In den vergangenen vier Jahren ging für Alexander Krieger der Traum eines jeden Straßenrad-Profis in Erfüllung. Beim belgischen Team Alpecin-Deceuninck fuhr der Vaihinger alle großen Rennen der Welt, die sogenannten Grand Tours – dreimal den Giro d’Italia sowie jeweils einmal die Tour de France und die Vuelta a España. Bei jedem dieser Rennen war Krieger als Anfahrer im Massensprint maßgeblich daran beteiligt, dass seine Teamkameraden Mathieu van der Poel und Jasper Philipsen jeweils Etappen gewannen.
Straßenrad-Profi Alexander Krieger „Das Projekt von Tudor hat sich sehr gut angehört“
Alexander Krieger wechselt vom belgischen World-Tour-Team Alpecin-Deceuninck zum Pro-Continental-Team aus der Schweiz.
Mit der gerade begonnenen neuen Saison startet für den 32-Jährigen aber ein neuer Abschnitt seiner Karriere. Krieger ist zum Schweizer Team Tudor Pro Cycling gewechselt. „Da mein Vertrag ausgelaufen ist, habe ich mich umgehört“, berichtet der Vaihinger. Zwar hätte er auch bei Alpecin-Deceuninck verlängern können, doch wirklich bemüht hat sich das belgische Team nicht um ihn. „Und das Projekt von Tudor hat sich sehr gut angehört. Die Vision, also wie die Ausrichtung ist, hat mir gefallen. Außerdem hatte ich gleich ein gutes Gefühl“, erzählt Krieger weiter.
Die drei Grundwerte des Schweizer Teams seien „Swiss“ (Schweizerisch), „Human“ (Mensch) und „Performance“ (Leistung). „Und die Reihenfolge haben die Verantwortlichen bewusst gewählt. In meinem ersten Gespräch mit ihnen ging es fast nur darum, was Schweizerisch bedeutet“, erinnert sich Krieger. Als Definition zählte der 32-Jährige auf, was ihm als Tugenden bei Schweizern einfallen – unter anderem Zuverlässigkeit, Genauigkeit und eine gute Arbeitsmoral. Und genau das möchte das Team Tudor auch verkörpern.
Kein Schritt zurück für Krieger
An zweiter und dritter Stelle stehen bei dem Rennstall der Mensch und die Leistung. „Die Verantwortlichen sehen in uns Fahrern nicht nur Maschinen, die funktionieren müssen. Sie sehen auch den Menschen dahinter“, berichtet Krieger. „Und natürlich ist die Leistung wichtig, aber nicht um jeden Preis.“
Allerdings wechselt der Vaihinger von einem World-Tour-Team, das verpflichtet ist, bei den Grand Tours zu starten, zu einem Pro-Continental-Team. Dieses muss sich durch Leistung erst Startplätze bei den großen Rennen erarbeiten. „Für mich ist das aber kein Rückschritt. Tudor bietet eine gute Umgebung. Und der Sponsor hat auch richtig Bock auf die Saison. Da entwickelt sich was“, erklärt Krieger.
Diese Situation ist dem 32-Jährigen aber nicht unbekannt. Auch Alpecin-Fenix, wie Alpecin-Deceuninck in den ersten drei Jahren hieß, als Krieger dort unter Vertrag stand, war nur ein Pro-Continental-Team, hat die World-Tour-Lizenz erst für die Saison 2023 erhalten. „Und da sind wir auch schon den Giro d’Italia, die Tour de France und die Vuelta a España gefahren“, erinnert sich der Vaihinger.
Ein Start von Tudor beim Giro d’Italia steht auch schon fest. Dazu wird das Schweizer Team wohl an vier der fünf Monumente teilnehmen. Zu diesen Ein-Tages-Klassikern zählen Mailand–Sanremo, die Flandern-Rundfahrt, Lüttich–Bastogne–Lüttich und die Lombardei-Rundfahrt sowie Paris–Roubaix – bei letzterem Monument ist kein Start geplant. „Um alle großen Rennen zu fahren, muss man aber auch erst mal den Kader dazu haben. Das war bei Alpecin am Anfang auch nicht anders“, berichtet Krieger.
Saisonstart Mitte Februar
Bis das erste Rennen in dieser Saison ansteht – für Krieger ist der Einstieg beim Clasica de Almeria Mitte Februar geplant –, geht es für den Vaihinger erst mal noch ins Trainingslager. An diesem Mittwoch ist er mit dem Tudor-Team nach Spanien geflogen. Außerdem plant er Ende Januar noch mit einem privaten Trainingslager. „Ich gehe davon aus, dass das Wetter in Deutschland dann nicht so gut sein wird, dass ich mich hier wirklich vorbereiten kann. Deshalb werde ich noch mal flüchten. Meistens fliege ich dann nach Mallorca, ich mag aber auch Girona“, erzählt Krieger. Michael Nachreiner