Merlin und Momo liegen ruhig auf dem Boden. In der Mitte eine Patientin, die ihre Arme rechts und links auf den beiden Hunden abgelegt hat, die bei der Sprachtherapie eingesetzt werden. Merlin, mit elf Jahren der ältere, gilt als Stimmzauberer, Momo, mit sechs Jahren der jüngere, als Zuhörer. „Und allergikerfreundlich sind sie auch“, sagt Judith Frommert, seit zehn Jahren Inhaberin der Praxis für Sprachtherapie Aevas in Freiberg.
Sprachtherapie in Freiberg Hunde helfen heilen
Zwei Labradoodle werden in der Praxis von Judith Frommert als Therapiehunde eingesetzt. Sie helfen großen und kleinen Patienten.
Das Hundepaar sind Labradoodle, eine Kreuzung zwischen Labrador und Pudel. Beide sind ausgebildete Therapiehunde, die die Menschen mit all ihren Schwächen so annehmen wie sie sind.
So gehören zu den Patienten von Frommert Diabetiker, Autisten, Gehörlose, Menschen mit Mutismus, Parkinson, Stimmproblemen, Sprachschwierigkeiten und Schwerbehinderte. Die Hunde, sagt sie, befördern die Kommunikation, Patienten sprechen mit und über das Tier. Ebenso sind sie Mittler zwischen den Patienten und der Therapeutin.
Hunde können Blutdruck senken
Das Wesen der Hunde kommt diesem Therapieansatz entgegen. Sie wirken stressabbauend und können den Blutdruck senken, gerade nach einem Schlaganfall oder Herzinfarkt. Sie geben kein Urteil und keine Wertung über einen Menschen ab, lassen emotionale und körperliche Nähe zu, und bauen Bindungen auf.
Wie dies praktisch funktioniert, erläutert Frommert an einem Bespiel eines Patienten mit der Parkinson-Krankheit, die die Bewegungsfähigkeit einschränkt. Dieser hatte eine stark verkrampfte Hand, durch die Gegenwart und das Berühren des Hundes entspannte sie sich wieder. Auch in der Sprechtherapie helfen die Hunde. Fordert die Therapeutin einen Patienten dazu auf, ihr laut etwas zu sagen, habe dieser vielleicht Hemmungen. Fordere man den Patienten aber auf, dem Hund etwas laut zu sagen, würde es funktionieren.
Momo könne darüber hinaus mit Kindern würfeln und man habe schon Karten auf ihm abgelegt, berichtet Judith Frommert. Freilich gibt es auch Patienten, die mit den Therapiehunden gar nichts anfangen könnten, der größte Teil wolle es jedoch. Eine Therapie sei aber auch ohne die Hunde möglich, dies wird in einem Vorgespräch geklärt.
So sind Merlin und Momo schon länger aufeinander eingespielt. Der Jüngere könne nicht allein sein und sehe den Älteren als seinen Bruder an. Der Jüngere sei bereit, 24 Stunden alles zu tun, während der Ältere auch mal Ruhetage von der Praxis bekommt, so Frommert.
Lange Warteliste
Trotz allem: Die Zeit, für Merlin nach einem Nachfolger zu suchen, sei in der engeren Planung. Angesichts einer langen Warteliste von Patienten suche die Praxis neue Kolleginnen und Kollegen. Die Impfpflicht und die ungenügende Bezahlung schrecke aber viele ab. Auch würden die Räume nicht mehr ausreichen. Treffen von Selbsthilfegruppen seien nicht möglich, sagt Judith Frommert, die auch in der Palliativ- und Geburtsbegleitung tätig ist.
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