Stadtkapelle Bönnigheim Klangreise zur Grundgesetz-Entstehung

Von Susanne Yvette Walter
Rainer Falk dirigierte ein denkwürdiges Konzert in der Bönnigheimer Cyriakuskirche als Hommage auf das Grundgesetz, das vor 75 Jahren eingeführt wurde. Foto: /Martin Kalb

 Musikverein Bönnigheim konzertiert zu 75 Jahre Grundgesetz in der Cyriakuskirche.

Die Inhalte des Grundgesetzes, seine Entstehung und der praktische Umgang mit dem fundamentalen Regelwerk nahm der Bönnigheimer Stadtmusikdirektor Rainer Falk zum Anlass, in der Cyriakuskirche am Sonntagabend ein eigenes Konzert zum 75-jährigen Bestehen des Grundgesetzes abzuhalten.

Nach dem Sommerferien begannen die Proben zu diesem einzigartigen Klangvergnügen, das Tücken und Raffinessen für die Musiker in sich hatte. Aus dem reichen Fundus der Filmmusikwelt, aus Jazz und Klassik, aus Entertainment und Musical stellte Rainer Falk einen Abend auf die Beine, der spannender kaum sein konnte.

Lettner war passend in violettes und gelbes Licht getaucht

Im akustischen Wohlfühlraum der Cyriakuskirche haben Solisten immer wieder ihre große Stunde. Aus dem Blasorchester wurde bei diesem Konzert sogar phasenweise ein Chor. Der musikalische Spaziergang zum Thema Grundgesetz war deshalb so bunt wie der Herbst draußen, weil zur facettenreich kontrastreichen Musik oft die passenden Fotos auf der Leinwand im Altarraum erschienen. Der Lettner mit Alleinstellungsmerkmal in der Cyriakuskirche war in violettes und gelbes Licht getaucht – Rainer Falk und die Seinen schufen ein einmaliges Ambiente für ein ganz besonderes Konzert.

Was der Entstehung des Grundgesetzes vorausging, wussten alle im Saal. Wie wichtig es ist, dass die im Grundgesetz beschriebenen Regeln und Werte eingehalten werden, spielten der Musikverein Bönnigheim und seine Gastmusiker den Zuhörern immer wieder deutlich in die Ohren.

Das Ruinenmeer auf der Leinwand beschrieb zunächst die Stunde Null. Lena Jung legte ihr schönes warmes Timbre über die Ruinen und die übrig Gebliebenen, die über die Steinhaufen klettern. Später, symbolisch für die Wirtschaftswunderzeit, wurde die Musik emsig und bewegt. Man sah förmlich die fleißigen Menschen in der Industrie arbeiten und die technischen Neuheiten, die hier Aufwind brachten. Die Musik könnte auch als Klangbett für einen Ameisenstaat dienen.

Die „Ode an die Freude“ von Ludwig van Beethoven erklang genau dann, als das Grundgesetz endlich aufgestellt und auch in seinen Details formuliert war. Junge Musiker aus dem Orchester lasen wichtige Passagen daraus vor wie den Leitsatz: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ - mit diesem simplen Satz stellte der parlamentarische Rat von 1949 klar, dass von nun an der Mensch im Mittelpunkt des staatlichen Handelns Deutschlands stehen sollte.

Zugabe ist ein christliches Werk, das Gänsehaut machte

Und weil dieser Satz, historisch gewachsen wie er ist, nicht immer selbstverständlich zu sein scheint, feierten Stadtmusikdirektor Rainer Falk und mit ihm sein Orchester und die Zuhörer die Bedeutung des Grundgesetzes am Sonntagabend mehr denn je.

Auch dem Bönnigheimer Bürgermeister Albrecht Dautel galt Falks Dank, weil dieser „im Namen der Demokratie für Bönnigheim im Gemeinderat schon so manches Schnäppchen geschlagen habe“. „Wir an der Musikschule und im Musikverein haben keine Probleme, die Leitlinien des Grundgesetzes einzuhalten“, ließ er das Publikum am Ende schmunzelnd wissen und setzte zur Zugabe an – ein christliches Werk, das Gänsehaut machte. Mit dem Lied „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ von Dietrich Bonhoeffer verabschiedete sich die Stadtkapelle Bönnigheim von ihren Zuhörern. Diese standen geschlossen auf und klatschten minutenlang, bis die Hände kribbelten.

Das Konzert „Töne für die Demokratie“ feierte auch den 35. Jahrestag des Mauerfalls am 10. November in der Besetzung des sinfonischen Blasorchesters. So klangvoll wurde man selten an die Werte der Demokratie erinnert. Es ging bei diesem Konzert im kirchlichen Rahmen darum, dass diese Werte bewahrt werden sollen und dass man sich bewusst an sie immer wieder erinnert.

 
 
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