Theaterstück als Grundlage von Kooperation Coronakonforme Theaterproben

Von Gabriele Szczegulski
Die Klassen 11a und 11b des Helene-Lange-Gymnasium in Markgröningen proben das Stück „PikAss“, das in Zusammenarbeit mit dem PKC Freudental inszeniert wird.⇥ Foto: Martin Kalb

Das PKC und das Helene-Lange-Gymnasium arbeiten an dem Theaterstück „PikAss“ des jüdischen Autors Julius Marx.

Alles geht strikt nach den Corona-Regeln über die Bühne. Im wahrsten Sinne des Wortes: Mit Masken proben die Schüler der beiden elften Klassen des Helene-Lange-Gymnasiums am Theaterstück „PikAss“ des Freudentaler jüdischen Autors Julius Marx. Die Theaterarbeit begründet einen längerfristigen Kooperationsvertrag zwischen der Markgröninger Schule und dem Freudentaler Pädagogisch-Kulturellen Centrum Ehemalige Synagoge (PKC) in Freudental.

Nur zwei elfte Klassen

Auch aus Corona-Schutzmaßnahmen nehmen an den Proben und der im Juni stattfindenden Uraufführung des Stücks nur die beiden elften Klassen, nicht die stufenübergreifende Theater-AG teil. „Damit bleiben die sogenannten Kohorten unter sich“, sagt Michael Volz, der pädagogische Leiter des PKC, der die Initiative zu der Aufführung und der Kooperation gab.

Kurz nach seiner Amtsübernahme im Jahr 2019 entdeckte Volz in einer alten PKC-Publikation über den in Freudental aufgewachsenen Juden Julius Marx (die BZ berichtete) einen kleinen Hinweis auf ein Stück, das der Emigrant 1942 im Exil in der Schweiz geschrieben hatte. „PikAss“ war der Name. Volz suchte und fand das unveröffentlichte Manuskript im Archiv der Bildenden Künste in Berlin – um es daraufhin auch im Dachgeschoss der ehemaligen Freudentaler Synagoge zu finden.

Im Jahr 2019 war Lehrer Steffen Keim vom Helene-Lange-Gymnasium Markgröningen mit Schülern für ein Benefizkonzert im PKC zu Gast. Volz erzählte dem Leiter der Theater-AG von dem Manuskript. Die Idee, es aufzuführen, war geboren.

Schüler lernen Jonglieren

„Eine Besonderheit ist, dass unsere FSJ’lerin Lina Seditschka als ehemalige Schülerin des Gymnasiums in der Leitungsgruppe bei der Realisierung dieses großen Projekts und bei der Verbindung zwischen PKC und Schule eine tragende Rolle übernimmt“, sagt Volz. Sie bringt viele Jahre Theatererfahrung mit und hat extra für dieses Stück, welches in einem Zirkus spielt, mit Michael Volz jonglieren gelernt. Zusammen geben die beiden diese Fähigkeit weiter an die Jugendlichen der beiden elften Klassen. Sie wird auch die Jugendlichen vertraut machen mit dem Aufführungsort, erzählt Volz, „die Führungen in der Synagoge als Aufführungsort und auf den jüdischen Friedhof zum Grab des Autors Julius Marx sind schon vorbereitet“. Sie können aber derzeit wegen der Pandemie nicht stattfinden, die Proben schon, sagt Volz.

Die Welt besser machen

Wichtig, so Volz, sei auch die Auseinandersetzung der Schüler mit den im Stück behandelten Themen wie Ehre, Verantwortung, aber auch, so sagt er, die Welt, die als Zirkus dargestellt wird. Aber hinter der Show steht das ehrenhafte Bestreben, die Welt zu verbessern. Zudem wird die Frage behandelt, inwieweit Gewalt gegen eine Diktatur gerechtfertigt ist. Und inwieweit hat der Einzelne eine Verantwortung, Diktatoren zu stoppen.

Nebenbei, so erklärt Volz, komme auch ein traditionelles Frauenbild zum Tragen, das am Ende widerrufen wird. Zudem bleibt am Ende die Frage offen, wurde nur der Diktator gestoppt oder auch die Diktatur und vor allem, das war den Zirkusleuten wichtig, der Krieg. Nebenbei ist das Stück auch Ausdruck von Solidarität in einer Gruppe und es ist auch ein Stück über die Liebe. Denn: Anita und Picasso verlieben sich, mit dem Wissen, dass diese Liebe keine Zukunft hat.

Auch der Name der Hauptperson ist von Julius Marx nicht zufällig gewählt: Hiermit verdeutlicht er, dass vor allem Künstler in Gefahr sind, wenn Diktatoren herrschen.

 
 
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