Steelers schlagen Heilbronn im Derby mit 4:1 Die jungen Wilden rupfen die Falken

Von Andreas Eberle
Fabjon Kuqi (Mitte) ist der Heilbronner Verteidigung entwischt und stürmt Falken-Torhüter Matthias Nemec entgegen. Der Steelers-Youngster erzielte im Derby mit seinem zweiten Saisontreffer das 3:1 für Bietigheim. ⇥ Foto: Avanti/Ralf Poller

Trotz eines erneut dünnen Kaders gewinnt das Bietigheimer Rumpfteam das zweite DEL2-Saisonderby gegen Heilbronn mit 4:1. Die beiden 19-jährigen Nachwuchsstürmer Kneisler und Kuqi treffen.

Die EgeTrans-Arena war zum DEL2-Derby zwischen den Bietigheim Steelers und den Heilbronner Falken so stimmungsvoll hergerichtet, wie dies bei Geisterspielen zu Corona-Zeiten eben möglich ist: Die komplette Fankurve der Gastgeber war am Dienstagabend mit einer Choreografie in den Vereinsfarben Grün, Weiß und Blau geschmückt. Unter dem in dicken Lettern geschriebenen Namen des Stammvereins SCB und einem uralten Logo prangte die Aufforderung an die Mannschaft: „Kämpft für diese Kurve!“ Auf der Gegenseite versuchten sich einige Steelers-Anhänger etwas martialisch als Dichter. „Seht ihr Blitz und Donner? So zerschmettern wir Heilbronner“ stand auf einem Banner. Die üblichen Pappkameraden mit den Fotos von Fans – mittlerweile 503 an der Zahl – brachten zusätzlich Farbe ins Stadion. Obendrein hatten sich rund 400 Personen im Vorfeld ein virtuelles Ticket gesichert, um den Klub finanziell zu unterstützen.

Mit Blitz und Donner hantierten die Bietigheimer Cracks zwar nicht auf dem Eis, dafür aber mit einer cleveren und kräfteschonenden Taktik. Mit 4:1 gewann das Rumpfteam aus dem Ellental letztlich das zweite Prestigeduell in dieser Hauptrunde. Die beiden 19-jährigen Nachwuchsstürmer Robert Kneisler und Fabjon Kuqi spielten sich dabei ins Rampenlicht und steuerten jeweils einen Treffer bei. Mit dem dritten Sieg am Stück kletterte der DEL-Anwärter auf Platz zwei.

Hüfner und Pokorny wieder fit

Gegenüber der Partie am Sonntag in Bad Nauheim, die die Steelers mit nur elf Feldspielern bestreiten mussten, kehrten zwei Akteure ins Aufgebot zurück: Abwehrmann Benjamin Hüfner und Stürmer Calvin Pokorny meldeten sich am Nachmittag kurzfristig fit. Somit konnte Trainer Danny Naud zumindest knapp drei Sturmreihen und fünf Verteidiger aufs Eis schicken. Allerdings blieb die Ausfallliste mit sechs Profis lang. Da C.J. Stretch und Matt McKnight an Prellungen laborieren, war Riley Sheen der einzige Ausländer im Kader.

Mit einem Lattentreffer von Norman Hauner begann die Partie. Bietigheim agierte verhalten, zog sich weit zurück und überließ dem HEC das Kommando. Offenkundig hatte Naud seine Schützlinge angewiesen, mit den Kräften sparsam umzugehen. Bei den wenigen Gegenangriffen waren die Steelers aber brandgefährlich. So in der zwölften Minute, als Sheen hinter das Heilbronner Gehäuse düste und die Scheibe in den Torraum spielte. Dort setzte sich Kneisler energisch durch und vollendete zum 1:0. Schon beim 6:2 in Bad Nauheim hatte der Youngster zugeschlagen, gegen die Unterländer ließ er zwei Tage später nun gleich seinen dritten Saisontreffer folgen. Mit seinem ersten Tor im Falken-Trikot besorgte Neuzugang Josh Nicholls bei Heilbronner Überzahl den 1:1-Ausgleich – bei dem Schuss des Kanadiers ins lange Eck hatte Cody Brenner keine Abwehrchance (15.).

Im zweiten Drittel legte der SCB seine Zurückhaltung ab und wurde mutiger. Vor allem Sheen bekam das Schlusslicht gar nicht in den Griff. Der formstarke Wirbelwind aus Kanada, der nun den roten Topscorer-Helm trägt, nutzte in der 24. Minute seinen Freiraum und jagte den Puck mit Schmackes zum 2:1 ins Netz. In der 33. Minute war wieder einer der jungen Wilden an der Reihe: Kuqi schnappte sich an der roten Linie die Scheibe, ließ leichtfüßig zwei Verteidiger stehen und überwand Matthias Nemec im HEC-Kasten mit einem trockenen Schuss – das zweite Saisontor des Junioren-Nationalspielers.

Team zeigt Derbysieger-Banner

Keine 100 Sekunden waren im Schlussdrittel absolviert, als die Hausherren erneut jubelten. Doch die Schiedsrichter korrigierten nach dem Videobeweis ihr Tor-Votum, weil Kneisler die Scheibe mit der Hand gespielt hatte – eine nachvollziehbare Entscheidung. Die Falken blieben in der Partie und gaben sich nicht auf. Doch die nimmermüden Steelers gaben nicht klein bei und verteidigten mit viel Einsatz ihren Vorsprung. Den Schlusspunkt setzte Brett Breitkreuz mit einem Schuss ins leere Tor, nachdem der HEC seinen Goalie vom Eis genommen hatte (59.).

Um Punkt 22.17 Uhr war der erste Bietigheimer Derbytriumph in dieser Saison endgültig eingesackt und die Revanche für die 2:6-Packung in Heilbronn gelungen. Und passend zur Kulisse verabschiedeten sich auch die Profis der Steelers angemessen – mit einem Transparent, auf dem nur ein Wort stand: „Derbysieger.“

 

Lausitzer Füchse: Ex-Steeler Straube beerbt Neilson als Cheftrainer

Nur ein Sieg aus den vergangenen zehn DEL2-Spielen und der drittletzte Platz haben Corey Neilson (44) den Job gekostet: Anfang der Woche stellten die Lausitzer Füchse den kanadisch-britischen Trainer frei. Neilson war zur Saison 2018/19 nach Weißwasser gekommen und hatte den Klub in seinem ersten Jahr auf Rang fünf und damit ins Playoff-Viertelfinale geführt. In der Vorsaison wurde er mit den Sachsen dagegen nur Elfter. Der bisherige Assistent Chris Straube rückt nun zum Chefcoach auf. Der 46-jährige Deutsch-Kanadier, ein ehemaliger Stürmer, hat auch eine Bietigheimer Vergangenheit: Von 2004 bis 2006 bestritt er 110 Spiele für die Steelers und sammelte 73 Scorerpunkte (35 Tore, 38 Vorlagen). Unterstützt wird Straube an der Füchse-Bande künftig von Andre Mücke (38). Der langjährige Kapitän lief rund 500 Mal für den Klub auf und kümmerte sich nach dem Karriereende 2018 um den Nachwuchs des Stammvereins Eissport Weißwasser. Am Freitag gibt das neue Trainerduo beim Gastspiel in Landshut seinen Einstand. ⇥ae

 
 
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