Spaziergang durch die Großbaustelle Teuerstes Projekt in der Geschichte Kirchheims

Von Birgit Rieker
In der Mehrzweckhalle ist die Deckenkonstruktion aus Holz sichtbar. Das Lehrschwimmbecken „Bädle“ befindet sich darunter. Foto: /Oliver Bürkle

Die Gemeindehalle in Kirchheim wächst und wächst. Eine Führung gibt Einblicke in das millionenschwere Bauvorhaben.

Nach dem Teilabbruch Anfang 2022 wird seit Juli 2022 die Gemeindehalle in Kirchheim saniert und erweitert. Ein „Multifunktionsgebäude“ und gleichzeitig ein „Mehrgenerationenprojekt“ soll laut Gemeinde entstehen. Beim Tag der offenen Baustelle anlässlich des bundesweiten Tages der Städtebauförderung und anstelle eines Richtfestes konnten sich die Kirchheimer am Samstag davon überzeugen.

Über zwei breite und hohe Treppen, die in einer Fuge zwischen der Gemeindehalle und der Kindertagesstätte angelegt sind, gelangten sie in das Gebäude. „Das sieht ja aus wie bei Stuttgart 21“, witzelte ein Besucher, als er die runden Oberlichter entdeckte. „Fehlen nur noch die Kelchstützen“, lachte sein Begleiter. Holger Schön, der Technische Leiter der Gemeinde, erklärte das Zustandekommen: Zunächst war ein Glasdach über der gesamten Fuge geplant. Doch schnell wurde klar, dass damit ein „Gewächshaus-Effekt“ erzeugt wird, und so wurde umgeplant.

Offene Holzkonstruktionin der Mehrzweckhalle

Eine weitere Umplanung gab es in der Mehrzweckhalle: Dort hatte der Statiker eine Holzdecke geplant. Doch der Prüfstatiker verlangte einen zusätzlichen Stahlträger, der nun unauffällig über dem Bühneneingang verläuft. „Das hat uns zwölf Wochen gekostet“, ergänzt Schön.

Dafür waren die Zimmerleute besonders fix. Als sie sahen, dass es bald regnen würde, machten sie das Dach noch zu, obwohl es 22 Uhr wurde. Die offene Holzkonstruktion bleibt von unten sichtbar und ist eine Augenweide.

„Die Halle bleibt in ihren Ausmaßen fast gleich“, berichtet Holger Schön weiter. Nur der Balkonumgang wurde dem Raum zugeschlagen. Auch das ist der Statik geschuldet. Denn im darunter liegenden „Bädle“, dem Lehrschwimmbecken, musste ein Umgang geschaffen werden. Dadurch „rutschte“ quasi die Wand nach außen. Das Bädle wird noch mit einem Edelstahlbecken und Zugangsleitern ausgestattet.

Ein wenig verwirrend sind im Gemeindehallengebäude die zahlreichen Treppen, die über mehrere Stockwerke und alle Ecken und Enden nach oben und unten führen und dem Mix aus Alt und Neu geschuldet sind. Ganz unten ist die neu angebaute Gymnastikhalle, die im Rohbau noch dunkel erscheint. Neu ist auch der Bereich für die Außenumkleiden und die Schiedsrichter, die sich dort anschließen.

Eine Kita auf drei Stockwerken entsteht

Natürlich gibt es einen Aufzug, der die Gebäudeebenen barrierefrei erschließt, und Querverbindungen zwischen der Küche, der Halle und der Kindertagesstätte. Auf den Kita-Nebau sind viele Besucher neugierig. Nichts ist geblieben vom Vereinszimmer und der Kegelbahn. Jetzt entstehen helle Räume auf drei Stockwerken. Dort können bald 60 Kinder betreut werden.

„Wir haben 90 Prozent der Arbeiten bereits vergeben“, erklärt Bürgermeister Uwe Seibold bei seiner Führung. Fenster und Außenputz fehlten noch. Aus dem ehemaligen Bestandsgebäude mit 1877 Quadratmetern entsteht derzeit ein Bau mit 4634 Quadratmetern. Rund 22 Kilometer Elektro-Installationsleitungen müssen verlegt werden, Datenleitungen, Brandmeldekabel und Schwachstromleitungen sind jeweils zwischen fünf und sechs Kilometer lang.

Wenn alles klappt, soll das teuerste Projekt in der Ortsgeschichte bis zum Januar 2024 fertig sein und rund 17 Millionen Euro kosten. Für knapp die Hälfte davon gibt es Fördermittel aus verschiedenen Töpfen. Doch die Kommunalfinanzen leiden, da ja auch der Schulanbau und die Sanierung der „alten“ Schule auf dem Laiern zu Buche schlägt. „Manche kritisieren das“, räumt Seibold ein. „Doch alles wird benötigt, es ist kein unnötiger Luxus.“   Birgit Rieker

 
 
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