Tanzsport TSG Bietigheim ist Bundesliga-Dritter

Von Sandra Bildmann
Zum letzten Mal präsentierte die Latein-Formation der Bietigheimer ihre Erfolgskür „Heart & Soul“. Ihr Auftritt wurde mit Platz drei belohnt. Foto: Ralf Poller/Avanti

 Die Latein-Formation der Tanzsportgemeinschaft blickt auf die erfolgreichste Saison der Vereinsgeschichte zurück. Beim Heimturnier wählte die Jury die Gastgeber einstimmig auf Platz drei.

Das 25. Heimturnier der Tanzsportgemeinschaft Bietigheim am Samstag war das bislang erfolgreichste der Vereinsgeschichte - und der laufenden Bundesliga-Runde: Zum Abschluss der Saison werteten erstmals alle Jury-Mitglieder die TSG einstimmig als bundesweit drittbeste Mannschaft. Damit bestätigte das A-Team nicht nur seinen dritten Platz bei der Deutschen Meisterschaft vergangenen November, sondern übertraf auch den bisherigen Vereinsrekord von Platz vier in der Abschlusstabelle. Nur Buchholz zu ärgern klappte noch nicht. Darauf hatten sie ein bisschen spekuliert – aber man braucht ja schließlich auch noch Ziele für die Zukunft. So rapide und steil wie die Aufstiegskurve der Bietigheimer Latein-Formation in den vergangenen Jahren verlief, wird sie nicht weitergehen können. Aber die TSG arbeitet akribisch daran, sich selbst weiterzuentwickeln, Nachwuchs aufzubauen und gemeinsam zu wachsen. Auch das ist ihnen in dieser Saison eindrucksvoll gelungen.

Umjubeltes Saison-Finale

Mit dem Heimturnier ging nicht nur die aktuelle Saison zu Ende, es war gleichzeitig auch die letzte Vorstellung der Erfolgskür „Heart & Soul“. Und wie zu erwarten kochte die Halle: Anfeuerungsrufe, Jubelschreie und rhythmisches Klatschen verwandelten die Viadukthalle in ein Tollhaus. Am Rande des Tanzparketts waren erstmals zwei Tribünen aufgebaut worden, um noch mehr Sitzplätze ausweisen zu können. „Wir haben super getanzt, ausverkauftes Haus, eine ganz tolle Atmosphäre“, schwärmte ein strahlender Trainer Stefan Cramer unmittelbar nach der Siegerehrung, „der Abend war das i-Tüpfelchen“. In der Wertung und im Tanzen zeigte sich die Konstanz, die ihm über die Saison verteilt noch manchmal abgegangen war, Cramer sah den Auftritt auch als „Ausrufezeichen in die Zukunft“.

Für das Trainerteam geht es schnurstracks weiter: Bevor mit der Mannschaft in rund einem Monat wieder ins Training eingestiegen wird, muss erst einmal die Musik für die neue Choreographie ihren letzten Schliff bekommen. Rund 3000 Mal hätten sie „Heart & Soul“ – ein Potpourri mit Songs von Modern Talking, Whitney Houston und Barbie – gehört, erzählte Cramer. Nun freue man sich auf Neues.

Das letzte Saisonturnier bot sportlich wenig Spannung. Nur noch theoretisch waren größere Verschiebungen denkbar. Letztlich traten alle Erwartungen ein: Das A-Team des Grün-Gold Clubs Bremen triumphierte souverän mit seiner Weltmeister-Kür „Freedom & Peace“, gefolgt von Vizemeister Blau-Weiss Buchholz.

Wehmut bei den Absteigern

Am unteren Tabellenende standen die TSG Badenia Weinheim und der Grün-Gold Club Casino Nürnberg mehr oder weniger vorher schon als Absteiger fest. Ihnen war die Wehmut anzumerken, dass sie die Eliteklasse verlassen müssen. Besonders bei den Nürnberger Tänzerinnen flossen nach ihrem letzten Tanz einige Tränen. Doch hatten sie ihre abschließenden Auftritte sichtlich genossen, noch einmal alles Vermögen und Emotion in die Waagschale geworfen - und wurden belohnt: Die Nürnberger schafften es auf den siebten Platz. Dritte Formation im kleinen Finale war erneut das Team des 1. TC Ludwigsburg, das über den geglückten Klassenerhalt nach seinem Erstligaaufstieg jubelte. Aus dem benachbarten Ludwigsburg waren erwartungsgemäß zahlreiche Fans in die Viadukthalle gekommen, besonders frenetische Rufe galten dem Stadtrivalen TSC Residenz. Das seit vielen Jahren arrivierte Team in der ersten Latein-Bundesliga zeigte eine fabelhafte Darbietung, wurde mit Rang vier belohnt und verdrängte damit das zuletzt erstarkte B-Team aus Bremen auf den fünften Platz.

Im Rahmen der Siegerehrung wurden einige Tänzer mit der Ehrennadel des Deutschen Tanzsport-Verbandes ausgezeichnet, darunter auch drei Aktive der TSG Bietigheim: Mirko Batelic und Vivien Kara für je 50 getanzte Turniere sowie Noemi Sapone für 60 – bei fünf bis sechs Turnieren im Jahr eine reife Leistung über mehr als ein Jahrzehnt.

Auf eine solche Karriere kann Ferdinand Lehn noch nicht zurückblicken. Vor rund drei Jahren schnupperte der heute 19-Jährige erstmals in einen Schülertanzkurs. Zuvor hatte seine Leidenschaft dem leistungsorientierten Tischtennis gegolten, nun war in ihm die Passion fürs Tanzen erwacht - und wenn, dann richtig, lautet sein Anspruch. Er begann in Waiblingen, schloss sich aber bald der TSG an und schaffte in Rekordzeit den Aufstieg ins A-Team. Für den Neuling eine herausfordernde Saison: trainierte er 2024 doch sowohl mit dem A- als auch mit dem B-Team.

In Rekordzeit integriert

Als sich abgezeichnet habe, dass ein A-Team-Tänzer länger ausfallen werde, habe er aufrücken dürfen, erzählte Lehn. Im Eiltempo war aus der Notlösung eine Stammbesetzung geworden. Ein durchaus riskantes Manöver, aber der junge Tänzer schwärmt von seinen Kameraden: „Seit ich dazu kam, hatte ich das Gefühl, sie kümmern sich alle nur um mich. Die Mannschaft hat mich getragen.“ Ob er seine Entscheidung fürs Tanzen bereut? „Überhaupt nicht!“, platzte es aus ihm heraus, ganz im Gegenteil: Die Augen sind auf die Zukunft gerichtet, mit der TSG will er sich weiter verbessern und angreifen. Die interne Geschlossenheit bietet nicht nur ihm dafür eine vielversprechende Grundlage.

 
 
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