Stadtwald in Bietigheim-Bissingen Die Esche bleibt das Sorgenkind

Von Uwe Mollenkopf
Blick über den Oberen Wald in Bietigheim, links die Kammgarnspinnerei. Foto: /Martin Kalb

Forstleute erläuterten im Ausschuss die Situation des Stadtwalds. Im kommenden Jahr werden Erlöse von 65 000 Euro aus dem Holzverkauf erwartet.

Allerorten klagen Forstleute über den schlechten Zustand der Wälder aufgrund von Dürre und Schädlingen – auch der 330 Hektar große Stadtwald von Bietigheim-Bissingen macht da keine Ausnahme, wie die Mitglieder des Ausschusses für Verwaltung und Finanzen am Dienstag bei der Beratung über den Forstbetriebsplan 2024 erfahren mussten. „Dem Wald geht es nicht gut“, sagte Dr. Simon Boden, der Leiter des Fachbereichs Wald im Landratsamt. Fünf regenreiche Jahre wären nötig, um die strapazierten Wasserspeicher wieder aufzufüllen, meinte der Fachmann.

Es gibt zwar derzeit Meldungen, wonach der viele Regen der letzten Wochen dazu führt, dass die Grundwasserstände wieder steigen, für den Wald ist das laut Boden aber nicht entscheidend. Denn die Bäume würden das Grundwasser zumeist nicht anzapfen, erklärte er. Für sie sei wichtig, wie es in bis zu zwei Metern Tiefe aussehe, so weit reichten ihre Wurzeln hinab. Und gegenwärtig sei es so, dass dort unten zu wenig Feuchtigkeit herrsche – daher sein Wunsch nach einem lang anhaltenden Landregen.

Escheneinschlag im Brandholz

Von dem Wassermangel seien alle Baumarten betroffen, sagte der Fachbereichsleiter, gleichwohl gibt es im Stadtwald bei den Eschen ein „zentrales Problem“, wie Revierförster Axel Armbruster schilderte. Es gebe Waldbereiche, wo der Eschenanteil 80 bis 90 Prozent betrage, und hier schlage das durch einen Pilz verursachte Eschentriebsterben besonders zu. Dieser Tage sei eine Fläche im Brandholz deshalb abgeräumt worden, so Armbruster, Handlungsbedarf gebe es auch im Bruchwald, im Oberen Wald und im Sommerrain. Bei der Fichte, deren Anteil in Stadtwald deutlich unter zehn Prozent liege, befinde man sich hingegen „schon in der Endphase“.

Erklärtes Ziel ist es laut Armbruster, alles, was an Bäumen wegkommt, wieder zu ersetzen. Im Rahmen der Betriebsplanung, die von 2017 bis 2026 läuft, sei eine Wiederbewaldung von fünf Hektar vorgesehen, vier habe man schon geschafft. Er denke, dass man das Ziel erreichen werde, so der Revierförster, wahrscheinlich müsse man aufgrund des Eschentriebsterbens noch darüber hinausgehen. „Die Bäume fallen einfach um“, so Armbruster.

Neue Bäume wachsen gut

Doch es gab auch gute Nachrichten: Im Bereich Betzenloch läuft auf einer Fläche von 0,9 Hektar eine Aufforstungsaktion, wobei Einwohner mit Spenden mithelfen können. Die jungen Bäume würden überdurchschnittlich gut wachsen, stellte Axel Armbruster fest, sodass man in zwei Jahren den Zaun wegmachen könne. Wie er auf Nachfrage aus dem Gremium erklärte, ging hier die Baumpflanzung maschinell vonstatten, in Zusammenarbeit mit einem Baumschulbetrieb. Das gehe jedoch nur auf ehemaligem Ackerboden, nicht bei Baumpflanzungen im Wald.

Ebenfalls positiv: Der Brennholzverkauf laufe ganz gut, so der Revierförster. Vorjahr einpendeln. Im Jahr 2023 fand der Verkauf wieder in der Kelter statt, das

Einschlag von 1140 Festmetern

unter der stockenden Baukonjunktur. Für viele Holzarten und -sortimente sei der Absatz teilweise nur noch zu geringeren Mengen und schlechteren Konditionen möglich, sagte Simon Boden.

Der Betriebsplan für das Wirtschaftsjahr 2024, dem der Ausschuss einstimmig beschloss, sieht einen Einschlag von insgesamt 1140 Festmetern Holz vor. Im Haushalt wurden 65 000 Euro für Erlöse aus den Holzverkäufen veranschlagt.

Und noch eine frohe Botschaft gab es in der Vorweihnachtszeit zu vermelden: Aus dem Förderprogramm „Klimaangepasstes Waldmanagement“ der Bundesregierung hat Bietigheim-Bissingen im Jahr 2022 eine Förderung in Höhe von 5280 Euro und im Jahr 2023 von 31 680 Euro erhalten. „Mit unserer bereits über Jahrzehnte andauernden Art der multifunktionalen naturnahen Waldbewirtschaftung und unseren strukturreichen Laub-Mischwäldern hatten wir sehr gute Voraussetzungen zur Erfüllung der Förderkriterien“, sagte Boden.

Mit Blick auf die Zukunft stehe hinter der Förderung allerdings ein Fragezeichen: Die Fördermittel kommen aus dem „Klima- und Transformationsfonds“, und dessen Finanzierung am Haushalt vorbei durch Schulden („Sondervermögen“) hat das Bundesverfassungsgericht mit seinem Urteil einen Riegel vorgeschoben.

 
 
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