Stadtmuseum Sachsenheim Foto-Ausstellung historischer Gewanne

Von Michaela Glemser
Künstlerin Sara F. Levin stellen im Stadtmuseum Sachsenheim auch das Gewann „Himmelreich“ bei Häfnerhaslach mit historischen Karten und besonderen Fotos näher vor. Foto: /Martin Kalb

Die Künstlerin Sara F. Levin fotografische Eindrücke historischer Gewanne aus. Diese gehören für sie zum kollektiven Gedächtnis.

Wer mit offenen Augen durch die unterschiedlichen Gewanne in der Natur geht und dabei deren historische Namen im Hinterkopf hat, dem öffnet sich die heimische Landschaft wie ein Geschichtsbuch, ist die freischaffende Künstlerin Sara F. Levin aus Ludwigsburg überzeugt. Nachdem im vergangenen Jahr ihre Ausstellung „Gewanne - das Gedächtnis der Landschaft“ im Staatsarchiv in der Barockstadt große Erfolge gefeiert hat, hat Museumsleiterin Dr. Claudia Papp diese auch ins Stadtmuseum nach Sachsenheim geholt.

Gewanne erkundet

„Viele Namen der Gewanne sind heute in Vergessenheit geraten und nur noch unter der älteren Bevölkerung gebräuchlich. Aus den modernen Karten verschwinden diese geschichtsträchtigen Namen immer mehr“, erläutert die Künstlerin, die im Staatsarchiv in Ludwigsburg zunächst historisches Kartenmaterial zu verschiedenen Gewannen im Landkreis studiert hat. „Diese alten Karten wurden zwischen 1810 und 1830 sehr genau gezeichnet. Jeder Weg, jedes Feld und jeder Acker wurde in den Karten festgehalten und natürlich auch die Namen der Gewanne“, sagt Levin.

Erfüllt das Gewann seinen Namen?

Nach dem Studium der Karten hatte die Künstlerin oft eine bestimmte Vorstellung der Gewanne im Kopf und erlebte bei ihren Erkundungen vor Ort so manche Überraschung. Beispielsweise das „Himmelreich“ an einem Nordhang am Rande von Häfnerhaslach war eine echte Entdeckung für Levin. Verwildert, mit moosbedeckten Böden eröffneten sich der Künstlerin bei dem in das dichte Gehölz einfallenden Sonnenlicht ganz neue Räume und eine spezielle Atmosphäre. „Es geht immer auch darum, ob ein Gewann seinen Namen auch tatsächlich ausfüllt. Dies war beim ‚Himmelreich‘ wirklich der Fall“, erläutert die Künstlerin, die bei ihren Exkursionen bis zu 200 Bilder pro Gewann fotografiert hat, um die spezielle Wirkung der Natur einzufangen.

Fotografien und Karten

Ausgesuchte Fotografien stellt sie neben den Karten und erläuternden Texten in ihrer Ausstellung zur Schau. „Die Texte sind quasi die Brücke zwischen meiner Intention als Künstlerin und meinen Fotografien, denn ich bin keine Historikerin oder Heimatforscherin, sondern bei mir steht ganz klar der künstlerische Aspekt im Fokus“, macht Levin deutlich.

Für die Ausstellung in Sachsenheim war sie nicht nur im „Himmelreich“ bei Häfnerhaslach unterwegs, sondern auch im Gewann „Güttichen“ bei Kleinsachsenheim. Wichtig ist ihr das Gewann „Galgenfeld“ bei Vaihingen, wo die Künstlerin im Stadtteil Aurich aufgewachsen ist. „Das ‚Galgenfeld‘ war früher eine Hinrichtungsstätte, wo tatsächlich der Galgen auf einer Anhöhe stand. Ich habe das Gewann bei Raureif fotografiert, um eine Atmosphäre der Kälte und des Todes zum Ausdruck zu bringen“, erläutert Levin.

Sie wird bei der Ausstellungseröffnung am Sonntag, 12. März, ab 11 Uhr in ihr Werk einführen, das im Sachsenheimer Stadtmuseum bis zum 4. Juni zu sehen sein wird. Im Rahmenprogramm gibt es neben Gesprächen mit der Künstlerin auch Fachvorträge von Geometer Gerhard Joos aus Vaihingen am 18. April ab 18.30 Uhr über die Entstehung und Verwendung von Flurkarten in Baden-Württemberg oder am Internationalen Museumstag, am 21. Mai ab 15 Uhr, von Wissenschaftler Dr. Peter Löffelad, der die Flurnamen aus wissenschaftlicher Sicht beleuchtet.

Unterwegs mit der Künstlerin

In den Osterferien können Kinder am 14. April ab 10 Uhr einen Fotospaziergang mit der Künstlerin Sara Levin durch das Kirbachtal unternehmen. „Die Besucher der Ausstellung können die heimische Landschaft mit meinen Fotos und den historischen Karten aus einer ganz neuen Perspektive entdecken“, verspricht Sara Levin.

 
 
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