Steelers: 2:6-Derbypleite in Heilbronn Motivationsspritze wirkt nur kurz

Von Andreas Eberle
Die junge Bietigheimer Sturmreihe mit Robert Kneisler und Calvin Pokorny (2. von rechts) versucht sich bei der Falken-Abwehr um Torhüter Matthias Nemec Respekt zu verschaffen. ⇥ Foto: Avanti/Ralf Poller

Die sportliche Replik für ein beleidigendes Fanbanner bleibt aus: Die Bietigheim Steelers verlieren das erste DEL2-Derby bei den Heilbronner Falken mit 2:6. Verletzter Kapitän Goc fehlt in der Abwehr.

Wenn es für die Bietigheim Steelers noch eine zusätzliche Derby-Motivation bedurft hätte, so haben einige Anhänger der Heilbronner Falken dafür gesorgt. Mit einer nicht druckreifen Beleidigung auf einem am Zaun angebrachten Spruchband wurden die Profis aus dem Ellental begrüßt, als der Mannschaftsbus den Parkplatz vor der Kolbenschmidt-Arena ansteuerte. „Emotionen gehören bei einem Derby dazu, aber man kann seine Verbundenheit auch niveauvoller zeigen. Das war primitiv“, kommentierte Bietigheims Geschäftsführer Volker Schoch die Aktion aus dem Heilbronner Fan-Lager.

Naud moniert fehlende Energie

Die Steelers versäumten es am Sonntag allerdings, auf dem Eis eine sportliche Antwort zu geben: Mit 2:6 verloren sie das erste Nachbarschaftsduell in dieser DEL2-Hauptrunde. So verpassten sie nicht nur den Sprung auf Rang zwei, sondern rutschten auch noch auf den vierten Platz ab. „Wir haben 20 Minuten sehr, sehr gut gespielt, aber es haben weitere starke 40 Minuten gefehlt, um das Spiel zu gewinnen. Uns hat ein bisschen die Energie gefehlt“, bilanzierte Danny Naud. Der Gästetrainer erkannte aber auch die Galavorstellung des Gegners an: „Man hat gesehen, dass Heilbronn den Sieg unbedingt wollte. Das hat den Unterschied gemacht.“

Weil die Eismaschine defekt war, begann das Geisterspiel, bei dem erstaunlich viele Personen auf der Haupttribüne saßen, mit 20 Minuten Verspätung. Die Steelers waren vom ersten Bully an gleich voll da: Nach einem Zuspiel von Matt McKnight versuchte es Riley Sheen dreist mit dem Bauerntrick, umkreiste den Heilbronner Kasten und vollendete zum 0:1 – ein Bietigheimer Traumstart nach nur 32 Sekunden.

Nach der verpennten Anfangsphase fingen sich die Falken und glichen durch Simon Thiel zum 1:1 aus (16.). Das Team aus dem Unterland trat keineswegs wie ein Tabellenletzter auf, was auch Naud später hervorhob. In Überzahl brachte Brock Maschmeyer die Hausherren mit einem Schlagschuss erstmals in Front (23.). Die Bietigheimer Verteidigung geriet nun immer mehr ins Schwimmen. Den Ausfall von Führungsspieler Nikolai Goc, der sich am Freitag gegen Kassel am Unterkörper verletzt hatte, konnten die Steelers nicht kompensieren. „Niki ist in der Kabine sehr wichtig und nicht umsonst unser Kapitän. Seine Routine und seine körperliche Präsenz haben uns in der Abwehr gefehlt“, gab Naud später zu. Geschäftsführer Schoch rechnet mit einer vierwöchigen Zwangspause bei Goc, der am Montag eingehend untersucht werden soll. Der HEC lief derweil noch ohne den unter der Woche verpflichteten Joshua Nicholls auf. Der Grund: Nach der Ankunft aus Nordamerika befand sich die kanadische Sturmhoffnung der Unterländer am Sonntag noch in Quarantäne.

Gerade als die Steelers wieder am Drücker waren – so traf Benjamin Zientek nur die Latte –, schlugen die Falken zum 3:1 zu, diesmal in Person von Pierre Preto (32.). Doch bereits 85 Sekunden später kam die Bietigheimer Replik. Nach einem Pass von C.J. Stretch zeigte Verteidiger Max Renner sein feines Händchen, verzögerte clever den Abschluss und überwand Heilbronns Torhüter Matthias Nemec mit einem Rückhandschlenzer zum 2:3.

Zwei Gegentreffer innerhalb von 45 Sekunden wurden dem Aufstiegskandidaten aus dem Ellental im Schlussdrittel zum Verhängnis. Erst fälschte Tim Miller einen Fernschuss von Kevin Maginot unhaltbar für Goalie Jimmy Hertel zum 4:2 ab (46.). Dann nutzte Preto die Konfusion in der Bietigheimer Defensive und schob den Puck aus wenigen Zentimetern zum 5:2 ins Netz (47.). Mit einem Kontertor machte Justin Kirsch das halbe Heilbronner Dutzend voll (57.).

Die Steelers mussten in den letzten elf Minuten auf Alexander Preibisch verzichten, dem nach einem harten Bandencheck von Maschmeyer die Luft weggeblieben war. Der schnellste Profi im SCB-Kader tauchte fortan nicht mehr im dritten Sturm auf. „Ich weiß, dass es ihm jetzt wieder besser geht, aber was er genau hat, weiß ich nicht“, sagte Coach Naud auf Nachfrage.

 
 
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