Tennis-Hoffnung aus Möglingen Mit einem Mix aus Nadal und Zverev in die Top 300

Von Daniel Haug
Bei den Junior French Open war für Liam Gavrielides in der ersten Runde Schluss. Dennoch nimmt der 19-Jährige viel Positives aus dem Grand-Slam-Turnier mit. Foto: Imago/Jürgen Hasenkopf

Liam Gavrielides gehört zu den besten Nachwuchsspielern Deutschlands. Beim TK Bietigheim sammelt der Möglinger erste Erfahrungen bei den Erwachsenen.

Hinter Liam Gavrielides liegt das bisher wohl schwerste Jahr seiner Tennis-Laufbahn. Für den 19-Jährigen stand 2022 der Übergang vom Junioren- in den Männerbereich an. „Ich habe schwere Turniere gespielt. Das war viel Kopfsache, weil ich einige enge Matches verloren habe. Deshalb waren die Ergebnisse nicht ganz glücklich, aber von der Entwicklung her war es trotzdem gut“, blickt der gebürtige Stuttgarter zurück.

Hinzu kam die Doppelbelastung mit der Schule. „Mit dem Abitur im vergangenen Frühjahr hat alles gut geklappt. Das war eine große Befreiung“, freut sich Gavrielides über seinen Abschluss. Seither studiert er Wirtschaftswissenschaften an der Fernuniversität Hagen (Gavrielides: „Ein bis zwei Stunden am Tag finden sich dafür immer.“) und legt den Fokus auf den Tennissport, mit dem der Sohn eines Zyprers und einer Deutschen früh begonnen hat.

Mit fünf Jahren erst mal auf Court

Mit seinen Eltern stand Gavrielides im Alter von fünf Jahren in Neckarweihingen erstmals auf dem Tenniscourt. „Am Anfang habe ich parallel noch Basketball gespielt, weil das mein großer Bruder gemacht hat. Aber mit der Zeit habe ich den Schwerpunkt auf Tennis gelegt“, berichtet Gavrielides, der Jüngste von drei Geschwistern. Nach dem Umzug der Familie nach Möglingen, begann der damals sechsjährige Liam in Asperg mit regelmäßigem Training unter Patrick Ceuca. Drei Jahre später folgte gemeinsam mit dem Coach der Wechsel nach Weilimdorf. „Ich war schon damals sehr ehrgeizig und habe mich früh Richtung Leistungssport orientiert. Bereits in der Grundschule habe ich ab und zu für Turniere gefehlt“, erinnert sich der Rechtshänder.

Ab 2016 spielte Gavrielides beim TK Bietigheim unter Robert Mazhara. Als 13-jähriges Talent sammelte er hier erste Erfahrungen im Erwachsenenbereich, kam für die Bietigheimer Männermannschaft in der Verbands- und Oberliga zum Einsatz. „Die Leute im Verein haben mich immer unterstützt. Und zu meinem alten Trainer habe ich noch Kontakt“, erzählt der Möglinger, der nach gut zwei Jahren in Bietigheim den nächsten Schritt gehen wollte.

Gemeinsam mit seiner Mutter zog Gavrielides nach Spanien und trainierte dort in Benidorm, bevor es 2020 kurz vor dem ersten pandemiebedingten Lockdown wieder zurück nach Deutschland ging – ins Internat der Tennisbase Oberhaching. Seither trainiert Gavrielides dort unter dem ehemaligen Profi und aktuellen deutschen Davis-Cup-Teamchef Michael Kohlmann. Die professionelle Ausrichtung macht sich mit ersten Erfolgen bezahlt. 2020 wurde Gavrielides Deutscher Jugendmeister im U16-Einzel, 2021 gewann er einige Junioren-Turniere und 2022 spielte er erstmals bei Junior Grand Slams.

Stärke ist Vorhand-Topspin

Trotz Erstrunden-Aus bei den Australian und French Open der Junioren war die Teilnahme ein Erfolg. „In Australien war man die ganze Zeit mit den Profis zusammen. Man isst am selben Ort, teilt sich die Umkleidekabinen. Da kommt dann Daniil Medwedew (Anm. der Redaktion: 2022 für 16 Wochen Weltranglisten-Erster) einfach mal rein“, berichtet Gavrielides, dessen Tennis-Vorbilder Rafael Nadal und Alexander Zverev sind. „Nadal durfte ich 2019 in Wimbledon kennenlernen. Bei seiner Vorhand habe ich mir viel abgeschaut“, berichtet er.

Vielleicht auch deshalb gehört der Vorhand-Topspin neben dem Aufschlag zu den Stärken des 1,90 Meter großen Gavrielides. Nach dem schwierigen Umstiegsjahr inklusive Bundesliga-Abstieg mit seinem aktuellen Verein TC Ludwigshafen sowie negativ garniert mit einigen krankheitsbedingten Ausfällen soll wieder angegriffen werden. Aktuell steht eine Trainingsphase in der Tennisbase an. Vier Stunden mit dem Schläger und zwei Stunden Kondition wird an einem normalen Tag trainiert.

Ziel: In drei Jahren in den Top 300

Wann die nächste Turnierphase startet, ist noch offen, genauso wie ein spezielles Karriereziel. „Ich habe mir keinen Plan aufgeschrieben, aber ich möchte dieses Jahr gerne in die Top 500 der Weltrangliste kommen, um dann in den nächsten zwei, drei Jahren den Sprung in die Top 300 zu schaffen“, sagt die aktuelle Nummer 1315 der Weltrangliste.

 
 
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