Tag des Friedhofs Bedeutende Persönlichkeit liegt auf dem Ottmarsheimer Friedhof

Von Gabriele Szczegulski
Katrin Held vor dem Hermannschen Familiengrab, das große Grabmal des Adlerwirts ist beim Restaurator. Foto: /Gabriele Szczegulski

Am Wochenende wird das immaterielle Kulturerbe mit einem Gedenktag geehrt.

Leider fehlt das älteste Grabmal beim Tag des Friedhofs am kommenden Wochenende auf dem Ottmarsheimer Friedhof, das des einstigen Adlerwirts,  Christian Friedrich Hermann. „Er war nicht nur für Ottmarscheim ein bedeutender Mensch“, sagt die Ottmarsheimer Stadtführerin Katrin Held. „Er war ein Pionier der Landwirtschaft, des Wein- und Obstbaus, des Hopfenanbaus und der Imkerei“, sagt sie.

Immaterielles Kulturerbe

Seit ein paar Jahren gehören die deutschen Friedhöfe zum immateriellen Kulturerbe der UNO. Katrin Held ist es wichtig, in einer Führung am Freitag, 16. September, den Ottmarsheimer Friedhof der Öffentlichkeit zu präsentieren. Denn mindestens zwei Gräber sind Zeugen der Ottmarsheimer Dorfgeschichte: die der Familie Hermann, den Adlerwirten, und die Familie Schneider, die das Gasthof Rose bewirtschafteten.

Held will darauf aufmerksam machen, dass diese alten Gräber dem Verfall anheimfallen könnten. „Die Nachfahren sind mittlerweile alt, können das Grab nicht mehr pflegen und die Grabsteine zerfallen. Zudem müssten die Gräber bald wiedergekauft werden“, so Held. Sie appellierte deshalb schon an Steffen Bühler, Bürgermeister von Besigheim, doch auf die Wiederkaufskosten zu verzichten und „diese Zeugen der Ottmarsheimer Kultur“ durch die Stadt zu pflegen.

Ihr geht es momentan vor allem um das Grab des Adlerwirts Christian Friedrich Hermann, der in seiner Zeit – geboren wurde er 1825 und starb 1891 – ein Vorreiter moderner Landwirtschaft war und national sowie international durch seine Veröffentlichungen bekannt wurde.

Sein großes Säulengrabmal aus Sandstein befindet sich derzeit bei Restaurator Alexander Mann in Ilsfeld, da es drohte, zu verfallen. Die Nachkommen des Adlerwirts allerdings sind nur in der Lage, 20 Prozent der Sanierungskosten zu übernehmen.

Deshalb will Katrin Held die restlichen 80 Prozent, „eine vierstellige Summe“, wie sie sagt, durch Spenden, ihre Marmeladenbörse sowie mit Führungen zusammen bekommen. Christian Friedrich Hermann bewirtschaftete nicht nur das Gasthaus, er hatte eine große Landwirtschaft, Wein- und Obstbau und Hopfenfelder. In allen Gebieten hat er Neuerungen eingeführt, die nicht nur Interessenten aus Nah und Fern anlockten, sondern auch den württembergischen König, der sich für die Landwirtschaft in Hohenheim persönlich Anregungen holte und den Ottmarsheimer deshalb auch mit Auszeichnungen und Medaillen überhäufte. Auf dem Münchener Oktoberfest wurde Hermann ebenfalls mehrmals für seine Errungenschaften preisgekrönt.

Pionier der Landwirtschaft

Hermann erfand beispielsweise den Zweischarpflug. So gelang es, ein Feld in der halben Zeit zu pflügen. Seine neuartigen Geräte lieh er auch an Bauern aus der Region aus. Er züchtete Ausleseobstsorten, für den Weinbau entwickelte er die Drahtanlage statt der einzelnen Holzpfähle, die noch heute verwendet wird.

Für den Hopfenanbau erfand er einen nur mannshohen Drahtanbau, dessen Stäbe mit Seilzug auf und abgebaut werden konnten. Mit dieser ist der Ottmarsheimer auch im Hopfenmuseum im bayrischen Wolnzach vertreten. Leider setzte sich die viel praktischere kleinere Drahtanlage, die sogenannte Hermannsche Drahtanlage, im Hopfenbau nicht durch, da die barischen Hopfenbauern keine württembergische Erfindung verwenden wollten, sagt Held.

Hermanns ehemaliges Gasthaus in der Adlerstraße, das unter Denkmalschutz steht und das große Wirtschaftsgebäude drohen zu verfallen. Die Erbengemeinschaft soll aufgelöst werden und deswegen wird das Ensemble am Montag, 26. September, um 9 Uhr auf dem Vaihinger Amtsgericht versteigert. Anfangspreis: 336 000 Euro. „Ein Schnäppchen für einen Investor“, sagt Held.

Für den 200. Todestag des Adlerwirtes im Jahr 2025 hat sie mehrere Veranstaltungen vor und möchte auch die Stadt dazu bringen, den Ottmarsheimer Pionier zu würdigen.

 
 
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