Tanz aus Spanien Flamenco-Schritte lassen Bühne zittern

Von Heike Rommel
Montserrat Suàrez wurde begleitet von Gitarrist Diego Rocha und Sänger David Moràn.⇥ Foto: Oliver Bürkle

Tänzerin Montserrat Suàrez entlockte ihrem Publikum im Kulturkeller begeisterte „Olè“-Rufe.

„La Montse kommt.“ Jede Menge Zuschauer konnten es am Sonntagabend im Bönnigheimer Kulturkeller kaum erwarten, bis die international bekannte Flamencotänzerin Montserrat Suàrez auf die Bühne kam. Das Kulturfenster hatte es in Koopration mit der Tanz- und Theaterwerkstatt Ludwigsburg geschafft, die zweitschnellste Flamencokünstlerin der Welt zu engagieren, die in nur einer ambitionierten Minute 868 Schritte schafft. Die kleine Bühne zitterte geradezu unter ihren energiegeladenen Füßen.

Der Habitus der „Terremoto“ (Erdbeben), wie Montserrat Suàrez auch von ihren Fans genannt wird, ist unbeschreiblich. Sie spielt mit dem Feuer und tanzt den Flamenco pur. Gitarrist Diego Rocha aus Màlaga legte die Grundsteine für die Themen Liebe, Schmerz, Trauer, Wut und Freude. Sänger David Moràn aus Jèrez nahm klatschend den Rhythmus auf und holte die Tänzerin damit aus der Reserve.

Wie ein Donnerwetter

La Montse legte mit ihren schwarzen Flamencoschuhen zum rauschenden Rock los wie ein Donnerwetter und entlockte den Zushauern damit begeisterte „Olè“-Rufe. Der Kulturkeller war proppenvoll und etliche weibliche Zuschauerinnen hatten sich für diesen Abend Flamenco-like in Schwarz-Rot geworfen. Temperament war gefragt – und das sprang von der Tänzerin schnell aufs Publikum über.

Montserrat Suárez tanzte auch in Hosen, worin ihre perfekte Technik in der Schrittführung noch besser sichtbar wurde. Als Requisiten benutzte sie einen Stuhl und einen Stock, mit dem sie den feurigen Rhyhmus noch verstärkte. Mit Leidensmiene und zackigen Kopfbewegungen entwickelte sie so viel Kraft und Schnelligkeit, dass ihr der geflochtene Zopf ins Gesicht peitschte, während ihre Beine den Bühnenboden bearbeiteten und ihre Finger dazu schnippten. Mit den Füßen entfachte Suàrez klackende Feuerwerke unter einem ruhigen Oberkörper und einem stolz erhobenen Haupt. Die Hände zuweilen auf den Oberbauch gelegt zeigte die Tanzlehrerin und Choreographin, wo sich ihre Mitte befindet, aus der sie tanzt und die sie auch nach rasanten Drehungen immer wieder findet.

Starker Ausdruck

Im Ausdruck unschlagbar schenkte die sonst so streng und stolz anmutende Tochter einer Familie aus dem spanischen Estremadura den Bönnigheimern auch ein zauberhaftes Lächeln, das erahnen ließ, wie sie in ihrer Tanzschule in München-Schwabing mit Kindern und Jugendlichen arbeitet. Montserrat Suàres ist selber als Kind zum Flamenco gekommen, als sie bei einem spanischen Fest in München auf die Bühne gebeten wurde.

Ihre ersten Flamenco-Schritte hat sie beim Verein Grupo Andaluz gemacht und ein Stückchen andalusisches Lebensgefühl mit nach Bönnigheim gebracht. Schließlich ist der Flamenco in Andalusien enstanden, wo die unterdrückten Roma und Sinti ihre Gefühle im Tanz ausdrückten und rhythmisch den Hammer des Hufschmieds nachschlugen.

„Flamenco, mi Amor“, sagt Montserrat Suárez, dieser Tanz sei für sie wie das Atmen und sie könne ohne Flamenco nicht leben. Sie, die im Alter von 16 Jahren  Antonio Vargas bei seinen Stunden vertreten hat, steht heute mit Israel Galvàn, Domingo Ortega, Carmen Linares oder Nina Pastori auf der Bühne.⇥

 
 
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