Tamm Warum Tamm über Stühle diskutiert

Von Petra Neset-Ruppert
Für mehr Flexibilität im Rathausalltag sollen neue Stühle und Tische für den Ratssaal angeschafft werden, so der Vorschlag der Verwaltung. In der jüngsten Sitzung zeigte Bürgermeister Bernhard die drei Stuhlmodelle(vorne), die es zur Auswahl gibt. Foto: /Petra Neset-Ruppert

Der Gemeinderat Tamm berät über das von der Verwaltung vorgelegte Investitionsprogramm. Bei rund 5,8 Millionen Euro Ausgaben könnte der Haushalt 2026 der Stadt liegen.

Die Kassen der Kommunen sind nicht mehr so gut gefüllt, überall wird nach Einsparungsmöglichkeiten gesucht. Auch der Tammer Gemeinderat ist gemeinsam mit der Stadtverwaltung momentan noch an der Erarbeitung des Investitionsprogramms 2026 bis 2029. In der jüngsten Sitzung des Gremiums stellte Kämmerin Fibi Yildiz die aktuellsten Änderungen Änderungen im Programm vor, die der Gemeinderat in einer Ausschusssitzung angebracht hatte. Damit sollen nochmals 409.300 Euro weniger die Stadtkasse belasten.

Die zwei größten Kostenpunkte für 2026 sind nach Abzug der Fördermittel der Neubau der Grundschule Hohenstange, für den die Stadt 2.346.000 Euro im Haushalt einplanen muss, sowie für den Neubau des Feuerwehrgerätehauses in der Kirschenau. Nach Abzug der Fördermittel veranschlagt die Verwaltung hierfür 4.704.400 Euro in Haushalt.

Wo gibt es noch Einsparpotenzial?

Und gerade bei diesem Kostenpunkt stellten die Mitglieder des Gemeinderats die Frage, ob in Zeiten knapper Kassen hier noch Einsparpotenzial sei. So merkten Karin Vogt (Grüne), Jürgen Hottmann (AWV) an, ob ein Dampfgarer in der Küche des neuen Feuerwehrhauses für 15.000 Euro bereits 2026 als Anschaffung notwendig sei. Alle Fraktionen betonten, dass sie die Feuerwehr bestmöglich ausstatten möchten, da sie wichtige Aufgaben wahrnehme, doch vielleicht könnte man so noch die Belastungen im Haushalt für 2026 reduzieren. Hottmann stellte auch in Frage, ob die Ausstattung der Küche mit 5.000 Euro für Gläser, Geschirr und Besteck notwendig sei oder man nicht erst einmal mit dem Bestand aus dem alten Feuerwehrhaus weitermachen könne.

„Das Besteck ist aus den 80ern. Klar kann man alles noch mal schieben, aber ich bitte sie, da noch mal in sich zu gehen“, sagte Bürgermeister Martin Bernhard. Robert Malessa (LLT) schlug vor, dass man sich bezüglich des Dampfgarers noch mal mit der Feuerwehr rückschließen solle und Rolf Kummer (LLT) warf ein: „Jetzt machen wir an diesen Kleinigkeiten rum. Wir sind auch fürs Sparen. Klar ist es eine angespannte Haushaltslage, aber das ist mir persönlich die Feuerwehr schon wert.“ 56.700 Euro im Investitionsprogramm führten dann noch zu einer längeren Diskussion, da der Erwerb für neue Möbel für den Sitzungssaal im Rathaus nicht bei allen Mitgliedern in der ersten Runde auf Wohlgefallen stieß.

„Das Dauerthema Bestuhlung: Wir halten es nicht für erforderlich“, sagte Jürgen Hottmann (AWV). Janick Burk (Grüne) stimmte ihm zu: „Ich sehe die neue Möblierung auch sehr kritisch. Wir versuchen überall zu sparen.“

Ratssaal ist aus den 1980er Jahren

Bürgermeister Bernhard erläuterte daraufhin, dass die Möblierung des Ratssaals aus den 1980er Jahren stamme, als der Anbau entstand. „Diese Möblierung hier ist nicht für sie, sondern für meine Mitarbeiter“, stellte Bernhard klar. Die Tische seien schwer zu bewegen und der Raum werde im Rathausalltag viel als Besprechungsraum genutzt. Dafür müsse man die Tisch- und Stuhlanordnung häufig ändern. Bei der jetzigen Möblierung brauche es viele Bauhofmitarbeiter, die diese Arbeit übernehmen, da die Möbel schwer und unflexibel seien.

„Ich habe mich bereits für den günstigsten Stuhl mit 412 Euro entschieden und beim Besucherstuhl haben wir ein Modell gewählt, das wir dann nach und nach auch für andere Orte wie die Kelter verwenden können und so ein einheitliches System haben“, betonte Bernhard und verwies darauf, dass der Gemeinderat vor Jahren bereits einer neuen Möblierung zugestimmt hatte, Bernhard selbst den Vorschlag dann aber zurückgezogen hatte. Nach der ausführlichen Erklärung Bernhards zeigten sich die Gemeinderäte offen für die Neuanschaffung und Janick Burk (Grüne) schlug vor, die Chance zu nutzen, um die Stühle Probe zu sitzen.

Große Summe an Einsparung ist bereits gemacht

Da die weiteren Punkte des 5.875.200 Euro schweren Haushalts zu deutlich weniger Diskussion anregten, betonte Dr. Dietmar Zeh (CDU): „Den Gesamtumfang unterstützen wir. Eine große Summe an Einsparungen und Veränderungen ist zusammengekommen.“ So hatte die Verwaltung nun auch die Umgestaltung des Quartiersplatzes am Wasserturm auf der Hohenstange auf das Jahr 2027 geschoben, da hierfür noch Fördermöglichkeiten geprüft würden. Ursprünglich waren für dieses Projekt 2,8 Millionen Euro im Haushalt eingeplant gewesen. Auch die öffentliche Toilettenanlage im Bereich des Bahnhofs für 270.000 Euro wird auf unbestimmte Zeit verschoben.

Mit weiteren Anregungen zu einem möglichen Schranksystem für die Halle in der Maystraße, deren Kosten man eventuell zu einem Teil von der Sanierung der Feldwege, die mit 100.000 Euro veranschlagt sind und der Rücksprache mit der Feuerwehr, versprach Bernhard die Änderungen dem Gremium in der nächsten Ausschusssitzung vorzulegen.

Am vergangenen Montag nahm das Gremium daher das Investitionsprogramm nur zur Kenntnis.

 
 
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