Stefanie Sailer malt den neuen Tex-Mex-Laden „Frida y Diego“ aus Ludwigsburger Malermeisterin auf den Spuren Frida Kahlos

Von Heidi Vogelhuber
Stefanie Sailer konnte sich gestalterisch ausleben im „Frida y Diego“ in Ludwigsburg. Foto: Oliver Bürkle

Weiße Wände sind der Malermeisterin Stefanie Sailer ein Graus. Nicht ohne Grund wurde sie ausgewählt, das neue Tex-Mex-Lokal auszugestalten.

Ich nehme nur noch Aufträge an, auf die ich richtig Lust habe, bei denen ich mich gestalterisch ausleben kann“, sagt Stefanie Sailer im Gespräch mit der BZ. Die 51-jährige Ludwigsburgerin ist Malermeisterin und Gestalterin – und das schon seit über 30 Jahren. „Raufasertapete weiß streichen – das mach’ ich nicht mehr“, sagt die Freiberuflerin selbstbewusst und lacht.

Auf ihrem Instagram-Profil (die_sailerin) zeigt sie Einblicke in ihre Arbeit. Viele bunte Blumen sieht man an Wänden, romantische Schlafzimmer mit blau-grünem Ombré-Effekt und Aquarell-Details in Lasur-Technik. Wenn die energiegeladene Künstlerin nicht gerade ihr eigenes Heim umgestaltet, sind es vor allem Privaträume, für die sie engagiert wird.

Ein großer Auftrag

Über einen Bekannten jedoch kam sie an einen Auftrag, der sie sowohl forderte, als auch freute: Sie gestaltete den neuen Tex-Mex-Laden „Frida y Diego“ nahe des Ludwigsburger Bahnhofs aus.

Inhaber Andreas Rothacker hatte einerseits feste Vorstellungen, andererseits ließ er der Expertin freie Hand. Zuvor hieß die Gaststätte „Sudhaus“ und war eher rustikal eingerichtet, nun wollte Andreas Rothacker, der auch die Lokale Rossknecht in Ludwigsburg und Bietigheim-Bissingen sowie das Sounds mit Clussgarten in Ludwigsburg betreibt, einen Tapetenwechsel. Aus dem rustikalen Sudhaus sollte ein modernes Restaurant werden, das einerseits authentisches Essen, andererseits aber auch Raum zum Feiern bietet.

„Es sollte kein typisches mexikanisches Restaurant mit Sombreros und Maracas werden“, beschreibt Sailer die Anforderungen. Auch sollten vorhandene Elemente bleiben und eingebunden werden. So steht mitten im Lokal noch der alte Braukessel, der nostalgischen Wert hat, da er an die ehemals an dieser Stelle betriebene Brauerei erinnert. Auch die Möbel sowie die Holzverkleidung an den Wänden sollten bleiben.

Ehepaar Kahlo und Rivera

Das neue Thema wurde festgezurrt: das mexikanische Künstlerpaar Frida Kahlo und Diego Rivera, das ab den 1930er-Jahren ihre außergewöhnliche Liebe und ihr außergewöhnliches Leben miteinander begann. Beide Künstler waren schon zu Lebzeiten berühmt für ihren extravaganten Lebensstil und ihre rauschenden Feste. „Ich wusste schon einiges über die beiden, musste mich aber trotzdem intensiv einarbeiten“, erinnert sich Stefanie Sailer. „Ich mag Input und Herausforderungen“, fasst sie rückblickend zusammen.

Für die Malerin stand fest, dass ein wenig Dschungel-Flair und viele Blumen Teil des Gesamtkonzepts sein sollten, trotzdem sollte es dezent und unaufdringlich bleiben. „Kitschige Girlanden waren ausgeschlossen“, sagt sie.

Der Entwurf entsteht

Der erste Schritt sei die Besichtigung der Lokalität gewesen. „Ich ging durch, machte Fotos. So gehe ich immer vor. Zumeist habe ich dann gleich schon Ideen für die Raumgestaltung“, sagt sie. Im Anschluss erstelle sie sich zu Hause eine Mindmap aus Fotos, Farbproben, Zitaten der beiden Künstler, um den Raum vor ihrem inneren Auge entstehen zu lassen.

Für den Hintergrund schlug die Malermeisterin ein Mint-Grün vor. Eine ungewöhnliche Farbe, jedoch erklärt sie: „Das passt gut zu den Holzmöbeln, aber auch zu den Blumen.“ Nach dem Grundieren malte sie bunte Blumen- und Dschungelpflanzen auf die Wände. Außerdem schnitt sie sich Schablonen mit mexikanischen Mustern zurecht und verteilte diese sowie Zitate auf den Wänden. Zu guter Letzt suchte sie, gemeinsam mit dem Inhaber, noch Deko-Elemente aus, beispielsweise Kunstblätter, um ihr Werk um eine plastische Ebene zu erweitern. Wer sich über die knallblauen Säulen wundert, diese sollen an Frida Kahlos „Casa Azul“ in Mexiko-City erinnern, das Haus mit den leuchtend blauen Hauswänden.

In drei Wochen war die Künstlerin mit dem Ausgestalten des Lokals fertig, das nun auch geöffnet hat. Die bunten Wände des Frida y Diego spiegeln nicht nur das Wesen Frida Kahlos, sondern auch jenes der Malermeisterin wider – weiß blieb keine Wand.

 
 
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