland bisher offensiv noch nicht so sehr in Erscheinung getreten ist. In den sechs Begegnungen markierte sie zwölf Tore und verbuchte eine Trefferquote von 50 Prozent. Der Innenblock mit Vereinskollegin Luisa Schulze hinterließ einen stabileren Eindruck als das Pendant Behnke/Naidzinavicius. Mit vier Zwei-Minuten-Strafen führte die stets kräftig zupackende Smits letztlich auch die Sünderliste an. Am Ende gehörte sie zu den fünf Spielerinnen, denen Groener im Turnierverlauf mehr als 200 Einsatzminuten gönnte.

Unser Urteil: Solider Auftritt

Luisa Schulze

Die 30-Jährige erfüllt am Kreis gewissenhaft ihren Job, nutzte vorne eiskalt ihre Chancen und zeigte sich in einer stärkeren Verfassung als Stammkraft Julia Behnke. Bei der Effektivität stach Schulze mit ihren neun Toren bei elf Würfen (82 Prozent Trefferquote) ihre Kollegin vom ungarischen Spitzenverein Ferencváros Budapest (neun Tore bei 16 Würfen, 56 Prozent) deutlich aus. Wie in der Bietigheimer Bundesliga-Mannschaft war die 1,90 Meter große Schulze auch in der Deckung eine feste Größe. Im insgesamt enttäuschenden deutschen Ensemble zählte sie zu den besseren Spielerinnen.

Unser Urteil: Solider Auftritt

Amelie Berger

Die 21-jährige gebürtige Tübingerin startete als deutsche Rechtsaußen Nummer eins und wurde im Turnierverlauf von der besser aufgelegten Marlene Zapf von ihrer Position verdrängt. Letztlich ließ bei Berger die Chancenverwertung zu wünschen übrig: Von den 16 meist freien Würfen landeten nur sechs im Tor – die Trefferquote von 38 Prozent ist für eine Außenspielerin auf internationalem Niveau nicht gut genug. Wesentlich durchschlagskräftiger zeigte sich ihre Vertreterin Zapf. Die Leistungsträgerin der TuS Metzingen nutzte 13 ihrer 18 Chancen (72 Prozent).

Unser Urteil: Unter ihren Möglichkeiten geblieben

 
 
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