So wirkt sich der Zuschauerausschluss auf die Bietigheim Steelers aus Geisterspiele reißen Loch in die Kasse

Von Andreas Eberle
Wegen der Corona-Restriktionen tragen die Steelers ihre Heimspiele aktuell vor leeren Rängen aus. Die Fans fehlen dem Klub doppelt – als Stimmungsmacher und als Einnahmequelle. ⇥ Foto: Helmut Pangerl

Beim zweiten Heimspiel gegen Mannheim müssen die Steelers auf die Fans verzichten. Wie sich deren Fehlen auf das Team und die Finanzen auswirkt, verraten Trainer Naud und Manager Schoch. Von Andreas Eberle

Rückblende: Vor zwei Monaten war die EgeTrans- Arena zum ersten und bisher einzigen Mal in der laufenden DEL-Saison restlos ausverkauft. 4517 Zuschauer verfolgten am 29. Oktober, wie der Aufsteiger Bietigheim Steelers dem Titelfavoriten Adler Mannheim Paroli bot und nur knapp mit 2:4 unterlag. An diesem Donnerstag (19.30 Uhr) treffen die beiden Klubs im Ellental erneut aufeinander, coronabedingt allerdings vor leeren Rängen. Die BZ hat bei den Verantwortlichen nachgefragt, welche finanziellen Einbußen mit den Geisterspielen verbunden sind – und wie das Team mit der tristen Stimmung in der Halle umgeht.

Auswirkungen auf das Team

„Wir sind natürlich traurig, dass wir nicht vor Zuschauern spielen dürfen, denn unser Sport lebt von Emotionen. Nach ein paar Geisterspielen hat sich jeder aber wieder an die Situation gewöhnt“, sagt Steelers-Trainer Daniel Naud. Die Motivation der Mannschaft sei bei Duellen ohne Publikum genauso groß wie mit Fans im Rücken – erst recht, wenn es gegen so renommierte Gegner wie die Adler Mannheim gehe. „Jedes DEL-Spiel ist für uns eine Herausforderung. Außerdem sind wir alle Sportler, die immer gewinnen wollen, selbst im Training“, sagt Naud und berichtet schmunzelnd von Trainingsspielen, bei denen das Verliererteam eine Extrarunde laufen muss. „Ich bin da manchmal selbst überrascht, mit welch großem Ehrgeiz die Jungs da zur Sache gehen.“

Geschäftsführer Volker Schoch sieht die Lage pragmatisch: „Die Spieler müssen den Fokus aufs Sportliche und den Klassenerhalt legen. Sie haben den Auftrag, gutes Eishockey zu spielen, ob mit oder ohne Zuschauer. Nur dafür werden sie bezahlt.“ Er rechnet damit, dass nach der Olympia-Pause (1. bis 24. Februar) die Zeit der Einschränkungen vorbei ist und wieder viele Besucher in die Arenen strömen dürfen.

Ob der Heimvorteil durch den Ausschluss der Anhänger komplett wegfällt, will Coach Naud erst am Ende der Saison beim Studium der Heim- und Auswärtstabelle beurteilen. Einen gewissen Einfluss sieht er jedoch bei den Unparteiischen. „Die Schiedsrichter können bei Geisterspielen sachlich und unbeeinflusst pfeifen, ohne den Druck durch die Zuschauer zu spüren. Das macht den Job für sie einfacher“, sagt der 59-jährige Kanadier und gibt ein Beispiel: „Wenn in einem vollen Stadion bei einer strittigen Situation 5000 Fans gleichzeitig schreien, entscheiden die Referees auch mal anders als bei einem Spiel ohne Publikum – und das ist ja auch menschlich.“

Auswirkungen auf die Finanzen

Auf etwa 70 000 Euro beziffert Schoch die Einbußen im Vergleich zu einem ausverkauften Heimspiel, wie es nun gegen Mannheim wieder zu erwarten gewesen wäre. Bei einer geringen Zuschauerresonanz seien es immer noch ungefähr 30 000 Euro. Der Löwenanteil geht dem Verein dabei durch nicht abgesetzte Tagestickets flöten. Zieht man die 1300 Dauerkarten ab, landen 3200 Tickets im Verkauf. Bei einem angenommenen Durchschnittspreis von 20 Euro macht dies bei Vollauslastung schon allein 64 000 Euro. Bei einem Topspiel kann der Klub obendrein mit Einnahmen von 5000 Euro aus dem Fanshop und einem Umsatzanteil von 8000 Euro aus dem Catering rechnen. Umgekehrt sind bei einer ausverkauften Begegnung auch die Ausgaben höher, zum Beispiel für den VIP-Bereich oder den Sicherheitsdienst. Bei Partien mit Publikum kommen Schoch zufolge pro Spieltag 8000 bis 10 000 Euro Fixkosten zusammen. Doch auch bei Geisterspielen schlägt hier eine Summe von circa 6000 Euro zu Buche – etwa für Hallenmiete, Schiedsrichter, Regie, Security und Verpflegung des Teams.

Nur noch bis Jahresende laufen die Coronahilfen für den deutschen Profisport, mit denen der Bund Vereine und Verbände für entgangene Erlöse aus dem Ticketing entschädigt. Für die übrigen Einnahmeausfälle gibt es dagegen keine Kompensation. Bis zu 1,8 Millionen Euro kann ein Klub aus dem Topf erhalten. Die Steelers haben den Maximalbetrag bereits ausgeschöpft. „Im Moment haben wir keinen Zugriff auf Fördermittel. Ich hoffe, dass die Politik handelt, denn ganz ohne weitere Hilfen wird es im Profisport nicht gehen“, sagt Schoch, der aber trotz der angespannten Finanzlage beruhigt: „Wir haben konservativ geplant und sind nicht existenziell gefährdet.“ Dankbar sei er vor allem über die Solidarität und die Unterstützung, die die Steelers vonseiten der Fans, Dauerkartenbesitzer und Sponsoren erfahren.

Adler Mannheim sind erster Berlin-Verfolger

Dreimal sind die Steelers in dieser Saison schon auf die Adler Mannheim getroffen, jedes Mal hatten die Kurpfälzer das bessere Ende für sich. In der Vorbereitung setzte sich der Titelanwärter mit 5:4 nach Penaltyschießen durch. In der DEL-Hauptrunde gewann das Team um Topscorer Nigel Dawes mit 6:2 und 4:2. „Wenn wir so weiterspielen wie in den vergangenen Spielen können wir auch die Großen ärgern, aber natürlich ist Mannheim Favorit“, sagt SCB-Trainer Daniel Naud. Die Gäste stehen nach 32 absolvierten Partien mit 59 Punkten auf Rang zwei hinter dem Meister Eisbären Berlin (66). Am Dienstag verlor der Kooperationspartner des Bietigheimer Erzrivalen Heilbronner Falken das Verfolgerduell in Wolfsburg mit 1:2. Damit endete eine Mannheimer Serie mit vier Siegen am Stück.

 
 
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