So reagieren die Bietigheim Steelers, die SG BBM und die MHP Riesen auf die Zuschauerbeschränkungen Geisterspiele oder Minikulisse?

Von Andreas Eberle
Leere Ränge, Geisterkulisse: So trostlos wie hier beim Heimspiel der Bietigheim Steelers am Sonntag gegen die Krefeld Pinguine wird es auch in den kommenden DEL-Partien in der EgeTrans-Arena aussehen. ⇥ Foto: Ralf Poller/Avanti

Die Bietigheim Steelers verzichten aufgrund der Zuschauerbeschränkungen auf ihre Fans. Die beiden Profiteams der SG BBM und die MHP Riesen lassen dagegen bis zu 750 Besucher in die Halle. Von Andreas Eberle

750 – das ist die maximale Zuschauerzahl, die bei Sportveranstaltungen in Baden-Württemberg aktuell erlaubt ist. Ein wirtschaftlicher Betrieb ist für die Profivereine so kaum möglich, weshalb es einige vorziehen, notgedrungen ganz auf ihre Fans zu verzichten und Geisterspiele auszutragen. Noch bis Jahresende läuft das Programm „Coronahilfen Profisport“, mit dem der Bund wegbrechende Zuschauereinnahmen auffängt. Wie die Klubs aus der Region auf die vom Land vorgegebenen Restriktionen reagieren, zeigt unser Überblick.

Bietigheim Steelers

Die Arenen der baden-württembergischen DEL-Vereine bleiben bis auf Weiteres leer. Die kommenden Heimduelle der Adler Mannheim, der Schwenninger Wild Wings und der Steelers finden als Geisterspiele statt. „750 Zuschauer bedeuten ein Drauflegegeschäft und sind für den Profisport lächerlich. Das ist, als ob man einem Verdurstenden vergiftetes Wasser gibt“, sagt Bietigheims Geschäftsführer Volker Schoch und verweist auf die finanziellen Belastungen etwa durch Kontrollen, Absperrungen und Arena-Betrieb, die die Erträge deutlich übersteigen würden. „Die Kosten wären erdrückend, wir würden viel Geld kaputt machen. Ich muss unseren Verein schützen.“

Ein weiteres Problem hängt mit den Dauerkarten zusammen. Deren 1331 hat der DEL-Aufsteiger für diese Saison bisher verkauft. Viele Ticketinhaber würden bei einer Hallenöffnung gegenwärtig also leer ausgehen. „Wir haben intensiv geprüft, aber beispielsweise bei Verlosungen würden wir Familienkarten nicht berücksichtigen können. Uns ist jeder Dauerkartenbesitzer, unabhängig des Kartenpreises, wichtig. Jetzt wollen wir solidarisch durch diese unbefriedigende Situation gehen“, heißt es dazu in einer Verlautbarung der Steelers, die sich an die Anhänger richtet und in der der Klub um Verständnis für seine Entscheidung bittet.

Die Botschaft scheint angekommen zu sein: Für das Heimspiel am Freitag (19.30 Uhr) gegen München haben die Fanklubs sogar bereits angekündigt, die Arena optisch aufzupeppen, damit das Stadion ein nicht ganz so tristes Bild abgibt. Auch Schoch berichtet von einer großen Unterstützung aus dem Umfeld: „Der Zusammenhalt ist super. Die schwierige Situation bringt uns vielleicht ins Wanken, wirft uns aber nicht um. Wir machen das Beste daraus.“

SG BBM Bietigheim Männer

Das Geisterspiel am Samstag gegen Rimpar soll eine einmalige Episode bleiben. Der Handball-Zweitligist hat entschieden, die beiden letzten Heimduelle 2021 gegen Ferndorf und Großwallstadt (17. und 26. Dezember) wieder mit Publikum auszurichten – und zwar nicht wie ursprünglich geplant in der EgeTrans-Arena, sondern in der Viadukthalle. Da dort auch unter normalen Bedingungen höchstens 1400 Zuschauer reindürfen und die derzeit gültige Corona-Verordnung bei kleinen Hallen nur eine 50-Prozent-Belegung erlaubt, können also maximal 700 Besucher die Begegnungen verfolgen.

