Steillagen Hessigheim Flächentausch soll Steillagen am Wurmberg retten

Von Gabriele Szczegulski
In den Richtlinien der Förderung von terrassierten Steillagen soll laut der Gemeinde Hessigheim die weitere Bewirtschaftung am Wurmberg priorisiert werden. Foto: /Oliver Bürkle

Das Gremium beschließt Zuschüsse für Eigentümer von terrassierten Steillagen, auch für eventuelle Wechsel ihrer Grundstücke.

Wir müssen uns damit abfinden, so schlimm es ist, dass wir nicht alle terrassierten Steillagen retten können und welche aufgeben müssen“, sagt Hessigheims Bürgermeister Günther Pilz. Dennoch will die Gemeinde, auf deren Gemarkung ein Großteil der Steillagenweinberge am Neckar liegt, viel dafür tun, um so viele Flächen wie möglich in dem historisch gewachsenen Landschaftsbild zu erhalten. Dabei soll die Erhaltung der Flächen als Weinberge im Bereich Wurmberg priorisiert werden und der Bereich Mühlberg, wo schon 50 Prozent der Wengert brach liegen, „nötigenfalls der Natur überlassen“, so Pilz. Dazu wurde eigens ein Arbeitskreis Steillagenförderung eingerichtet, dessen Vorschläge im Gemeinderat am Donnerstag alle einstimmig angenommen wurden.

Finanzielle Förderung durch Gemeinde und Landkreis

Wichtigste Grundlage dieser Richtlinien ist die Förderung der Gemeinde durch jährlich 30.000 Euro insgesamt in den Jahren 2025 bis 2029. Der Landkreis Ludwigsburg, so Pilz, hat dieselbe Fördersumme in Aussicht gestellt und die Richtlinien des Arbeitskreises freigegeben. Nun wartet Pilz noch auf die Freigabe des Ministeriums Ländlicher Raum.

Alle betroffenen Eigentümer sollen in einem Informationsschreiben sowie einer Veranstaltung am 3. Dezember über die Maßnahmen sowie die Pflichten unterrichtet werden. In diesem Zuge sollen die Eigentümer ebenso auf eine angedachte Tauschaktion zwischen Eigentümern mit Grundstücken im Mühlberg und Wurmberg hingewiesen werden. „Diese Idee kommt aus dem Arbeitskreis und ist, wie ich weiß, bisher einmalig“ so Pilz. Dazu genehmigte der Gemeinderat auch die Einrichtung einer zentralen Anlaufstelle auf Minijobbasis, die neben der Koordination von Tauschaktionen insbesondere mit den Betroffenen als Ansprechpartner fungiert.

Mühlberg soll der Natur überlassen werden

„Wir erhoffen uns, dass Bewirtschafter einer Fläche im Mühlberg mit einem Besitzer einer Fläche am Wurmberg tauschen, die nicht mehr bewirtschaftet werden soll, sodass wir am Wurmberg eine zusammenhängende Fläche von Weinbergen bekommen“, sagt Pilz. Er weiß aber auch, dass auch schon verwilderte Flächen am priorisierten Wurmberg nicht mehr revitalisiert werden können. „Damit müssen wir leider leben“, so der Bürgermeister.

Eine weitere Idee des Arbeitskreises war auch eine eventuelle Zwangsrodung von nicht mehr bewirtschafteten Flächen durch die Gemeinde. „Das ist leider rechtlich nicht zulässig“, teilte ihm das Landratsamt mit. Dennoch will die Gemeinde Rodungen und die anschließende Anpflanzung sowie die Mahd unterstützen und fördern. „Wir müssen erreichen, dass so viele Flächen wie möglich offen gehalten werden, auch wenn sie nicht mehr mit Reben bepflanzt sind“, so Pilz, damit könne man eine Übertragung von Krankheiten oder der Ausbreitung von Wildwuchs entgegenhalten. Der Gemeinde sei es daher wichtig, zu wissen, welche Intentionen die Steillageneigentümer für die Zukunft haben.

Gefördert werden können auch Umveredelungen mit Rebsorten, die das Projekt „Steile Weine“ empfiehlt. Es werden dann Kostenzuschüsse bis zu vier Euro pro Rebstock gewährt.

Investitionskosten werden bis zu 100 Prozent bezahlt

Zudem werden Investitionskostenzuschüsse bis zu maximal 100 Prozent oder maximal 10.000 Euro pro Jahr für bauliche Eigenleistungen bewilligt. Diese sind Erhaltungsmaßnahmen von Weinbergmauern, Staffeln und Trockenmauern, Maßnahmen zur Verkehrssicherheit, zur Pflege gerodeter Rebflächen oder der Bepflanzung von Alternativen. Über die Anträge entscheidet die Gemeinde. Des Weiteren, so Pilz, ist die Gemeinde auch gewillt, die Eigentümern tatkräftig bei der Rodung oder Mahd zu unterstützen. „Wir müssen ins Gespräch kommen, mit den Eigentümern, was sie wollen und was wir tun können“, so Bürgermeister Pilz.

 
 
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