Taten in Bietigheim und Vaihingen Mit Bierkrug, Whiskyflasche und Messer

Von Bernd Winckler
Am Landgericht Heilbronn wurde verhandelt. Foto: Peter Lindau

Eine 33-jährige Frau soll in der Obdachlosen-Einrichtung in Vaihingen und am Bietigheimer Bahnhof mehrfach ausgerastet sein.

Eine 33-jährige Frau, die vor acht Jahren aus dem Iran nach Deutschland kam, musste am Dienstag auf der Anklagebank der 3. Großen Strafkammer des Heilbronner Landgerichts Platz nehmen. Eine dicke Anklageschrift belastet die Beschuldigte schwer: Ihr werden mehrfache gefährliche und vorsätzliche Körperverletzungen, mehrfacher Widerstand gegen Vollstreckungsorgane (Polizei), Angriffe gegen Streifenwagenbesatzungen, Rauschgiftbesitz und eine versuchte räuberische Erpressung vorgeworfen.

Zehn Einzelfälle wurden am ersten Verhandlungstag gegen sie aufgelistet. So soll sie im Zeitraum von Juli 2021 bis ins späte Frühjahr letzten Jahres in einer Vaihinger Obdachlosenunterkunft, in der sie selbst wohnte, in zahlreichen Fällen gewaltsam gegen Mitbewohner aufgetreten sein. Die Anklage spricht von Schlägen mit einem Bierkrug und weiteren Attacken gegen Bewohner mit einer halbgefüllten Whiskeyflasche sowie unter Einsatz eines Küchenmessers.

Mehrere Personen verletzt

Dabei seien mehrere Personen teilweise erheblich, aber nicht lebensgefährlich am Kopf verletzt worden. Auch gegen Polizeibeamte, zum Beispiel am 8. Mai 2021 am Eingangsbereich Bietigheimer Bahnhof, habe die 33-Jährige anlässlich Personal-Überprüfungen Gewalt angewendet. Als man sie am 6. November dann an der selben Stelle erneut kontrollieren wollte, weil der Verdacht des Besitzes von Drogen bestand, soll die Frau sich durch kräftige Tritte gegen das Schienbein eines Polizisten so sehr gewehrt haben, dass der Beamte erheblich verletzt wurde.

Der schwerste Vorwurf, den die Staatsanwaltschaft jetzt erhebt, soll sich am 23. April vergangenen Jahres in Bietigheim-Bisssingen zugetragen haben. Ihr damaliges Opfer soll ein zehnjähriger Junge gewesen sein, dem sie unter Drohungen Geld abverlangt habe. Doch dazu sei es letztlich nicht gekommen, weil die Mutter des Kindes rechtzeitig erschienen und die Frau weggeschickt habe. Obwohl sie keine Beute machte, soll das Kind durch den Erpressungsversuch leicht verletzt worden sein.

Im Anklagepunkt Nummer vier beschreibt der Staatsanwalt einen Ausraster der Frau, bei dem sie sogar ein Küchenmesser benutzt haben soll: Nachdem am 9. Dezember 2021 in der Vaihinger Unterkunft in der Auricher Straße ein Weihnachtsgesteck in Brand geraten und der Rauchmelder im Haus angeschlagen hatte, versuchten Bewohnerinnen das Feuer zu löschen, was auch mit einem Eimer Wasser gelang. Daraufhin soll die Angeklagte aus ihrem Zimmer in die Küche gegangen und ein Brotmesser geholt haben, mit dem sie plötzlich auf eine der löschenden Frauen losging und sie damit leicht verletzte. Schließlich habe ein 61-jähriger Nachbar ihr das Messer abnehmen und die Polizei verständigen können.

Einen letzten Fall von gefährlicher Körperverletzung beschreibt der Ankläger zum 22. Mai letzten Jahres, bei dem die Beschuldigte einem Unterkunft-Bewohner durch Schläge das Nasenbein gebrochen habe.

Frau soll paranoid sein

Der Polizei und den Gerichten ist die Frau nicht unbekannt. Nachdem sie am 27. Mai festgenommen wurde, musste sie zuerst eine Ersatzfreiheitsstrafe aus einem alten Urteil von sieben Monaten verbüßen, ehe der Haftbefehl in Vollzug kam. Danach jedoch landete sie wegen mutmaßlicher Psychose in einer Psycho-Klinik. Denn alle jetzt vorgeworfenen Gewaltausraster könnte die Angeklagte nach einem vorläufigen Sachverständigen-Gutachten im Zustand einer paranoiden Schizophrenie begangen haben, was bedeutet, dass die Heilbronner Strafkammer am Ende des Prozesses eine Unterbringung in einer geschlossenen Einrichtung verfügen werde. Ein Urteil ist für den 29. März vorgesehen. 

 
 
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