Tamm Neue Pfarrerin macht sich stark für eine offene Kirche

Von Petra Neset-Ruppert
Franziska Söll ist die neue Pfarrerin in Tamm. Sie ist zu 50 Prozent auf der Pfarrstelle II der evangelischen Kirchengemeinde Tamm tätig, und mit den anderen 50 Prozent promoviert sie in Tübingen zum Thema „praktische Theologie“. Foto: /Martin Kalb

Franziska Söll ist seit dem 1. September in der evangelischen Kirchengemeinde aktiv. Sie möchte Hürden und Hemmschwellen abbauen.

Die Offenheit in der Gemeinde fand ich so schön und die Vorfreude hier zusammen zu gestalten ist groß“, sagt Franziska Söll, die neue Pfarrerin, die seit 1. September auf der Pfarrstelle II der evangelischen Kirchengemeinde Tamm ist. Die 31-Jährige kam frisch aus ihrem Vikariat in Kusterdingen nach Tamm. Die Nähe zu Stuttgart, wo sie Verwandtschaft habe, und der Kreis Ludwigsburg haben ihr gefallen.

Mit 50 Prozent wird sie die Pfarrstelle in Tamm betreuen, mit den anderen 50 Prozent promoviert sie in praktischer Theologie an der Universität Tübingen. Dort hat sie auch ihr Theologiestudium absolviert mit Auslandssemestern in Bern (Schweiz) und einer Studienzeit in Halle an der Saale. Doch wie kam die junge Frau aus Blaubeuren zu der Wahl ihres Studiums?

„Die Entscheidung dazu habe ich während meines Freiwilligen Sozialen Jahres in China getroffen. Denn eigentlich wollte ich Jura studieren und als Menschenrechtsanwältin den Menschen dort helfen“, erzählt Söll. Doch bereits während ihres vierstündigen Religionsabiturs merkte sie, dass die Antworten noch nicht reichten, die sie in der Schule bekam. „Ich hatte eine muslimische Freundin, die mich fragte, wie ich es finde, dass ich in die Hölle komme“, erinnert sich die 31-Jährige. Das Thema ewige Verdammnis, weil man nicht dem „richtigen“ Glauben angehöre, beschäftigte sie. Und so tauschte sie Gesetzestexte gegen Bibelverse und begann ihr Theologiestudium.

Mit Glauben auseinandersetzen

„Ich wollte und habe mich mehr mit meinem Glauben auseinandergesetzt. Denn ich möchte keinen Glauben haben, bei dem jemand, der diesen nicht hat, keine Chance auf ein ewiges Leben hat“, sagt Pfarrerin Söll.

Und mit all ihrer Erfahrung und dem Wissen aus dem Studium, was würde sie ihrer Freundin aus der Schulzeit heute antworten? „Dass Gott viel größer ist als die Hölle und es eine Gerechtigkeit ohne ewige Todesstrafe gibt. Darauf vertraue ich.“

So offen wie sie ihren Glauben betrachtet, möchte sie auch in der Gemeindearbeit sein: „Momentan schaue ich mir noch alles an und komme immer wieder mit den Leuten ins Gespräch.“

Sie möchte Hürden und Hemmschwellen, die es eventuell in der Gemeinde für verschiedene Angebote gibt, abbauen. Sie möchte, dass auch Fragen wie „Warum gibt es so viel Leid in der Welt?“ offen gestellt werden können und man gemeinsam nach Antworten suchen kann.

„Vielleicht denken manche, dass sie mehr glauben müssen, um dazu zugehören“, überlegt Söll. Doch das sei für sei eine Annahme, die aus den Köpfen verschwinden müsse. Der Glauben in der Gemeinde könne auf ganz unterschiedliche Weise gelebt werden. „Nicht alle müssen am Sonntag in den Gottesdienst kommen“, stellt Söll klar.

Hobbys: Lesen und Fußball

Deshalb möchte sie in den kommenden Wochen auch so viele verschiedene Angebote im Ökumenischen Gemeindezentrum in der Hohenstange besuchen und so mit den Menschen in Kontakt kommen. Der Besuch der Gemeindebücherei stehe unter anderem als Nächstes an. Denn die 31-Jährige liest sehr gerne. Ein weiteres Hobby ist das Fußballspielen. „Ich hab beim VfB Tamm schon mittrainiert“, verrät Söll.

Sie freue sich nun darauf zu sehen, auf welche Art und Weise sich die Gemeindemitglieder einbringen. „Es gibt so viele Möglichkeiten, ob beim Familiengottesdienst, Kindersingen, beim Weltgebetstag oder beim Männervesper. jede und jeder kann wählen, was passt“, sagt Söll. Und falls es Ideen für neue Gruppen und Angebote gibt, freut sie sich, wenn die Leute auf sie zukommen.

Vorerst werde sie immer vormittags die Aufgaben der Pfarrstelle wahrnehmen. „Ich muss noch schauen, was am sinnvollsten ist“, sagt Söll. Zu ihren Aufgaben gehören auch der Religionsunterricht an der Gottlieb-Daimler-Realschule in Ludwigsburg sowie ein bis zwei Gottesdienste im Monat. Das Predigtschreiben habe sie schon in der Vikariatszeit angesprochen: „Da die Balance zu finden zwischen einem Text, der mich persönlich anspricht, aber auch für die Zielgruppe ansprechend ist, ist immer eine Herausforderung.“

Doch nicht nur das, auch „alle im Blick zu haben und die Gemeindearbeit dann so umzusetzen, dass sie möglichst viele anspricht, wird eine Aufgabe. Ich bin mal gespannt“, sagt sie und lächelt.

 
 
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