Standortsuche Gibt’s kein Plätzchen für die neugotische Kirchenkanzel?

Von Jürgen Kunz
Mit großem Aufwand und einem Kanzelhebungsfest wurde am 25. Mai 2013 die neugotische Kirchenkanzel aus einem Raum über der Sakristei aus dem geöffneten Dach gehoben – und in der Zehntscheuer seither wieder eingelagert. ⇥ Foto: Helmut Pangerl

2013 wurde die alte Kanzel aus der Stadtkirche geholt. Ein Zurück ins Kirchen­schiff lehnt der Kirchengemeinderat ab. Jetzt wird ein Standort gesucht.

Groß war das Interesse der Bönnigheimer Bevölkerung an jenem Samstag am 25. Mai 2013: Nach intensiven logistischen Planungen und mit immensem Aufwand wurde das Dach über der Sakristei der Cyriakuskirche geöffnet und mit einem mobilen Kran die neugotische Kanzel aus dem Jahr 1864 ans Tageslicht geholt. Es bestand die Hoffnung, dass dieses Kleinod wieder seinen Platz im Kirchenschiff finden könnte. Dass die gotische Kanzel nicht wieder in der Stadtkirche zu bestaunen sein wird, dies ist in der Zwischenzeit ein Fakt. Nun ist die Kirchengemeinde auf der Suche nach einem „würdigen Platz für die alte Kanzel“, und hofft auf Beteiligung aus der Bevölkerung.

Stadtpfarrer Ulrich Harst hat in der zweiten Ausgabe des Gemeindebriefs der evangelischen Kirchengemeinde Bönnigheim und Hofen im November einen Artikel veröffentlicht, in dem er auf bisherige Entscheidungen des Kirchengemeinderats verweist. So hat vor mehr als zwei Jahren das Gremium beschlossen, dass die „alte Kanzel“ nicht mehr in der Stadtkirche angebracht werden soll. Daraufhin habe es in der Kirchengemeinde eine „intensive Diskussion über den Verbleib der ,alten Kanzel’“ gegeben. 2017 sei man nach einem Gespräch mit Dekan Eberhard Feucht und allen Beteiligen so verblieben, dass nach einer Prüfung eines alternativen Strandorts in der Kirche wieder das gemeinsame Gespräch gesucht werden soll. „Nun wurde in der Zwischenzeit dieser Standort im nördlichen Seitenschiff intensiv von Architekten und Handwerkern geprüft und auch die zu erwartenden restauratorischen Kosten ermittel“, schreibt Harst, der mehrmals mit allen Beteiligten Argumente und Standpunkte ausgetauscht hat.

Entwicklung diskutiert

Nach einem weiteren Treffen mit dem Dekan des Kirchenbezirks Besigheim wurden in einem Gespräch zwischen Kurt Sartorius, dem Vorsitzenden der Historischen Gesellschaft Bönnigheim, und dem Kirchengemeinderat die Entwicklung in den vergangenen beiden Jahren diskutiert. Dabei wurde deutlich, dass es für Sartorius ein guter Kompromiss gewesen wäre, die „alte Kanzel“ am alternativen Standort in der Cyriakuskirche aufzustellen, was Kurt Sartorius im Gespräch mit der BZ nochmals bekräftigte.

Laut Harst sei es dem Kirchengemeinderat „ebenso wichtig, einen würdigen Ort für die ,alte Kanzel’ zu finden“, der Alternativstandort habe jedoch nicht überzeugen können, so dass es bei der Entscheidung blieb, die neugotische Kanzel nicht wieder in der Kirche aufzustellen. Wie es Harst im Gemeindebrief formulierte, werde es nun eine wichtige Aufgabe sein, einen würdigen Ort für die „alte Kanzel“ zu finden, an dem sich besichtigt und ihr historischen Wert gewürdigt werden kann. Seit der Bergung aus der Kirche, die Kurt Sartorius als Geschichtskenner der Stadt maßgeblich vorangetrieben hatte, ist die Kanzel in der städtischen Zehntscheuer eingelagert. Da die Kanzel aber Eigentum der Kirche ist, wird sich die Stadtverwaltung aber nicht an einer Standortsuche beteiligen. „Natürlich haben wir uns in den letzten zwei Jahren viele Gedanken darüber gemacht, wo ein würdiger Ort für die alte Kanzel außerhalb des Kirchenraums sein könnte, auch im Gespräch mit Kurt Sartorius“, sagt Harst gegenüber der BZ. Diese Suche will man weiter intensivieren in den folgenden Monaten. „Wir sind weiterhin dankbar für alle Ideen, die wir dann im Kirchengemeinderat prüfen werden“, soHarst.

 
 
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