Theater Besigheim Aus Weinskandal mach Winzerfest

Von Gabriele Szczegulski
Eine Schlägerei in Zeitlupe sorgt auf dem Winzerfest 1950 für Unruhe – in der Fassung des Ensembles Rampenfieber von „Die Erfindung des Winzerfests“. Foto: /Oliver Bürkle

1950 wurde das große Fest zum ersten Mal ausgerichtet. Warum und wieso – das wird in dem stück „Die Erfindung des Winzerfestes“ von Rüdiger Erk und dem Ensemble Rampenfieber gezeigt.

Jakob, der knitze alte Besigheimer, weiß: „Wer beim Winzerfest seinen Deckel nicht findet, der ist selbst schuld“ – und meint mit Deckel die passende Liebste oder den Liebsten. Zudem weiß Jakob, der auch schon als Kind beim ersten Winzerfest 1950 dabei war: „Neun Monate nach dem Winzerfest gibt es viele neue Besigheimer“.

Jakob ist der rote Faden des Theaterstücks mit dem Titel „Die Erfindung des Winzerfests“, das sich der Besigheimer Theatermacher Rüdiger Erk ausgedacht hat und das auf einigen Tatsachen beruht. „Ich war schon immer daran interessiert, zu recherchieren, wie das Winzerfest eigentlich entstanden ist und was es mit dem Weinskandal zwei Jahre vorher auf sich hat“, sagt Erk. Das erste Winzerfest und der Besigheimer Weinskandal von 1948 hängen denn auch eng zusammen, wie man durch Erk und das Ensemble Rampenfieber erfährt.

Im zweiten Stock eines Gebäudes im Fritz-Areal hat Rampenfieber seine Dependance. Es ist voll in den Räumen, wenn für „Die Erfindung des Winzerfests“ geprobt wird. Denn außer den zirka 20 Schauspieler ist auch die Besigheimer Chorgemeinschaft mit 35 Sänger und Sängerinnen an Bord der Aufführung.

Chorgemeinschaft macht auch beim Theaterstück mit

Die Sänger und Sängerinnen singen nicht nur unter Leitung von Frank Eisele, sie spielen auch mit im Theaterstück. Und Chorleiter Siegfried Liebl hat sogar ein Lied für das Stück geschrieben – ein Winzerfest-Lied, wie die Vorsitzende der Chorgemeinschaft, Silke Grüdl, sagt. Rüdiger Erk hat jede Menge Material und Kniffe eingebaut, um die Komplexität des Geschehens Anfang der 1950er-Jahre im Weinort Besigheim zu zeigen.

Einerseits gibt es eine Liebesgeschichte auf dem ersten Winzerfest der Geschichte zwischen der jungen Frau Käthe (Maxi Widmayer) und dem ehemaligen französischen Kriegsgefangenen Jean-Baptiste (Emmanuel Almeras). Andererseits werden Gemeinderatssitzungen, eine absurde Gerichtsverhandlung um die Weinpanscherei sowie die knitzen Raffinessen der Besigheimer gezeigt. Prominente Besigheimer der damaligen Zeit kommen im Stück vor, wie Richard Duschek und seine Frau Olga, das Bürgermeisterehepaar Eberhard und Doris Frohnmayer. Und zwischen den einzelnen Szenen ordnet der Besigheimer Jakob den Ablauf etwas.

Die Besigheimer Winzer strecken ihren Wein mit Zucker

Der Prozess klärt den Weinskandal der Besigheimer Winzer, der verbürgt ist: Zu viel Zucker, „der ein rares Gut war, damals“, bestellen die Besigheimer bei der Landesversuchsanstalt und strecken damit – panschen also – ihren Wein und werden dabei leider erwischt. Keiner in ganz Württemberg will den Besigheimer Wein mehr trinken.

Was tun? Da kommt die Idee der Besigheimer Landjugend, den Fellbacher Herbst abzukupfern, gerade richtig. Doch der Besigheimer Umzug soll größer, schöner und besser sein als der Fellbacher – was der Winzerfest-Umzug denn auch bis heute ist.

Rüdiger Erk nutzt für den Prozess Elemente des absurden Theaters, greift, beispielsweise bei einer Schlägerei, auf die Slow Motion des Filmes zurück. Dann gibt es wieder Volkstheater-Elemente, Musical-Einsprengsel. Erk hat jede Menge Einfälle parat, wie man in den Proben sieht, um dem wichtigsten aller Feste in Besigheim gerecht zu werden.

Die Erfindung des Winzerfestes und seine Legende

Die Legende sagt, so erzählt Rüdiger Erk, dass der 21. August 1949 die Intialzündung für das Winzerfest gewesen sein muss. Am Wochenende um den

Aufführungstermine des Stücks „Die Erfindung des Winzerfests“ in der Stadthalle Alte Kelter in Besigheim durch das Theater Rampenfieber sind am Freitag, 10. November, und Samstag, 11. November, 20 Uhr, sowie am Sonntag, 12. November, 19 Uhr. Karten gibt es in Bernes Altstadthotel, im Buchladen im Dreigiebelhaus und online.

 
 
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