„Bei dieser Zuschauerzahl ist ein Spiel in der Viadukthalle wirtschaftlich wesentlich besser tragbar als in der Arena“, sagt Geschäftsführer Bastian Spahlinger. Der Umbau der Arena, die sich die SG mit den Steelers teilt, sowie der größere organisatorische und personelle Einsatz am Spieltag gelten dabei als die größten Kostentreiber, denen aufgrund der pandemiebedingten Einschränkungen kein Umsatz durch Tageskarten entgegensteht.

In den vergangenen Tagen hatte sich der Klub mit den vier anderen baden-württembergischen Bundesliga-Standorten Stuttgart, Göppingen, Balingen-Weilstetten und Mannheim abgestimmt und auf eine gemeinsame Zuschauer-Lösung verständigt. Am Mittwochmittag schrieb die SG BBM nun alle ihre etwa 800 Dauerkarten-Inhaber sowie Sponsoren mit Kartenkontingenten an, um sie zu informieren und in Erfahrung zu bringen, wie groß das Interesse ist. „Die Erfahrungen während der Corona-Zeit haben gezeigt, dass die Menschen sehr unterschiedlich mit der Situation umgehen. Daher wollen wir unseren treuen Zuschauern die Wahlmöglichkeit geben, ob sie aktuell zu den Spielen kommen möchten oder nicht“, stellt Spahlinger fest. Eine Tageskasse mit etwaigen Resttickets wird es nicht geben. Außerdem verzichtet die Spielgemeinschaft auf den sonst üblichen VIP-Bereich. Getränke und Speisen werden zwar angeboten. Die Gastronomie wird aber in den Außenbereich verlagert.

SG BBM Bietigheim Frauen

Die Bietigheimer Handballerinnen bestreiten in diesem Jahr aufgrund der WM-Pause nur noch ein Pflichtspiel – am 29. Dezember beim Buxtehuder SV. Allein im Januar absolviert das Team von Trainer Markus Gaugisch dann aber gleich sechs Heimpartien in der Bundesliga, der European League sowie im DHB-Pokal. Los geht’s am 2. Januar mit dem Erstliga-Gipfelduell gegen den Meister Borussia Dortmund, das in der Stuttgarter Scharrena ausgetragen wird. Da die Vorgaben der Landesregierung vorerst nur bis zum 31. Dezember gelten, fehlt der SG BBM, wie auch den anderen Profivereinen, allerdings die Planungssicherheit. Denn was danach kommt, ist abhängig von der Pandemie-Lage und damit noch völlig offen.

Derzeit geht der Pokalsieger von 750 Besuchern in der Ludwigsburger MHP-Arena und der Scharrena unter 2G-Plus- Bedingungen aus, wie der Verein auf BZ-Anfrage mitteilt. In der Viadukthalle sei aufgrund der baulichen Gegebenheiten mit weniger Zuschauern geplant. „Insgesamt stehen sechs richtungsweisende Heimspiele in der Liga sowie im Europapokal zu Beginn des neuen Jahres auf dem dicht gedrängten Spielplan, darunter gleich zwei Duelle gegen Dortmund. Auch hier hoffen wir natürlich auf die wichtige Unterstützung unserer treuen Fans“, stellt Sportdirektor Gerit Winnen fest.

MHP Riesen Ludwigsburg

Aufgrund der Kurzfristigkeit der neuen Regelungen hat sich auch der Basketball-Erstligist entschieden, die Heimpartie am vergangenen Sonntag gegen Würzburg ohne Publikum auszutragen. Für die im Dezember anstehenden Heimspiele lassen die Riesen nun jedoch wieder Fans zu und wollen dabei auch die derzeit mögliche Maximalkapazität von 750 Zuschauern voll ausschöpfen.

Bereits gekaufte Tickets behalten ihre Gültigkeit. Aufgrund der limitierten Besucherzahl steht im Ticketshop nur eine begrenzte Anzahl von Karten zur Verfügung. Bisherige Dauerkarteninhaber erhalten ein exklusives Vorkaufsrecht für ihren Platz bis einschließlich zehn Tage vor dem Spiel. Wie auch in anderen Sportstätten ist das Tragen einer Maske (medizinisch oder FFP2) und Platzbindung – auch bei Stehplätzen – obligatorisch. „Ansonsten versuchen wir weiterhin, das Arena-Erlebnis so normal wie möglich zu halten und weiter zu verbessern“, teilte der Verein Anfang der Woche seinen Fans mit und versprach ein umfassendes Catering-Angebot, maximale Stimmung und ein basketballerisches Rundum-sorglos-Paket.

 
 
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